Natur in München:Die Bäume dürfen weiter wachsen

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Die städtische Baumschule im Landschaftspark West bleibt erhalten: Rund 15 000 Bäume und 20 000 Sträucher wachsen auf dem Gebiet. (Foto: Catherina Hess)

Der rund 200 Hektar große Landschaftspark West ist nicht nur als Freizeitoase, sondern auch für den Klimaschutz von großer Bedeutung. Die Stadt hat das nach vielen Protesten erkannt - und verzichtet auf eine Bebauung.

Von Ellen Draxel

Der massive Protest von Bürgern und Lokalpolitikern aus Pasing, Laim und Hadern hat gefruchtet: Der Landschaftspark-West bleibt eine grüne Oase. Eine neue Siedlung mitten im Grünen, wie anfangs von Stadtbaurätin Elisabeth Merk skizziert, entsteht dort nun doch nicht.

Die Entscheidung hatte der Stadtrat bereits vorigen Sommer weitgehend vorweggenommen. Doch jetzt hat das Planungsreferat die Forderung des Rathauspolitiker in eine Beschlussvorlage gegossen, der man, wie Thorsten Kellermann (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Pasinger Stadtteilgremiums lobend bemerkte, die "große Mühe" ansieht, die sich die Verwaltung damit gegeben hat. Kellermann weiß, wovon er spricht, der Physiker ist stellvertretender Vorsitzender des Bundes Naturschutz in München. Pasings Stadtteilvertreter haben der Vorlage denn auch zugestimmt - ebenso wie ihre Kollegen aus Laim, die das absolute Aus für eine Bebauung aber noch stärker betont wissen wollen. In Hadern behandelt der Bezirksausschuss das Thema erst Mitte April.

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Der rund 200 Hektar große Park, das ist der Verwaltung inzwischen bewusst, ist bioklimatisch enorm wichtig. Nicht nur für die angrenzenden Quartiere, sondern für die gesamte Stadt. Denn die von der Würm im Westen bis zur Willibaldstraße im Osten reichende Grünzone liegt inmitten einer Kaltluftleitbahn, die an heißen Sommertagen kühle Luft aus dem Umland in die Stadt leitet. Außerdem, so die Behörde, wiesen die unversiegelten Flächen "eine sehr hohe Bedeutung für den städtischen Wasserhaushalt auf", weil sie den Regen versickern ließen - angesichts der erwarteten Zunahme an Starkregen-Ereignissen infolge des Klimawandels ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Von einer Bebauung freigehalten werden soll deshalb auch der 35 Hektar umfassende Bereich des Grünzugs, der die städtische Baumschule beherbergt. Weder wird die Feuerwache 3 vom Heimeranplatz an diesen Standort verlagert, wie eine Weile überlegt wurde. Ein Feuerwehr-Neubau soll stattdessen an der Landsberger Straße 332 unweit der Laimer Unterführung entstehen, sobald das derzeit als Lagerfläche für die Baumaßnahmen zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke genutzte Grundstück bebaubar ist.

Die Notstrom-Anlage wird an einem anderen Platz errichtet

Und auch eine Anlage, die zur Notstromversorgung der drei neuen U5-Bahnhöfe Willibaldstraße, Am Knie und Pasing notwendig ist, wird auf dem Baumschulgelände keinen Platz finden. "Temporär", so die Stadtplaner, würden auf dem Areal zwar Flächen für die Baustelleneinrichtungen zur Verlängerung der U5 benötigt. Aber die Notstrom-Anlage selbst soll dann zwischen der Josef-Felder-Straße, der Landsberger Straße und den Bahngleisen errichtet werden.

Seit 1937 existiert die Baumschule an der Willibaldstraße nun schon. Sie liefert die Pflanzen für das Münchner Stadtgrün: Rund 15 000 Bäume und 20 000 Sträucher wachsen auf dem Gebiet, auch seltene Baumarten und solche, deren Eignung für die Zukunft erst noch getestet werden muss. Für München ist die Anlage "unverzichtbar" - ohne sie, betont man beim Baureferat Gartenbau, gäbe es zum Nachpflanzen nicht genug Bäume. Außerdem habe München dank der Erfahrungen auf dem Gelände eine "deutschlandweit führende Kompetenz bei der Entwicklung von Substraten, Pflanztechniken und beim Testen von Klimabäumen".

Der Landschaftspark ist ein wichtiger Freizeit-Ort für den Münchner Westen. (Foto: Catherina Hess)

Abgesehen von ökologischen Aspekten ist der Landschaftspark-West auch ein zentrales Naherholungs-Dorado. Mit Spielplätzen, Biotopen, einer Streuobstwiese, einer Dirt-Bike- und einer Bogenschieß-Anlage. Ein Refugium mit Krautgärten, Wäldchen und Äckern, in dem sich selbst bedrohte Tierarten wie der Laubfrosch oder die Feldlerche wohlfühlen. Und in dem Besucher in einigen Jahren dank eines digitalen Baumschullehrpfads auch Wissenswertes erfahren können - sofern der Stadtrat dem Antrag von Stadtbaurätin Elisabeth Merk zustimmt.

Eines allerdings fehlt nach wie vor. Ein Schutzstatus für den Park. Das Planungsreferat bietet an, "nach Maßgabe der finanziellen Kapazitäten" bei der Prüfung der Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des Grünzugs behilflich zu sein. Ziel soll zudem sein, sich enger mit der Gemeinde Gräfelfing zu vernetzen, um langfristig einen "Landschaftspark Würm" zu etablieren.

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