Stadtentwicklung in Laim:Ein Bürogebäude mit 1000 Arbeitsplätzen

My.O, grünes Bürogebäude an der Stammstrecke in Laim. Wotanstraße / Christoph-Rapparini-Bogen

Mit einer Besentechnik gestrichen, um ein unregelmäßiges Profil zu erzeugen: Nicht nur beim Namen - "My O", was für "My Office" steht - haben sich die Schöpfer einiges einfallen lassen, um Aufmerksamkeit zu heischen.

(Foto: Florian Peljak)
  • Das neue grüne Gebäude an der S-Bahn-Station Laim polarisiert: Die einen finden es gelungen, die anderen finden: Weiß hätte es auch getan.
  • Entstanden ist das schon seit einiger Zeit fast vollständig vermietete Bürogebäude "My O" auf einer ehemaligen Bahnfläche.
  • Die grüne Farbe soll an Münchner Gebäude aus dem 20. Jahrhundert erinnern.

Von Sebastian Krass

Weiß, weißgrau, schmutzigweiß - und dann ist da plötzlich dieses Grün, auf einer Breite von 250 Metern. Der Effekt, auf den dieses neue Gebäude angelegt ist, er funktioniert. Er funktioniert auch deshalb, weil die Fassaden, die man auf einer Bahnfahrt am Stadtviertel Hirschgarten entlang sieht, farblich so eintönig sind.

Ein "Eyecatcher" solle der Bürokomplex mit dem Namen "My O" (steht für: "My Office") an der S-Bahn-Station Laim sein, sagt Norbert Stangelmayer, Leiter der Münchner Niederlassung des Immobilienkonzerns CA Immo, der das Gebäude gebaut hat. "Das Grün hat gespalten", erzählt Stangelmayer über die Gespräche mit Mietinteressenten. "Die einen waren begeistert, die sahen darin eine gute Adressbildung für ihr Unternehmen. Andere haben gesagt: Weiß hätte es auch getan."

Die gegensätzlichen Urteile machen dieses zudem so prominent gelegene Gebäude bedeutsam für die Architektur in München, die gern - und dabei oft unangemessen pauschal - als gleichförmig und wenig ambitioniert gescholten wird. Das ist dieser Bau definitiv nicht. Auch deshalb war er zweimal Thema in der Stadtgestaltungskommission, die den Stadtrat zu Bauprojekten von besonderer Bedeutung berät.

Dass das Gebäude auch jetzt, da es fast fertig ist, keine uneingeschränkte Zustimmung findet, ist für die Architekten, die es entworfen haben, völlig in Ordnung. Es sei nur gut, wenn über Architektur diskutiert und auch gestritten werde, sagt Robert Neuberger vom Büro Maier Neuberger, "das müsste es viel öfter geben". Sein Kollege, der Projektleiter Frank Herrnberger, ergänzt: "Sonst geht es in der Architektur oft darum, nicht anzuecken, wir wollten es anders machen."

Anna Hanusch, Stadträtin und Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg, kann mit dem markanten Neubau in ihrem Viertel gut leben. "Als ich das erste Mal die Simulation gesehen habe, war ich positiv überrascht, weil es im Vergleich mit dem Hirschgarten ein mutiger Entwurf war", sagt die Grünen-Politikerin, die von Beruf Architektin ist.

Der damalige Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sagte beim Richtfest, ihn erinnere das Gebäude an "selbstbewusste historische Fabrikgebäude". Entstanden ist das schon seit einiger Zeit fast vollständig vermietete "My O", das auf 25 000 Quadratmetern Geschossfläche Platz für etwa 1000 Beschäftigte bietet, auf einer ehemaligen Bahnfläche.

Nach Süden grenzt es an die Gleise, nach Westen an die Wotanstraße, die aus der Laimer Unterführung kommt. Und im Osten schließt es auf kuriose Weise an ein blasses weiß-graues Wohngebäude an. Ein wesentliches Ziel der Architekten war es, dass das Bürogebäude trotz seiner Breite nicht wie ein Riegel wirkt. Deshalb ist es in Abschnitte mit fünf und sieben Geschossen unterteilt.

Außerdem gehört zum Komplex ein alleinstehendes sechsgeschossiges Gebäude zur Wotanstraße hin. Die Fassade hat neben der Farbe ein zweites auffallendes Merkmal: die Bögen in den Erdgeschossen und Dachgeschossen. Man habe sich dabei von Hamburger Kontorhäusern inspirieren lassen, erzählt Neuberger, "nur dass sie da in Klinker gebaut sind".

Besonders ins Auge stechen die Bögen oben, wo sie "einen großen Abschluss schaffen sollen", wie der Architekt erklärt. Hinter diesen Bögen allerdings stecken je zwei Stockwerke. Die Architekten hätten sich jeweils ein richtig hohes Stockwerk vorstellen können - der Bauherr CA Immo aber nicht, das hätte wertvolle Mietfläche gekostet.

Und die Farbe, wie kamen die Architektinnen und Architekten auf das Grün? "Es gibt in München ein paar sehr schöne grüne Häuser aus den Zehner- und Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts", sagt Robert Neuberger. Als ein Beispiel nennt er eine Wohnanlage von 1927 an der Pilgersheimer Straße in Untergiesing (unter Anwohnern bekannt als "die Schildkröte"); ein anderes Beispiel sei das 1913 fertiggestellte Polizeipräsidium an der Ettstraße.

Diesen Farbton ungefähr zu treffen, sei gar nicht leicht gewesen. "Noch sieht das Haus auch sehr geleckt aus, aber es soll nachaltern", sagt Neuberger. Die Fassade ist auch nicht glatt, sondern mit einer Besentechnik gestrichen, die ihr ein unregelmäßiges Profil gibt.

Bei einem Rundgang fallen zudem viele Details auf: grüne Kacheln etwa, mit denen die unteren Bögen eingefasst werden und die drinnen an den Eingängen zu den Aufzügen wieder auftauchen. Ebenso die eigens angefertigten Lampen, die draußen die Eingangsloggien anstelle von Vordächern beleuchten, drinnen die Treppenhäuser.

In manchen Büros arbeiten schon Menschen, ein Unternehmen für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung ist bereits eingezogen. Das IT-Beratungsunternehmen Pentasys bereitet den Einzug vor, ebenso wie das russisch-tschechische Software-Unternehmen Jetbrains, das etwa die Hälfte des "My O" angemietet hat und sich "sehr hochwertig und autark" einrichte, mit eigener Kantine und Fitnessraum, wie Stangelmayer erzählt.

Offen ist nun noch die Frage der künftigen Anbindung des "My O" an die S-Bahn-Station. Derzeit ist dazwischen nämlich noch die große Baustelle für die Umweltverbundröhre in der Laimer Unterführung, die gemeinsam mit der zweiten Stammstrecke entsteht. Stangelmayer rechnet deshalb damit, dass es erst in fünf bis acht Jahren eine direkte Verbindung geben wird.

Dann soll dort auch ein Platz mit einer Freitreppe zum erhöht gelegenen Bürokomplex entstehen. Die Stadtteilpolitikerin Anna Hanusch wünscht sich einen Ort, der auch für die Öffentlichkeit von Nutzen ist: "Wir brauchen in der Ecke noch etwas zum Essen und Sitzen."

Zur SZ-Startseite

Augsburg
:Ist das Geschichte oder kann das weg?

Auf dem Augsburger Reese-Areal sollen die letzten US-Kasernen zugunsten von Wohnungen verschwinden. Eine Initiative will das historische Erbe bewahren - ohne Neubauten zu verhindern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: