Verkehr:Schieben im Flaschenhals

Umbau der Laimer Röhre in München, 2019

Beengte Verhältnisse: Die Umbauarbeiten in der Laimer Unterführung gehen auch in diesem Jahr weiter. Sollten die Radler absteigen müssen, stellt sich die Frage, wer das kontrolliert.

(Foto: SZ-Archiv/Robert Haas)

Im Zuge des Komplett-Umbaus des S-Bahnhofes werden sich Radler und Fußgänger weiterhin in der Laimer Unterführung gefährlich nahe kommen. Nun wird über eine Absteigpflicht in der engen Durchfahrt diskutiert

Von Andrea Schlaier

Nach dem Verdruss ist vor dem Verdruss. Durchaus wahrscheinlich, dass es dieses Jahr wieder ein recht unerfreuliches und womöglich auch gefährliches Gerangel in der Laimer Unterführung zwischen Radlern und Fußgängern geben wird. Denn im Zuge des Komplett-Umbaus des Bahnhofes soll im Frühjahr (Mai/Juni) und Herbst (August/September) für jeweils acht Wochen neuerlich die westliche Seite des Tunnels mittels einer Holzkonstruktion eingehaust werden und damit eine Art Röhre in der Röhre für Zweibeiner und Zweiräder entstehen. Thomas Brigl hat dies die Mitglieder des Laimer Bezirksausschusses unlängst wissen lassen und auch, dass es noch unklar sei, wie die beiden Verkehrsgruppen diesmal so durch den Flaschenhals gelotst werden, dass sie einigermaßen friedlich und sicher aneinander vorbeikommen.

Im vergangenen Jahr hatte es massive Kritik von Passanten und Politikern aus Laim und Nymphenburg gehagelt, als für mehrere Wochen eine zusätzliche Holzkonstruktionen installiert worden, und Fußgänger und Biker gemeinsam sowohl in die eine wie die andere Richtung geschleust worden waren. Vor allem Fußgänger und Eltern von Schulkindern hatten geklagt, dass viele Radler zu schnell und rücksichtslos durch den engen Raum zischten und dadurch die übrigen Verkehrsteilnehmer in Gefahr brächten. Die Tage hat auch noch die ÖDP-Stadtratsgruppe nachgefasst und in einem Antrag ans Rathaus gefordert, "dass endlich ein funktionierendes Sicherheitskonzept für Fußgänger und Radler" in der Unterführung erstellt wird.

An die "besonders gefährliche Situation" erinnerte Daniel Haas (Grüne) in der Laimer Sitzung nun noch einmal: "Den Knotenpunkt, wo die Treppen am S-Bahnabgang unten auf den Weg treffen, sollte man nächstes Mal besser lösen." Kollege Alexander Schöttl (CSU) machte an die Adresse des Verkehrssachverständigen Brigl gerichtet gleich weiter: "Meine Bitte wäre, dass man aus der Erfahrung vom letzten Mal lernt und Fußgänger und Radler trennt." Sowohl von Laimer wie von Nymphenburger Seite war zuletzt immer wieder gefordert worden, bei einer sich wiederholenden Verengung die Durchfahrt für Radler zu sperren. Auch der Chef der Neuhauser Polizeiinspektion Thomas Madl hatte dafür plädiert, Biker dann zum Absteigen zu verpflichten. "Wenn's der Sicherheit dient", argumentierte im Laimer Bezirksausschuss Alexandra Gaßmann (CSU), "müssen sie ihr Radl halt durch die kleine Strecke schieben". Und auch SPD-Sprecherin Martha Mertens schien dies "das kleinere Übel zu sein".

Bislang hatte sich das Kreisverwaltungsreferat dem Vorschlag nicht anschließen wollen, und Thomas Brigl zeigte sich in der Sitzung des Laimer Stadtteilgremiums nur bedingt aufgeschlossen. "Der Wunsch ist vielfach an uns herangetragen worden." Man habe die Polizei deshalb um eine Aufstellung gebeten, ob es in der zurückliegenden Zeit zusätzlich zu vielen Unfällen gekommen sei, und warte nun noch auf das Ergebnis. Der "Knackpunkt" sei für ihn, Brigl, aber, ob die Polizei auch in der Lage sei, die Absteigregelung entsprechend zu kontrollieren. "Wenn das nicht kontrolliert wird, wird sich keiner danach richten und es steigt nur der Aggressionsspiegel." Außerdem seien Radfahrer auch Verkehrsteilnehmer, die Rechte hätten und die müssten mit berücksichtigt werden. "Es ist nicht undenkbar, dass Radler mal absteigen müssen, aber das ist "eine hochpolitische Sache." Brigl verwies auf einen "alten Stadtratsbeschluss", in dem festgehalten sei, "dass es das nicht gibt, dass Radler absteigen müssen". Ausschusschef Josef Mögele (SPD) schüttelte den Kopf; "Wenn es das letzte Mittel ist, dass Radler absteigen sollen, dann ist mir scheißegal, was der Stadtrat sagt!"

Rechtzeitig informiert werden will man auf jeden Fall in den Vierteln hüben wie drüben des S-Bahn-Tunnels. Bereits klar sei schon jetzt, so erklärt Thomas Brigl, dass auch die Pkw-Fahrbahn in der Laimer Röhre 2020 "häufiger gesperrt" werden müsse. Die Rede sei von einem, fünf und auch mal von zehn Tagen. Die genauen Termine stünden allerdings noch nicht fest.

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