Süddeutsche Zeitung

Gotthardstraße in Laim:Hunderte Bäume sollen weichen - Empörung bei den Grünen

Für die Verlängerung der U 5 sollen mehr als 700 Bäume entlang der Gotthardstraße gefällt werden. Jetzt prüft der Gartenbau, ob zumindest die Verpflanzung einzelner Exemplare möglich ist.

Von Andrea Schlaier, Laim

Ein Haufen Holz: Voraussichtlich im Januar 2022 sollen Hunderte Bäume entlang der Gotthardstraße weichen, um Platz zu machen für die Bauarbeiten zur Verlängerung der U5 vom Laimer Platz zur künftigen Station Willibaldstraße und weiter nach Pasing. Ob die Stämme aber tatsächlich fallen oder teilweise umgepflanzt werden, ist noch nicht geklärt. Wie der städtische Gartenbau jetzt dem Bezirksausschuss Laim auf Nachfrage mitgeteilt hat, wird derzeit "der betroffene Baumbestand im Rahmen einer gutachterlichen Untersuchung aufgenommen".

Die Regierung von Oberbayern hat im Frühjahr alle drei Abschnitte der U-Bahn-Verlängerung (Willibaldstraße/AmKnie/Pasing Bahnhof) genehmigt und auch die Finanzierung scheint zu stehen, seit das Bundesverkehrsministerium Anfang August die entsprechenden Fördermittel zugesagt hat. Das Großprojekt ist damit wohl in trockenen Tüchern, doch einen Makel hat es für etliche Anwohner und viele Naturschützer: Im Zuge der Bauarbeiten sollen entlang der Gotthardstraße, so die ursprüngliche Planung, mehr als 700 Bäume gefällt werden.

Doch wird neuerdings von städtischer Seite geprüft, ob und in welchem Umfang die Verpflanzung einzelner Bäume sinnvoll und möglich ist. Das jedenfalls hat der städtische Gartenbau gerade die Mitglieder des Bezirksausschusses Laim wissen lassen. "Hierbei ist neben der Vitalität der Bäume auch entscheidend, ob eine Verpflanzung technisch möglich ist." Sobald die Untersuchung abgeschlossen sei, werde der Bezirksausschuss in Kenntnis gesetzt und über das weitere Vorgehen informiert.

Das Gremium hatte in Person seines Vorsitzenden Josef Mögele (SPD) im August entsprechend nachfragen lassen. Auf den Weg geschickt hatte ihn, wenn man so will, ein Vorstoß der Grünen aus dem Gremium. Die wollten im August einen Dringlichkeitsantrag zur Sache stellen und darin die Gartenbauabteilung des Baureferats eben auffordern, entlang der Gotthardstraße möglichst viele Bäume zu verpflanzen, anstatt sie zu fällen. Die Mehrheit aus SPD und CSU hatte sich aber gegen den förmlichen Antrag gestellt und stattdessen Mögele um persönliche Intervention gebeten - inhaltlich war man sich mit den Grünen einig. Und jetzt brauche man den alten Antrag auch nachträglich nicht mehr zu stellen, nachdem inzwischen die informelle Antwort der Behörde an den Ausschuss vorliege - so argumentierte in der jüngsten Sitzung wieder die SPD/CSU-Mehrheit; den Verwaltungsaufwand und die damit verbundenen Kosten könne man sich sparen.

Unverständnis herrscht darüber bei den pikierten Grünen als stärkster Fraktion im Rund, die mit ihrem Antrag so zum zweiten Mal an der SPD/CSU-Mehrheit im Ausschuss abgetropft sind. Der "inoffiziellen Antwort" mangle es doch an Verbindlichkeit, so die Befürchtung von Christian Hartranft (Grüne), dem Vorsitzenden des Unterausschusses Mobilität. Ausrichten konnte er mit diesem Argument freilich nichts. Mit der neuen Amtszeit und geänderten Mehrheiten ist im Bezirksausschuss Laim eingezogen, was viele Wahlperioden davor verpönt war: formalistisches Gerangel trotz inhaltlicher Übereinstimmung.

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SZ vom 27.09.2021/kafe
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