Neuland:Abschied und Anfang

Lesezeit: 2 Min.

Der letzte Song im Krankenhaus: "Es war sehr schön, dass ich die Möglichkeit hatte, mich durch Musik zu verabschieden", sagt der Musiker Levin. (Foto: Kaan Muratoski)

Musik mit bewegender Geschichte, ein Safe Space für Schwarze Frauen und ein Lab ohne Leistungsdruck - Nachrichten aus dem jungen München

Von Laurens Greschat, Lisa Miethke und Thalia Schoeller

Abschied nehmen

Wer keine Freude mehr empfinden kann, leidet an Anhedonie. Danach hat Konstantin Molodovsky, 24, der sich als Musiker Levin nennt, nun sein erstes Solo-Album "Anhedoniac" benannt. In 15 Songs erzählt er darauf von traumatischen Erfahrungen, inneren Konflikten und emotionalen Rückschlägen der vergangenen drei Jahre. Besonders bewegend: "A Place That You Can't Leave Behind", ein Song, den er seinem verstorbenen Großvater widmete. Als im Januar 2021 der Anruf kam, dass dieser im Krankenhaus im Sterben lag, nahm Konstantin in nur knapp zwei Stunden einen Song für ihn auf. Weil seine Mutter wegen der Corona-Regelungen die Einzige war, die den Großvater ein letztes Mal besuchen durfte, spielte sie ihm den Song vor. "Mein Opa wollte ihn vier- bis fünfmal anhören, deswegen haben wir ihn auch auf seiner Beerdigung gespielt", sagt Konstantin. "Es war sehr schön, dass ich die Möglichkeit hatte, mich durch Musik zu verabschieden." Musikalisch bewegt sich das Album zwischen Alternative Hip-Hop, Indie-Pop und Emo-Rap.

Zusammenkommen

Einmal unter Menschen sein, die verstehen und zuhören. Lavinia Rath, 16, organisiert Abende für Schwarze Frauen. Um sich zu vernetzten, zu unterstützen und einfach zu reden, ohne aufklären zu müssen. "Wir als Schwarze Frauen haben es einfach satt, dass wir alles immer für die Außenwelt machen und nicht für uns selbst", sagt Lavinia.

Die Idee für ihre Treffen kam der Gymnasiastin, als sie Anfang Februar nach Veranstaltungen suchte, die sich mit Schwarzer Geschichte und Kultur auseinandersetzen. Räume für Schwarze Menschen fand sie kaum - Räume nur für Schwarze Frauen überhaupt nicht. "Ich wusste nicht, wo ich hingehen soll", sagt sie. Aus einem spontanen Kinoabend ist heute eine feste Gruppe von 15 Frauen geworden. "Es ist ein Raum nur für uns, wo wir reden dürfen", sagt Lavinia. Bei ihren Treffen kochen die Mitglieder traditionell afrikanische Küche, schauen Filme und tauschen sich über Probleme und Erfahrungen in ihrem Alltag aus. Für Lavinia ist die Gruppe inzwischen wie eine kleine Familie geworden: "Es war, als hätte ich Schwestern gefunden", sagt sie rückblickend. Anmelden kann man sich unter blackwomengettogether@gmail.com.

Freiraum nutzen

In der Schauburg in München gibt es mit "it's your own" jetzt einen freien Raum, in dem Kinder alle Mittel des Theaters haben, um zu machen, was auch immer sie wollen. Das Projekt gliedert sich in das LAB-Format ein, durch das die Schauburg schon seit Jahren aktive Zugänge zum Theater für junge Menschen schafft. Anders als alle LABs vorher, ist es allerdings kein theaterpädagogisches Angebot, denn es gibt keine Leitung. Auch von jeglichen Lern- und Leistungsgedanken möchte sich die Betreuerin des LABs, Solveig Schmucker, die selbst erst 21 Jahre alt ist, so weit entfernen wie möglich. "In der Schule wird einem von Anfang an beigebracht, dass es ein Richtig und ein Falsch gibt, und ich merke, wie sehr die Kinder das internalisiert haben. Wir im Theater versuchen dagegen zu arbeiten."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: