Service für Münchner:Stadt reduziert Zahl der Bürgerbüros - ein Standort fällt weg

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Das Bürgerbüro im KVR-Hauptgebäude ist mit digitalem Besucherleitsystem und Serviceschaltern ausgestattet. (Foto: Florian Peljak/Florian Peljak)

Statt sechs soll es bald nur noch fünf Anlaufstellen in München geben, um Ausweisdokumente oder Autozulassungen zu beantragen. Zwei geplante neue Bürgerbüros entstehen nun doch nicht, andernorts wird dafür ausgebaut.

Von Ellen Draxel

Es ist ein Spar- und Synergieprojekt - und doch sollen die Bürger nicht schlechter versorgt werden als bisher: Das städtische Kreisverwaltungsreferat setzt künftig auf große, leistungsfähige Bürgerbüros. Statt der bislang sechs soll es aber nur mehr fünf Anlaufstellen in München geben, um Ausweisdokumente oder Autozulassungen zu beantragen: in der Zentrale an der Ruppertstraße, im Pasinger Rathaus, am Orleansplatz, am Scheidplatz und voraussichtlich an der Forstenrieder Allee. Kleinere Außenstellen wie die am Leonrodplatz in Neuhausen werden geschlossen, seit 2019 geplante Entlastungsstandorte in Moosach und Neuperlach nun doch nicht realisiert. Das hat der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats am Dienstag beschlossen. Einmalkosten von 4,4 Millionen Euro sollen so wegfallen und die laufenden Kosten um 1,1 Millionen Euro reduziert werden.

Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne) begründet diesen Schritt mit veränderten Rahmenbedingungen. Nicht nur, dass es immer mehr digitalisierte Angebote gibt. Auch die Terminvereinbarungen zeigen Wirkung: Seit deren Einführung sind lange Schlangen vor den Schaltern mit Menschentrauben bis auf den Gehweg passé. Allein das Büro an der Ruppertstraße verfügt mit mehr als 80 Arbeitsplätzen in Großraumbüros und 20 im Hintergrund über beträchtliche Kapazitäten - eine Erweiterung dort steht deshalb derzeit nicht auf der Tagesordnung.

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Eine Verbesserung verspricht sich die Behördenchefin vor allem von einem neuen Bürgerbüro am Scheidplatz. Der Standort entsteht an der Belgradstraße 75-81 im Neubau eines sozial betreuten Wohnhauses mit integriertem Haus für Kinder und Tageskindertreff. Nach aktuellem Stand stehen dort für die kommunale Verwaltung etwa 1600 Quadratmeter zur Verfügung, rund 40 Arbeitsplätze sollen schon Ende dieses Jahres bezogen werden können. Das neue Bürgerbüro ersetzt dann die bestehende Adresse an der Riesenfeldstraße in Milbertshofen, die aufgegeben wird.

Auch Pasing soll massiv aufgestockt werden - statt bisher 22 Arbeitsplätzen sind 70 vorgesehen. Der Auszug des Sozialbürgerhauses aus dem Rathaus Pasing an die Offenbachstraße ist bereits zum Februar 2024 erfolgt. Die frei gewordenen Räumlichkeiten soll nun das Bürgerbüro bekommen.

Im Münchner Osten wird der bislang geplante Standort am Neuperlacher Hanns-Seidel-Platz nicht mehr realisiert: Das Bürgerbüro am Orleansplatz in Haidhausen versorgt mit seinen mittlerweile 65 Arbeitsplätzen den kompletten Münchner Osten. Eine am Moosacher Bahnhof ebenfalls vorgesehene Anlaufstelle kann zumindest vorerst nicht entstehen, weil die städtische Lokalbaukommission im Planungsreferat die ursprüngliche Planung abgelehnt hat - es wird dort schlicht zu wenige Gewerbeflächen geben. Anwohner können aber entweder nach Schwabing oder Pasing ausweichen.

Die Problematik aus Sicht der Verwaltung offenbart sich am besten in den Bürgerbüros an der Forstenrieder Allee, das über gerade einmal 13 Arbeitsplätze verfügt, sowie an der extrem beengten Leonrodstraße mit lediglich elf Arbeitsplätzen. "In der Leonrodstraße ist es einfach unheimlich laut, das möchte ich meinen Mitarbeitenden nicht länger zumuten", sagt Sammüller-Gradl. Das Bürgerbüro an der Leonrodstraße soll nach der Fertigstellung der Erweiterungsflächen im Bürgerbüro Pasing aufgegeben werden.

Die fest vorgesehene Erweiterung des Bestandsbüros in Forstenried ist unter anderem an den Kosten gescheitert. Möglich, aber noch nicht spruchreif, ist dort aber ein Alternativstandort an der Forstenrieder Allee 61a.

In drei Jahren soll die Umstrukturierung überprüft werden, um zu sehen, wie sich beispielsweise der Zuzug nach Freiham auf den Alltag auswirkt. "Vielleicht", so die Behördenchefin, "erfolgen dann schon 80 Prozent der Behördengänge digital".

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