Was läuft in der Literatur:Herausragende Lesungen im November

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Martina Hefter, die diesjährige Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, kommt nach München. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Ob Anne Applebaum oder Navid Kermani, Amitav Ghosh oder Maja Lunde, Clemens Meyer oder Martina Hefter: Große Namen prägen die zweite Novemberhälfte in der Münchner Literaturszene.

Von Antje Weber

„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ Nicht gut, werden derzeit manche antworten, die den Buchtitel von Martina Hefter lesen. Schon viel besser, werden andere antworten, die den fein erzählten Roman nach der Lektüre zuklappen. Und wie die Stimmung wohl ist, nachdem man einen Abend mit der diesjährigen Gewinnerin des Deutschen Buchpreises besucht hat?

In München geben sich in diesen Wochen neben Martina Hefter (3.12.) zahlreiche weitere herausragende und bepreiste Schriftstellerinnen und Schriftsteller insbesondere im Literaturhaus die – rhetorisch etwas abgenutzte – Klinke in die Hand. Und was die Stimmung angeht, die sie verbreiten, so wird die wohl sehr unterschiedlich ausfallen.

Clemens Meyer zum Beispiel, nach seinem Eklat-Abgang beim Deutschen Buchpreis jüngst mit dem Bayerischen Buchpreis ruhig gestellt, dürfte in friedlicher Stimmung anreisen, um die von ihm eingeforderte Tiefe der Literatur mit seinem eigenen Roman „Die Projektoren“ unter Beweis zu stellen (18.11.). Es sollte ihm nur niemand erzählen, welchen Preis der am Tag vor ihm dort lesende Amitav Ghosh in diesem Jahr bekommen hat – denn dann könnte die Todsünde Neid doch wieder Oberhand gewinnen.

Der indische Schriftsteller Amitav Ghosh ist gleich mehrfach in München zu erleben. (Foto: imago images/Mirco Toniolo / AGF)

Der indische Schriftsteller hat in diesem Jahr den mit sage und schreibe 150 000 Euro dotierten Erasmus-Preis erhalten. Angesichts der existenziellen Themen, in die sich seine Bücher wie Echolote senken, wird ihm auch Meyer nicht den Respekt versagen können. Insbesondere der Klimawandel treibt Amitav Ghosh um – für ihn eine kulturelle Krise, da unsere Vorstellungskraft dafür nicht ausreiche. In München wird er darüber mehrfach sprechen: in einer Literaturhaus-Matinee anhand seiner Erzählungen „Der Fluch der Muskatnuss“ und seines Romans „Die Inseln“ (17.11.), bei einem Diskussionsabend im Ökologischen Bildungszentrum (19.11.) und einem Vortrag an der LMU (20.11.).

Schade, dass Ghosh nicht auf den Kollegen Lukas Bärfuss treffen wird, der fast zeitgleich in den Kammerspielen mit der Autorin Maja Lunde über „literarische Vorstellungskraft als politisches Mittel“ spricht (19.11.). Interessant wäre es, noch die Friedenspreisträgerin Anne Applebaum (Literaturhaus, 19.11.) dazuzusetzen oder Navid Kermani (Literaturhaus, 20.11.), der die Diskussion um den Aspekt Afrika erweitern würde. Und was wohl die israelische Dichterin Agi Mishol beizutragen hätte, die in München erst im Lyrik Kabinett liest (18.11.) und dann in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste den Horst-Bienek-Preis entgegennimmt (9.12.)?

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Wie sollen wir weitermachen, diese Frage treibt alle um. Darüber denkt auch der Autor Max Czollek in der Reihe „Aufbruchstimmung“ mit den Kollegen Hadija Haruna-Oelker und Necati Öziri nach (Stadtbibliothek im HP8, 26.11.). Manchmal aber möchte man sich nur einem intensiven Gefühl hingeben – in dieser Stimmung wäre man bei der Liveshow Traklsound richtig, in der Schauspieler von Paula Beer bis Tobias Moretti den Schmerz des expressionistischen Lyrikers spürbar machen (Volkstheater, 1.12.).

Wer Literatur schätzt, um Denken und Gefühle auszubalancieren, kann sich überhaupt vielfach inspirieren lassen. Nicht nur bei der Münchner Bücherschau (bis 1.12.), sondern auch bei Buchkunst-Tagen im Lyrik Kabinett (15.-17.11.) oder einem Markt der unabhängigen Verlage im Literaturhaus (30.11./1.12.). Möglicher (innerer) Dialog nach dem Bucherwerb: Hey guten Abend, wie geht es dir? Bestens – ich stärke gerade meine Vorstellungskraft.

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