Kommt er oder kommt er nicht? Noch ist Clemens Meyers zorniger Abgang beim Deutschen Buchpreis lebhaft in Erinnerung, da könnte schon der nächste drohen. Denn beim Bayerischen Buchpreis, der am 7. November von einer Jury vor versammeltem Publikum samt Autoren in München ausdiskutiert wird, steht sein Roman „Die Projektoren“ ebenfalls auf der Shortlist. Und damit nicht genug: Neben Meyer wird ausgerechnet wieder Martina Hefter sitzen, die in Frankfurt mit dem Preisgeld davonzog. Das Leben sorgt immer wieder für die schönsten Zufälle.
Der November, soviel vorab, wird in der Literatur ohnehin turbulent, jede Menge großer Namen kommen, Lesungen und Events sind zuhauf geplant. Um zunächst kurz beim Bayerischen Buchpreis zu verweilen: Etliche weitere Autorinnen und Autoren werden am 7. November in der Allerheiligen Hofkirche bangen. In der Belletristik ist als Dritte Alexandra Stahl im Rennen, ihr Roman trägt den etwas traurigen Titel „Frauen, die beim Lachen sterben“. Im Sachbuch ist Steffen Mau mit seinem Ost-West-Buch „Ungleich vereint“ nominiert, das Autoren-Trio Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schalk beschäftigt „Die Evolution der Gewalt“, und Oliver Schlaudt sieht Deutschland „Zugemüllt“. Wer nicht zum Live-Event eingeladen ist, kann auf Bayern 2 mithören – es wird spannend.
Auch sonst sind im November jede Menge prominenter Schriftstellerinnen und Schriftsteller live zu erleben. Insbesondere das Literaturhaus bietet ein hervorragendes Programm. Ulrich Wickert grüßt gen Frankreich (6.11.), Ulrike Draesner stellt ihr so anschauliches wie fein analysierendes autobiografisches Buch „Zu lieben“ über eine Adoption vor (7.11.), US-Pulitzer-Preisträger Richard Powers gibt sich die Ehre (11.11.) und David Grossman beleuchtet die verfahrene Situation in Israel (12.11., in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokuzentrum ebendort). Weiterer Prominenz in der zweiten Novemberhälfte soll hier nicht vorgegriffen werden, nur soviel: Auch Clemens Meyer ist im Literaturhaus angekündigt (18.11.). In welcher Laune er dann anreist? Siehe oben, siehe Wer-weiß.
An Großereignissen ist damit kein Ende: Im Haus der Kunst beginnt am 14. November die Münchner Bücherschau mit breitem Programm. Und im Lyrik Kabinett steht drei Tage lang das Werk des Dichters SAID im Mittelpunkt: Vom 7. bis 9. November wird der iranische Schriftsteller, der jahrzehntelang in München im Exil lebte, dort in Lesungen, Gesprächen und Vorträgen umfassend gewürdigt.
Auch das Kafka-Jahr ist übrigens, nur so eine kleine Erinnerung, noch nicht vorbei: Im Sudetendeutschen Haus wird die Ausstellung „Kafkas Spiele“ eröffnet (ab 8.11.), an der LMU die Autorin Magdaléna Platzová über „Das Leben nach Kafka“ berichten – gemeint ist das Leben seiner Geliebten Felice Bauer, die tatsächlich noch ein Leben nach der zweifachen Verlobung mit dem großen Zweifler hatte (13.11.).
Und wem das alles nicht genug ist, dem sei noch zugerufen: Wie wäre es mit der Lesung der britischen Bestseller-Krimiautorin Claire Douglas in der BMW-Welt (9.11.)? Mit einem Abend mit der Philosophin Barbara Bleisch, die im Café Luitpold ihr vielbeachtetes Sachbuch „Mitte des Lebens“ vorstellt (12.11.)? Mit der Feier von 40 Jahren Münchner Literaturbüro im Kim Kino (9.11.), drei lyrischen Ichs im Kunstverein (14.11.) und so vielem mehr? Wer jetzt nicht aus dem Haus geht, wer jetzt im Blättern allein bleibt, ist selbst schuld.