Neuer Geo-Campus der LMU:„Das wird einen ganz neuen Wind durchs Department jagen“

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Glasfoyer und Aufenthaltsbereiche im Freien: Der neue Campus der Geo- und Umweltwissenschaften der LMU soll schon allein durch seine Architektur „die Leute reinziehen von der Straße“, wie Leiter Donald Bruce Dingwell sagt. (Foto: Visualisierung: Gerber Architekten)

Der Bau für den Campus der Geo- und Umweltwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität hat begonnen. Ende 2030 soll er fertig sein – und die Öffentlichkeit auf neue Weise einbeziehen.

Von Barbara Galaktionow

Im Münchner Klinikviertel südlich des Hauptbahnhofs ist Großes geplant: Bis Ende des Jahrzehnts soll an der Schillerstraße, Ecke Pettenkoferstraße ein neuer Campus für die Geo- und Umweltwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) entstehen. Und auch zwei geowissenschaftliche Staatssammlungen sollen hier einziehen. Denn die neue Einrichtung möchte sich nicht allein der Forschung widmen, sondern sich auch der Öffentlichkeit auf neue Weise öffnen.

Etwa fünf Jahre dauerten die Vorplanungen, mehr als anderthalb Jahre der Abbruch bestehender Bauten – am Dienstag wurde nun mit einem Spatenstich offiziell mit dem Neubau begonnen. Er soll Ende 2030 fertiggestellt sein und dürfte, nach derzeitigem Stand, 335 Millionen Euro kosten. Auf etwa 17 000 Quadratmetern sollen der LMU zufolge künftig rund 520 Studierende und etwa 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter neuen Bedingungen lernen, lehren und forschen.

Da ist zum einen die verbesserte Infrastruktur. Für eine naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung sei diese dringend notwendig, sagt Donald Bruce Dingwell, Direktor des Departments, der SZ. In den alten Gebäuden, etwa dem Siebzigerjahre-Bau in der Theresienstraße, seien die „Gebäudeservices“ nicht mehr passend. „Wir brauchen ein modernes Gebäude mit erhöhten Kapazitäten für Strom, Wasser und vieles andere.“

Donald Bruce Dingwell ist der Direktor des Departments für Geo- und Umweltwissenschaften. (Foto: Florian Peljak)

Wichtig ist Dingwell aber auch, dass die fünf Lehr- und Forschungseinrichtungen des Departments damit an einem Ort zusammengeführt werden. Bislang liegen die Geologie, Paläontologie und Geobiologie, Mineralogie und Petrologie, Kristallografie und Geophysik verstreut an drei Standorten um den Königsplatz, und das spiele eine Rolle „in der Politik und Mentalität“. Der Direktor geht davon aus, dass sich das mit dem gemeinsamen Standort zum Positiven verändert: „Alle sitzen dann Ellenbogen an Ellenbogen – das wird einen ganz neuen Wind durchs Department jagen.“ Wer hier dann ausgebildet wird, werde von vornherein fachübergreifend denken.

2016 waren 140 Millionen Euro Baukosten prognostiziert – nun sind es 335 Millionen Euro

Neu definiert werden soll auch das Verhältnis zur Öffentlichkeit. Das soll über den Bau selbst geschehen, der mit seiner zentralen Lage das Potenzial hat, in diesem Bereich wirksam zu werden. So hat das Dortmunder Büro Gerber Architekten das Gebäude mit einem großen verglasten Foyer gestaltet sowie mit zusätzlichen Aufenthaltsbereichen um den Bau herum, mit Sitzstufen und Grünflächen. Von der Schillerstraße bis zur Goethestraße wird das gesamte Areal auf öffentlichen Wegen passierbar sein. Im Innenbereich gruppieren sich die Laborbereiche um die Eingangshalle herum.

Das Gebäude wird für alle Interessierten zugänglich sein. Im Foyer ist eine Mischung geplant aus Dauerausstellungen der Bayerischen Staatssammlungen für Paläontologie und Geologie, wo bislang etwa Dinosaurier-Skelette gezeigt werden, sowie Mineralogie und aktuellen Ausstellungen zur Forschung aus dem Department. In Veranstaltungen soll zudem über die Arbeit der Forschungseinrichtung und deren Relevanz informiert werden – die der Direktor natürlich betont: „Was war vorher da, was wird der Erde angetan, wie wollen wir die Effekte davon abmildern?“ Das seien Faktoren, die man geowissenschaftlich betrachten müsse. Und Erkenntnisse in diesen Bereichen lieferten erst die „naturwissenschaftliche Säule“ für ökonomische und politische Debatten.

Die voraussichtlichen Kosten für das Bauprojekt, das ursprünglich bereits Mitte dieses Jahrzehnts fertiggestellt sein sollte, sind allerdings im Laufe der Jahre stark gestiegen. Als Grund für die Verzögerung nennt die Pressestelle der LMU ein Gerichtsverfahren wegen der Vergabe von Bauleistungen. Eine frühe Prognose von 2016 ging von 140 Millionen Euro aus, das Wissenschaftsministerium veranschlagt derzeit 335 Millionen Euro. Der Freistaat investiere hier eine Drittelmilliarde in beste Forschungsinfrastruktur, sagte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) beim Spatenstich. Der Betrag könnte der LMU-Pressestelle zufolge auf maximal 362 Millionen Euro anwachsen – dann inklusive möglicher steigender Inflation und „Risikopuffer für Unvorhergesehenes“. Bisherige Kostensteigerungen beruhten allein auf Preissteigerungen im Baubereich. Blume betonte den doppelten Nutzen des „Megaprojekts“ in der Innenstadt. Es biete zum einen den Geo- und Umweltwissenschaften eine neue Heimat. „Gleichzeitig setzen wir ein städtebauliches Ausrufezeichen.“

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