Süddeutsche Zeitung

Immobilienmarkt:Ladenmieten brechen ein

Die Preise sinken um bis zu elf Prozent. Damit hinterlässt die Corona-Pandemie erstmals deutliche Spuren auf dem Münchner Immobilienmarkt.

Von Sebastian Krass

Die Corona-Pandemie hinterlässt erstmals deutliche Spuren auf dem Münchner Immobilienmarkt: Die Ladenmieten in München sind stadtweit eingebrochen, innerhalb eines halben Jahres um 6,8 bis 11,1 Prozent. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Gewerbemarktbericht Herbst 2020 der Maklervereinigung IVD Süd hervor. "Normalerweise liegen die Mieten so stabil wie ein Supertanker im Wasser", sagt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, "aber der Lockdown im Frühjahr und jetzt der Lockdown light haben den Einzelhandel hart erwischt." Für ein Ladenlokal mit 80 Quadratmetern Fläche in der Fußgängerzone lag demnach die Miete im Frühjahr bei 410 Euro pro Quadratmeter, im Herbst waren es 370 Euro. In Stadtteilzentren wie am Rotkreuzplatz oder am Pasinger Marienplatz sank die Miete von 95 auf 88 Euro.

Da es viele Geschäfte gebe, deren Existenz auf der Kippe stehe, sollten Vermieter versuchen, gemeinsam mit den Mietern nach Lösungen zu suchen. "Denn der Vermieter muss wissen: Wenn der bisherige Mieter weg ist, droht erst einmal Leerstand und dann eine niedrigere Miete als bisher", so Kippes. Zwei Trends hat der IVD ausgemacht: Geschäfte, die eine gute Online-Präsenz haben, tun sich leichter, durch die Krise zu kommen. Zudem werde, erläutert Kippes, künftig das Konzept des "Showrooms" wichtiger, "in dem es nicht in erster Linie um einen maximalen Umsatz auf der Ladenfläche geht, sondern vor allem darum, Waren vorzuführen, der Kauf kann dann auch online ablaufen".

Die Schwierigkeiten des Einzelhandels zeigen sich auch bei den Ergebnissen der "Passanten-Frequenzzählung", die der IVD regelmäßig erhebt. Im September dieses Jahres, als noch nicht die aktuellen Einschränkungen galten, ermittelten die Marktforscher an 13 Messpunkten in der Innenstadt eine durchschnittliche Frequenz von 2292 Personen pro Stunde, im Vorjahr waren es 3082. Gemessen wird dienstags bis donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr.

Auf dem Markt für Büroimmobilien registriert der IVD nach Jahren steil steigender Mieten im vergangenen halben Jahr eine Stagnation. Spannend werde die Entwicklung der Zahlen im Jahr 2021, teilt der Verband mit: "Zahlreiche Mietverträge, die im Boom-Jahr 2010 mit einer Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen wurden und nun auslaufen, werden neu verhandelt."

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Quelle:
SZ vom 02.12.2020/wean
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