"Das haben sie jetzt mit ihrer Razzia erreicht", sagt die Demonstrantin und schaut zufrieden in die Runde. Hunderte Menschen haben sich am Donnerstagabend auf dem Münchner Marienplatz versammelt, um ihre Solidarität mit den Klimaschützern der "Letzten Generation" zu bekunden, die von bayerischen Sicherheitsbehörden unter dem Vorwurf verfolgt werden, möglicherweise eine kriminelle Vereinigung zu sein. Fahnen und Symbole verschiedener Gruppen der Klimabewegung sind in der Münchner Innenstadt zu sehen, neben denen der Letzten Generation auch solche etwa von "Extinction Rebellion" oder den "Parents for Future".
Harald Lesch: "Rote Linie überschritten"
Der Weg des zunächst nicht angemeldeten Demonstrationszugs wird erst vor dem Münchner Rathaus mit der Einsatzleitung der rund 100 bereit stehenden Münchner Polizisten ausgehandelt. Als sich die Protestierenden dann schließlich in Bewegung setzen, sind es 600 Menschen, darunter viele junge Leute, aber auch ältere Münchnerinnen und Münchner.
Er sei da, "weil jetzt eine rote Linie überschritten" sei, sagt Fernseh-Professor Harald Lesch in eine Kamera. "Es kann nicht sein, dass man euch behandelt wie Kriminelle." Man müsse den Aktionen der Letzten Generation nicht immer zustimmen, manches erfülle auch den Tatbestand der Nötigung, doch das rechtfertige "auf keinen Fall irgendwelche Razzien".
Von den Hausdurchsuchungen am Mittwoch waren auch Münchner Aktivisten der Letzten Generation betroffen. Es handle sich um eine "politisch motivierte Aktion, um Menschen einzuschüchtern und den Widerstand gegen das Weiter-so der Regierung zu behindern", hat eine Sprecherin der Gruppierung in die Ankündigung zum Protestmarsch geschrieben. Diese Ansicht teilen wohl die meisten Demonstrantinnen und Demonstranten, die bei ihrem stillen Protestmarsch auch die bayerische Staatskanzlei und das Innenministerium am Odeonsplatz passieren.
Ohne Parolen zu rufen sind sie unterwegs, so haben sie es mit der Polizei abgesprochen. Doch auf Plakaten steht: "Stoppt die Kriminalisierung der Klimabewegung", "Kein Missbrauch der Justiz" oder "Solidarität statt Repression". Kein Blockieren, kein Festkleben, keine Konfrontation mit den Einsatzkräften: Diese Zusagen halten die Protestierenden ein. Auf dem Odeonsplatz kommen sie am Ende zu einer Abschlusskundgebung zusammen.
Weitere Protestaktion am Mittwochabend
Auch eine weitere Solidaritätsdemonstration, die bereits am Mittwochabend am Münchner Friedensengel stattgefunden hatte, verlief ohne Zwischenfälle. Knapp 100 Menschen protestierten wenige Stunden nach der Razzia laut Münchner Polizei friedlich und zogen anschließend am bayerischen Landtag vorbei noch zum Max-Weber-Platz.