Süddeutsche Zeitung

München:So läuft der Umbau im Kreisverwaltungsreferat

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Von Dominik Hutter

Von außen sieht es schon fast fertig aus, beinahe wie ein Neubau: Das Kreisverwaltungsreferat, Münchens Ordnungsbehörde, hat nun eine neue Fassade und mehr Bürofläche. Nur bei den Eingängen geht es noch provisorisch zu: Das bisherige Hauptportal an der Lindwurmstraße ist geschlossen, wird gerade umgebaut. Dafür stehen an der Ruppertstraße nun drei Zugänge zur Verfügung - ein provisorischer, der später wieder verschwindet, und zwei, die bislang eher unbemerkt blieben, nun aber demonstrativ ausgeschildert sind. Und die Glaspforte zum Standesamt natürlich, dieser erst 1998 eröffnete Gebäudeteil bleibt aber ohnehin unverändert. "Wir wollen die Besucherströme entzerren", berichtet Projektleiter Ulli Fabinski. Aus bislang zwei Haupteingängen sollen dauerhaft vier werden.

Im Erdgeschoss sieht zumindest das Innere des Behördenbaus noch weitgehend unverändert aus. Dort befindet sich das Bürgerbüro mit seinen Wartebereichen und den charakteristischen gelben Leuchtkreisen in der Deckenverkleidung. Dieser Bereich kommt im Oktober an die Reihe, kündigt Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle an. Aktuell gibt es im Inneren noch ein paar Restarbeiten der ersten Bauphase. Büros und Gänge der oberen Stockwerke sollen so modern werden wie die ganz neuen KVR-Räume, die in den vergangenen Jahren aufgestockt worden sind. Mit Beginn der zweiten Phase wird das alte Bürgerbüro im Erdgeschoss geschlossen. Pässe und Führungszeugnisse müssen dann provisorisch im ersten Stock beantragt werden.

Wenn Anfang 2022 alles fertig ist, werden die Münchner die jahrelang eher berüchtigten Wartezonen kaum wiedererkennen. Aus vier sollen zwei werden - mehr braucht man in Zeiten der Terminvergabe nicht mehr. Die Beleuchtung wird erneuert, statt der Plastikstühle hat die Behörde Holzsitze bestellt. Die Großraumbüros der Mitarbeiter werden aufgehübscht und kräftig modernisiert: neue Datenleitungen, ein besserer Brandschutz, eine geschicktere Anordnung der Schreibtische. Und es soll ein bisschen repräsentativer aussehen. Aktuell hat man bisweilen den Eindruck, in ein mit Kuscheltieren, Kaffeemaschinen und persönlichen Gegenständen dekoriertes Privatbüro zu kommen.

Seit Frühjahr 2017 wird nun schon gearbeitet in dem großen Verwaltungsblock an der Ruppertstraße. Neue Fenster und Türen wurden eingebaut, die Fassade modernisiert. Der fünfte und sechste Stock, bislang ein weitgehend fensterloser und nur als Abstellkammer nutzbarer Bereich, wurde zu vollwertigen Büroräumen ausgebaut. Für die Mitarbeiter der Ordnungsbehörde war das kein Spaß: ständige Umzüge, Arbeiten hinter Staubschutzwänden, Lärm. 800 bis 1000 Umzüge innerhalb des Hauses hat es gegeben, weiß Fabinski. Jeder einzelne Mitarbeiter ist mindestens einmal umgezogen, manche auch mehrfach. Damit der Baustress nicht allzu groß wird, hat Behördenchef Böhle ein Auszeit-Café einrichten lassen. In einem Bereich, wo es nicht so laut ist. Der Umbau ist kein Kinkerlitzchen: Bis zu 130 Bauarbeiter gleichzeitig haben gewerkelt, 12 250 Tonnen Fassadenteile, Dach- und Innenhofaufbauten wurden abgebrochen. Bislang wurden 2070 Fenster erneuert.

Die Stadt hat den grauen Klotz nahe des früheren Südbahnhofs schon seit April 1980 angemietet. Das Haus gehört einem privaten Unternehmen, das als Vermieter auch den Umbau weitgehend finanziert hat. Die Innenausstattung dagegen wird aus dem Kommunalhaushalt erneuert: Mehr als 60 Millionen soll das Ganze kosten und Anfang 2022 fertig sein. Der Mietvertrag wurde dafür schon vor einigen Jahren verlängert - bis 2047. Das neue KVR soll dann nicht mehr den Charme der Achtzigerjahre versprühen, auch einige Modernisierungen aus jüngerer Zeit - die Lochwände und Leuchten in den Gängen etwa - gelten nicht mehr als zeitgemäß. Die Beschilderung der Bürofluchten soll leichter verständlich, im gesamten Haus einheitlich und auch mehrsprachig werden.

Zwei Eingänge werden so umgestaltet, dass früh erscheinende Besucher, im KVR-Jargon Kunden genannt, schon vor der offiziellen Öffnungszeiten im Trockenen warten können. Verabschiedet hat sich die Behördenleitung von früheren Ideen, einen Direktzugang des Behördenbaus zum U-Bahnhof Poccistraße zu bauen. Das hätte den Status des heutigen Haupteingangs zementiert, wäre teuer gewesen und möglicherweise nur für einen begrenzten Zeitraum sinnvoll. Denn das Schicksal der baulich problematischen und daher bereits provisorisch abgestützten Station ist ungewiss. Es gibt Pläne der MVG, für die U 9 den heutigen U-Bahn-Tunnel zu verlegen und die Poccistraße zum Geisterbahnhof zu machen. Für den bräuchte es dann natürlich keinen separaten Behörden-Zugang.

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SZ vom 09.01.2020
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