Sport:Und trotzdem bebt das Pub

Bunte Allianz Arena zum Christopher Street Day in München, 2018

Vielfalt ist in München willkommen, das hat die Stadt bei der Fußball-EM bewiesen, als viele Unternehmen und Orte wie die Allianz Arena in Regenbogenfarben leuchteten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Münchens Delegation kommt schnell darüber hinweg, dass die Gay Games 2026 nach Valencia vergeben werden. An der Bewerbung und ihrer Präsentation hat die Abstimmungsniederlage jedenfalls nicht gelegen.

Von Joachim Mölter

Man kennt das ja von allerlei Preisverleihungen: Um die Spannung zu erhöhen, ziehen die Zeremonienmeister die Bekanntgabe des Gewinners in die Länge. Das war nicht anders, als am Donnerstagabend im englischen Seebad Brighton der Ausrichter der Gay Games 2026 verkündet wurde, die Stadt also, in der sich in fünf Jahren die Bewegung der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendermenschen und queeren Personen, kurz LGBTQ, zu ihrem globalen Sportfest treffen soll. Also sprachen die Britin Joanie Evans und der Kanadier Sean Fitzgerald, Co-Vorsitzende der Federation of Gay Games (FGG), ins Mikrofon: "Der Ausrichter der Gay Games 2026 ist die Stadt..." - Pause, Pause, Pause und immer noch eine Pause, ehe es weiterging mit: "Valencia!"

Während die Spanier mit ihren Freudentänzen begannen im Royal Pavillon des Seafront Hotels, zogen die unterlegenen Mitbewerber aus München und Guadalajara still von dannen. "Wir waren alle sehr traurig, wir hätten es gern gemacht", berichtete Beppo Brem, einer der Initiatoren der Münchner Kandidatur. Verbittert waren er und seine Weggefährten und Mitstreiterinnen aber nicht, im Gegenteil: "Wir haben es dann richtig krachen lassen und hatten sehr viel Spaß irgendwann", berichtete der Grünen-Stadtrat am Tag danach: "Wir haben noch ein ganzes Pub zum Beben gebracht."

Die Münchner hatten ja durchaus ein wenig Grund zum Feiern. Die meisten Delegierten hätten ihnen bestätigt, dass sie die beste Bewerbung und die beste Präsentation vorgelegt hatten, erzählte Brem. Die entscheidenden Überlegungen bei der Generalversammlung der FGG seien aber letztlich eher politischer als fachlicher Natur gewesen: Nehmen wir was Solides wie München? Oder wagen wir was Neues?

Stadt und diverse Sponsoren hätten bereit gestanden

In Mitteleuropa waren die 1982 in den USA erstmals veranstalteten Gay Games gerade erst zu Gast, 2018 in Paris; auch in Deutschland fanden sie schon mal statt, 2010 in Köln. In einem spanischsprechenden Land waren sie indes noch nie, auch Lateinamerika wäre Neuland gewesen. Aber die mexikanische Stadt Guadalajara war den Delegierten wohl zu unsicher, deshalb votierten sie für Valencia.

Die Münchner Bewerber hatten auf die Unterstützung der Stadtspitze zählen können. Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte für den Fall eines Zuschlags bereits einen Zuschuss von 2,3 Millionen Euro versprochen; auch BMW, Allianz und Siemens hatten erklärt, sich als Sponsoren zu engagieren. Zudem warben Brem und Co. mit olympischem Flair und kurzen Wegen. Dank Olympiapark und Zentraler Hochschulsportanlage wären 80 Prozent der Sportstätten für die 34 Sportarten in einem kleinen Umkreis zu erreichen gewesen.

Martina Kohlhuber, Präsidiumsmitglied im Münchner Organisationskomitee, fand es "zwar schade um die viele Arbeit, die unser fast 50-köpfiges Team seit Jahren in die Bewerbung gesteckt hat". Aber auch sie gewann dem Ganzen einen positiven Aspekt ab: "Wir haben es ins Finale der letzten drei Bewerberstädte geschafft, das war schon ein großer Erfolg."

Wie es nun weitergeht, ist offen. "Wir haben so viel Zuspruch bekommen", resümierte Beppo Brem das Unternehmen: "Es gibt tausend Ideen, was man noch alles machen könnte. Mal sehen, was am Ende übrigbleibt."

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