Beim Projekt "Quartierswende" lief die Zusammenarbeit zwischen dem Verein Green City und dem Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel von Anfang an nicht ganz rund - abgesehen von der grünen Mehrheitsfraktion zeigten sich die Lokalpolitiker nun auch in der Schlussrunde wenig angetan von den bisherigen und geplanten Aktionen. Einmal mehr drehte sich die Kontroverse um den Mariannenplatz, den die Teilnehmer einer Online-Abstimmung im Frühjahr als einen von drei Orten für temporäre Umgestaltungen ausgewählt hatten - auch zulasten von Stellplätzen.
Nachdem sich Anwohner bereits Anfang 2020 gegen ein ähnliches Bürgerprojekt gewehrt hatten, verweigerten die Lokalpolitiker ihre Zustimmung und blieben dabei, auch nachdem Green City seine Pläne so weit reduziert hatte, dass nur noch zwei Parkplätze für zwei Monate entfallen wären. Nicht einmal für einen Aktionstag im September vorstellen kann sich der BA weiterhin die Vollsperrung der Verbindung zur Steinsdorfstraße. Der fünfköpfige Ferienausschuss strich daher einen erneuten Antrag von der Tagesordnung, da er aus Sicht von CSU, SPD und FDP nur das bereits abgelehnte Anliegen wiederholte.

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Die sonstigen Aktionen am Platz um die Lukaskirche hatte der Verein inzwischen, quasi am Gremium vorbei, umgeplant und auf den privaten Grund der Kirchengemeinde verlegt. Der Bezirksausschuss war also lediglich zu einer Einschätzung aufgerufen und hat an sich auch wenig einzuwenden gegen einen "Infowürfel", der zugleich als Tausch- und Ausstellungsregal dient, sowie gegen eine Pergola mit Sitzmobiliar.
Dennoch entspann sich eine teils gereizte Grundsatzdiskussion, vor allem um Anspruch und Wirklichkeit der bisherigen Aktionen am Isartor- und vor allem am St.-Anna-Platz. Kritisch äußerte sich unter anderem Stefanie Wagner-Schroiff (FDP), nach deren Eindruck im Herzen des Lehel "vieles nicht geglückt" ist. Als Fehlentscheidung hätten sich vor allem die Gemüsebeete in der Nähe einer lauten, staubigen Baustelle erwiesen. Rankpflanzen seien ohne Aufstiegshilfen verkümmert, Tomaten im Dauerregen matschig geworden. Kurzum, so Stefanie Wagner-Schroiff, eine "unerfreuliche Veranstaltung", wenn nicht gar "absoluter Nonsens - wie soll ich darauf vertrauen, dass es anderswo besser wird?". Fraglich bleibt für Stefanie Wagner-Schroiff überhaupt, ob "einer der schönsten Plätze Münchens eine Quartierswende braucht".
Green-City-Vertreterin Verena Greimel räumte ein, dass die Aktion auch unter der Witterung gelitten habe, nimmt aber ein "anderes Feedback" vom St.-Anna-Platz mit, zum Beispiel viel Lob von den Besuchern und Bewohnern der benachbarten Senioreneinrichtungen. Eine Auskunft, die Wolfgang Püschel (SPD) "als Veralberung meiner Person" empfand. Er glaube kaum, "dass die Leute froh sind, vergammelte Tomaten zu sehen" - von ihrem Anbau verstehe er übrigens auch etwas.

Leicht verwundert über die gärtnerische Kompetenz-Debatte, bat die BA-Vorsitzende Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) darum, aus dieser doch wenigstens "etwas Aggression herauszunehmen" und stellte sich im Übrigen hinter die Green-City-Aktionen. Von diesen grundsätzlich enttäuscht zeigte sich dagegen Stefan Blum (CSU), zumal, wenn man bedenke, "mit welchem Tamtam und Blabla" sie gestartet worden seien. Von der noch ausstehenden Aktion am Mariannenplatz fühlt sich Blum also bestenfalls "nicht gestört".
Zumindest dort könne das Konzept von Green City halt schon deshalb wenig Eindruck machen, weil es vom BA arg gestutzt wurde, hielt Vereinsvertreterin Verena Greimel dem entgegen. Ein Fazit, dem Andrea Stadler-Bachmaier sich in ihrer Rolle als Vorsitzende nicht ausdrücklich anschließen, dem sie aber auch keineswegs widersprechen wollte. Zusammen mit ihrer Grünen-Kollegin Ilga Fink stimmte sie dem Projekt schließlich ausdrücklich zu, während es Püschel, Blum und Wagner-Schroiff für die übrigen Fraktionen bei einer "positiven Kenntnisnahme" beließen.