Süddeutsche Zeitung

Aktion auf dem Odeonsplatz:Ein Zeichen für den Zusammenhalt

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Etwa 1000 Menschen haben am Donnerstagabend mit Kerzen und Handylampen unter dem Motto "München wird sichtbar" signalisiert, welch große Rolle Demokratie, Vernunft und Respekt gerade zu Pandemie-Zeiten spielen müssen.

Von Sven Loerzer

Knapp 30 Jahre, nachdem Münchner Bürgerinnen und Bürger mit der Lichterkette ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gesetzt haben, steht nun ein Lichterstern für gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Pandemie. Mit Kerzen und Handylampen kamen die Menschen am Donnerstagabend unter dem Aufruf "München wird sichtbar" zum Odeonsplatz, um von dort ein positives Zeichen für Demokratie, Vernunft, Solidarität, Empathie und Respekt zu geben.

Die Lichter arrangierten die mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der Regie des Lichtkünstlers und Medienpädagogen Ulrich Tausend zu Bildern, um so vom Zusammenhalt zu künden, unter anderem war so der Schriftzug "Zusammenhalt" gut erkennbar. Bei einer Schweigeminute wurde der vielen Opfer der Pandemie gedacht.

Mit dem Aufruf zur angemeldeten Demonstration unter Einhaltung der Hygieneregeln wollten die drei Initiatorinnen Katrin Richthofer, Monika Löser und Christine Schorr die Sorge über die wachsende Radikalisierung bei Corona-Protestmärschen ausdrücken.

Den Initiatorinnen ging es dabei auch darum zu zeigen, dass eine breite gesellschaftliche Mehrheit die demokratischen Entscheidungen mitträgt, füreinander einsteht und die Folgen der Pandemie gemeinsam bewältigt. Der Lichterstern sollte außerdem für einen respektvollen, aggressionsfreien Umgang miteinander stehen und auch als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber allen verstanden werden, "die in den Zeiten der Pandemie engagierte Arbeit für die Gemeinschaft geleistet haben".

Der Aufruf verbreitete sich schnell über die sozialen Netzwerke und fand von Tag zu Tag mehr Unterstützer aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Der Anstoß für Katrin Richthofer, Mitbegründerin der katholischen Reformbewegung Maria 2.0 in München, war der Appell von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die "schweigende Mehrheit", nicht still zu bleiben, wenn Extremisten die Axt ans demokratische Urvertrauen legen: "Das traf bei vielen Menschen in meinem Umfeld einen Nerv. Also sind wir aktiv geworden." Die Resonanz war enorm, sie reicht von Vertretern der Politik über Glaubensgemeinschaften bis hin zur Nachtclub-Szene.

"Dass beispielsweise zeitgleich ein Bischof und ein Nachtclubbesitzer ihre Unterstützung angeboten haben, war ein fantastisches Zeichen dafür, dass wir wirklich die ganze Gesellschaft im Boot haben", freute sich Richthofer. Um dies deutlich zu machen, hatten die Initiatorinnen auch darum gebeten, keine Banner oder Fahnen von Organisationen und Verbänden mitzubringen, sondern nur Plakate zum Thema.

"Solidarität ist kein Spaziergang", betonte Ulrich Tausend. Katrin Richthofer würdigte in ihrer Rede all diejenigen, die ein Zeichen gegen die Pandemie gesetzt haben, weil sie sich zur Impfung entschlossen: "Nur weil 75 Prozent den Arm hingehalten haben, können wir heute wieder gesellschaftliches Leben wagen."

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