Obwohl sie seit Monaten ohne künstlerische Leitung dasteht, kann die Schwabinger Lach- und Schießgesellschaft aktuell einen wirkungsvolleren Spannungsbogen erzeugen als jede andere Münchner Bühne. Eigentlich wollte die „Lach und Schieß“ bereits vor Monaten verkünden, wie es mit ihrer Spielstätte in der Ursulastraße 9 nach Umbauarbeiten und Verhandlungen mit einem Gastronomiepartner weitergeht, und vor allem welche Nachfolger man für die neue Geschäftsführung gewinnen konnte.
Denn zur finanziellen Not, die sich im Frühjahr 2023 um das 1956 gegründete Kabarett entspann, kam eine personelle. Nachdem im Februar letzten Jahres die damalige Geschäftsführung Insolvenz anmelden musste, glaubte man die „Lach und Schieß“ durch den Förderverein „Die Laden-Hüter“, der sich rund um Alt-OB Christian Ude gegründet hatte, gerettet, und fand in Christian Schultz und Ulrich Spandau zwei hoffnungsfrohe Nachfolger für die Geschäftsleitung. Noch im selben Jahr wollte man den Spielbetrieb wieder aufnehmen, später hieß es im Mai 2024, zuletzt war von kommendem Herbst die Rede.
Dann ein Rückschlag: Im vergangenen März trat Christian Schultz, der sich ehrenamtlich um die Programmplanung gekümmert hat, auf eigenen Wunsch von seinem Amt zurück. Wer nach ihm an der Seite des „Schatzmeisters“ Spandau die künstlerische Leitung übernehmen sollte, ist seither ungeklärt. Am Montag verkündeten nun Ude und Spandau bei einer Pressekonferenz den Namen des Neuen im Gesellschafter-Trio: Der Münchner Kleinverleger Jürgen Heckel wird die neu gegründete „Lach- und Schieß-Veranstaltungs-GmbH“ zusammen mit Ude und Spandau anführen.
Die künstlerische Leitung soll der Musik-Kabarettist André Hartmann übernehmen. Als Musiklehrer in Teilzeit könne er das Engagement für diese Position aufbringen und wolle „ein Kulturprogramm auf hohem sprachlichen Niveau, mit Wortwitz, Sozialkritik und Musik“ auf die Beine stellen. Anders als sein Vorgänger soll Hartmann für seine Arbeit auch in Form einer Aufwandsentschädigung entlohnt werden. Bis diese ausgezahlt werden kann, müsse man allerdings abwarten, bis der Bühnenbetrieb wieder angelaufen sei, sagt Spandau.
Der Neustart sei sogar schon zum 1. September denkbar, verkündet Spandau weiter, spätestens aber Anfang nächsten Jahres. Bis es so weit ist, sei mit dem Silbersaal im Deutschen Theater, wo das dreiköpfige Ensemble seit Januar mit einem neuen Programm gastiert, nicht nur eine Interimsbühne, sondern ein dauerhafter Kooperationspartner gefunden worden, sagt Ude. Ebenso dürften die Theaterräume der „Drehleier“ in Haidhausen ab Herbst von der Lach und Schieß genutzt werden.
Dreimal pro Woche Bühnenprogramm
Finanziell zeigt sich Ude am Montag optimistisch. Das Insolvenzverfahren sei überstanden, die Namensrechte habe man sich sichern können und dank zweier Großspenden, die zusammen einen „fast sechsstelligen“ Betrag einbrächten, blicke man mit einer „soliden wirtschaftlichen Grundlage“ in die Zukunft. Unterstützung gibt es zudem von der Stadt. Der Schwabinger Stadtrat Lars Mentrup stellt einen „mittleren fünfstelligen Betrag“ jeweils für technische Investitionen und für die Ensembleförderung in Aussicht.
Mit dem Gastronomiebetrieb, wo im „Stammhaus“ nicht nur zu Vorstellungen, sondern fortlaufend bewirtet werden wird, habe sich die Lach- und Schießgesellschaft geeinigt, dass man die Bühne dreimal pro Woche bespielen wolle. Denn als Unterpächter sei die Lach und Schieß vom gastronomischen Nutzer abhängig, erklärt Ude, und mehr als 80 Personen werde der Gastraum bei Vorstellungen nicht fassen können. Insofern böten externe, größere Spielstätten der neuen Lach- und Schießgesellschaft nicht nur eine räumliche, sondern auch eine finanzielle Absicherung.