Unis in MünchenDie Ludwig-Maximilians-Universität bekommt einen neuen Präsidenten

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Matthias Tschöp, 57, Medizinwissenschaftler, setzte sich bei der Wahl zum LMU-Präsidenten gegen seine einzige verbliebene Konkurrentin Francesca Biagini durch.
Matthias Tschöp, 57, Medizinwissenschaftler, setzte sich bei der Wahl zum LMU-Präsidenten gegen seine einzige verbliebene Konkurrentin Francesca Biagini durch. (Foto: Matthias Tunger)

Matthias Tschöp wird künftig der größten Universität Deutschlands vorstehen. Wer der neue Präsident ist , warum Bayerns Wissenschaftsminister Blume ihn für die "Idealbesetzung" hält -  und was Kritiker nun befürchten.

Von Katharina Haase

Matthias Tschöp wird der neue Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Das gaben die LMU sowie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst am Donnerstag bekannt. Die Wahl durch den Hochschulrat unter dem Vorsitz des französischen Mathematikers Jean-Pierre Bourguignon fand am Donnerstagmorgen statt. Gleich aus dem ersten Wahlgang ging Tschöp mit einem klaren Ergebnis von 15 zu fünf Stimmen als Sieger hervor.

Tschöp wird den amtierenden Präsidenten Bernd Huber im Oktober nach 23 Jahren Amtszeit ablösen. Er setzte sich gegen seine Konkurrentin um den Posten, die Mathematikerin Francesca Biagini, durch. Nach einer durch den Hochschulratsvorsitzenden Jean-Pierre Bourguignon und den Senatsvorsitzenden, LMU-Professor Armin Nassehi, getroffenen Vorauswahl waren Biagini und Tschöp die einzigen verbliebenen Kandidaten. Mit Biagini hätte zum ersten Mal auch eine Frau an der Spitze der LMU stehen können.

Matthias Tschöp, einst selbst Student an der LMU, ist Medizinwissenschaftler und wurde vor allem durch seine Arbeit auf dem Gebiet der Diabetes- und Adipositas-Forschung bekannt. Aktuell ist er der Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Helmholtz-Zentrums in München. Uni-Erfahrung sammelte er unter anderem als Gastprofessor an der Yale University und der University of Cincinnati. Seit 2011 ist der 57-Jährige Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München (TU). Im Jahr 2012 erhielt er zudem die Alexander-von-Humboldt-Professur, die als einer der wichtigsten und am höchsten dotierten Wissenschaftspreise weltweit gilt. Mit Tschöp erhielt diese Auszeichnung erstmals ein Mediziner.

„Es ist mir eine große Freude und Ehre, die Universität von Max Planck, Wilhelm Röntgen, Lise Meitner und Sophie Scholl in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dabei ist es vor allem die enorme Vielfalt dieser Exzellenzuniversität, die einzigartiges Potenzial bietet“, sagte Tschöp am Donnerstag in einem Telefonat mit der SZ. Von seinem Wahlsieg erfuhr der 57-Jährige demnach am späten Morgen durch einen Anruf des Senatsvorsitzenden Nassehi. „Es war für mich natürlich nicht abzusehen, dass ich gewinnen würde. Ich muss das jetzt erst mal verarbeiten.“

Angesprochen auf seine vielen Aufgaben, Funktionen und Tätigkeiten, die er derzeit erfüllt, sagte Tschöp: „Die Leitung als Präsident der LMU ist eine derart wichtige, schöne und herausfordernde Arbeit, dass für wenig anderes Zeit sein wird.“ Auch vor seinem offiziellen Amtsantritt im Oktober wolle er deshalb jede freie Minute nutzen, um so schnell wie möglich so viel wie möglich über die Uni zu lernen. Bernd Huber, der in diesem Jahr 65 Jahre alt wird und nicht erneut zur Wahl angetreten war, gratulierte seinem designierten Nachfolger in einem offiziellen Statement der LMU: „In meiner verbleibenden Amtszeit werde ich ihn in alle Entscheidungen und Vorgänge einbinden, um einen guten Übergang sicherzustellen“, so Huber. Er wünsche Tschöp zudem viel Glück und Erfolg.

Aus LMU-Kreisen war während der gesamten Bewerbungsphase immer wieder zu hören, dass Huber Biagini als Nachfolgerin bevorzuge. Biagini ist bereits seit 2005 nahezu durchgängig an der LMU beschäftigt und hat seit 2019 eines der Ämter als Vizepräsidentin inne. Auf Anfrage der SZ sagte Biagini, sie gratuliere Tschöp „zu diesem großartigen Ereignis“ und wünsche ihm alles Gute.

Obwohl beiden Kandidaten im Vorfeld gute Chancen auf den Sieg zugerechnet worden waren, fiel das Ergebnis letztlich klar aus. „Mit der Wahl von Matthias Tschöp ist es dem Hochschulrat gelungen, eine erfahrene und wissenschaftlich international renommierte Person zu gewinnen, die eine zukunftsweisende und erfolgreiche Führung der LMU in den nächsten Jahren verspricht. Wir freuen uns sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit“, erklärten Bourguignon und Nassehi gemeinsam in einer Mitteilung der LMU.

Kritiker hatten im Vorfeld befürchtet, dass die LMU unter der Führung von Tschöp weg von ihrer geisteswissenschaftlichen Prägung und hin auf einen wirtschaftsaffinen Kurs wie bei der TU getrimmt werden könnte. Andere wiederum sahen genau das als Chance, droht die TU doch derzeit der LMU ihren Rang als größte Uni Münchens abzulaufen.

Tschöp galt, wohl auch aus den oben genannten Gründen, zudem als der heimliche Favorit des bayerischen Wissenschaftsministers Markus Blume (CSU). Dieser zeigte sich nach der Wahl zufrieden. „Matthias Tschöp ist die Idealbesetzung für das Amt des LMU-Präsidenten – er vereint visionäre Führung mit starker Forschung. Als international führender Wissenschaftler seiner Disziplin und ebenso erfahrener wie erfolgreicher Wissenschaftsmanager bringt er alles mit, um die Exzellenzuniversität nach der Ära Huber weiter erfolgreich in die Zukunft zu führen“, heißt es in einem offiziellen Statement des Wissenschaftsministeriums. Zudem sagte Blume der SZ: „Ich habe das Gefühl, dass Professor Tschöp richtig Bock auf diese Aufgabe hat.“

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