Reaktion auf Razzia:Rund 600 Menschen demonstrieren in München für die "Letzte Generation"

Reaktion auf Razzia: Unterstützung für die "Letzte Generation": Nicht nur Aktivisten der Gruppierung demonstrieren am Donnerstagabend in der Münchner Innenstadt. Hunderte andere Menschen zeigen sich solidarisch.

Unterstützung für die "Letzte Generation": Nicht nur Aktivisten der Gruppierung demonstrieren am Donnerstagabend in der Münchner Innenstadt. Hunderte andere Menschen zeigen sich solidarisch.

(Foto: Stephan Rumpf)

Viele junge Menschen zeigen sich nach den Durchsuchungen mit den Klimaaktivisten solidarisch, aber auch ältere. Und der aus dem Fernsehen bekannte Wissenschaftler Harald Lesch sieht durch die Polizeiaktion "eine rote Linie überschritten".

Von Martin Bernstein

"Das haben sie jetzt mit ihrer Razzia erreicht", sagt die Demonstrantin und schaut zufrieden in die Runde. Hunderte Menschen haben sich am Donnerstagabend auf dem Münchner Marienplatz versammelt, um ihre Solidarität mit den Klimaschützern der "Letzten Generation" zu bekunden, die von bayerischen Sicherheitsbehörden unter dem Vorwurf verfolgt werden, möglicherweise eine kriminelle Vereinigung zu sein. Fahnen und Symbole verschiedener Gruppen der Klimabewegung sind in der Münchner Innenstadt zu sehen, neben denen der Letzten Generation auch solche etwa von "Extinction Rebellion" oder den "Parents for Future".

Harald Lesch: "Rote Linie überschritten"

Der Weg des zunächst nicht angemeldeten Demonstrationszugs wird erst vor dem Münchner Rathaus mit der Einsatzleitung der rund 100 bereit stehenden Münchner Polizisten ausgehandelt. Als sich die Protestierenden dann schließlich in Bewegung setzen, sind es 600 Menschen, darunter viele junge Leute, aber auch ältere Münchnerinnen und Münchner.

Er sei da, "weil jetzt eine rote Linie überschritten" sei, sagt Fernseh-Professor Harald Lesch in eine Kamera. "Es kann nicht sein, dass man euch behandelt wie Kriminelle." Man müsse den Aktionen der Letzten Generation nicht immer zustimmen, manches erfülle auch den Tatbestand der Nötigung, doch das rechtfertige "auf keinen Fall irgendwelche Razzien".

Von den Hausdurchsuchungen am Mittwoch waren auch Münchner Aktivisten der Letzten Generation betroffen. Es handle sich um eine "politisch motivierte Aktion, um Menschen einzuschüchtern und den Widerstand gegen das Weiter-so der Regierung zu behindern", hat eine Sprecherin der Gruppierung in die Ankündigung zum Protestmarsch geschrieben. Diese Ansicht teilen wohl die meisten Demonstrantinnen und Demonstranten, die bei ihrem stillen Protestmarsch auch die bayerische Staatskanzlei und das Innenministerium am Odeonsplatz passieren.

Reaktion auf Razzia: Die Razzia gegen die Klimaschutz-Aktivisten sei politisch motiviert gewesen, davon gehen viele der Demonstranten aus.

Die Razzia gegen die Klimaschutz-Aktivisten sei politisch motiviert gewesen, davon gehen viele der Demonstranten aus.

(Foto: Stephan Rumpf)
Reaktion auf Razzia: Auch die Omas gegen Rechts fragen nach den Razzien bei Aktivisten der Letzten Generation, wer hier gegen das Gesetz verstößt.

Auch die Omas gegen Rechts fragen nach den Razzien bei Aktivisten der Letzten Generation, wer hier gegen das Gesetz verstößt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ohne Parolen zu rufen sind sie unterwegs, so haben sie es mit der Polizei abgesprochen. Doch auf Plakaten steht: "Stoppt die Kriminalisierung der Klimabewegung", "Kein Missbrauch der Justiz" oder "Solidarität statt Repression". Kein Blockieren, kein Festkleben, keine Konfrontation mit den Einsatzkräften: Diese Zusagen halten die Protestierenden ein. Auf dem Odeonsplatz kommen sie am Ende zu einer Abschlusskundgebung zusammen.

Weitere Protestaktion am Mittwochabend

Auch eine weitere Solidaritätsdemonstration, die bereits am Mittwochabend am Münchner Friedensengel stattgefunden hatte, verlief ohne Zwischenfälle. Knapp 100 Menschen protestierten wenige Stunden nach der Razzia laut Münchner Polizei friedlich und zogen anschließend am bayerischen Landtag vorbei noch zum Max-Weber-Platz.

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