Münchner Behörde:KVR-Termine für Kirchenaustritte bis Ende Juni ausgebucht

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Wer aus der Kirche austreten will, braucht in München Geduld. (Foto: Robert Haas)

Mehr als drei Monate beträgt die Wartezeit für einen Kirchenaustritt und das, obwohl die Austretenden im Fünf-Minuten-Takt durchgeschleust werden. Doch ein Woelki-Effekt ist wohl nicht der Grund dafür.

Von Bernd Kastner

Es sieht aus, als gäbe es auch in München einen Woelki-Effekt: Die Termine im Kreisverwaltungsreferat (KVR) für Kirchenaustritte sind bis Ende Juni ausgebucht, für mehr als drei Monate. Und das, obwohl die Austretenden im Fünf-Minuten-Takt durchgeschleust werden. In Köln kommt das dortige Amtsgericht schon seit Längerem kaum mehr hinterher, alle Austrittswünsche zu erfüllen, man führt das auf den Ärger über den Kölner Kardinal Woelki und dessen Management der Missbrauchsvertuschung zurück.

Hat die Welle der Empörung gegen hohe kirchliche Amtsträger nun auch München erreicht, wo das KVR für die Austritte zuständig ist? Der Eindruck täusche, sagt KVR-Sprecher Johannes Mayer, es gebe keinen Run. Die Warteschlange im digitalen Raum gehe vor allem auf eine geringere Kapazität im Standesamt zurück.

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Um die Corona-Hygieneregeln einzuhalten, könne man nicht so viele Austrittswillige empfangen wie in normalen Zeiten. Früher konnte man einfach kommen, nun muss man online einen Termin vereinbaren. Bis Januar lief das noch telefonisch.

Die Online-Buchung habe man eingeführt, als sich herausstellte, dass die Terminabsprache fast so lange dauerte wie der Austrittsakt. Der gehe ruckzuck, sagt Mayer: Identität nachweisen, unterschreiben, fertig. Halt, zahlen bitte noch - macht 25 Euro.

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Gut 13500 Münchnerinnen und Münchner haben im vergangenen Jahr die katholische und evangelische Kirche verlassen. Das KVR führt seine Statistik streng ökumenisch und trennt die Konfessionen nicht. Die Kurve der Austritte ist, mit deutlicher Wellenbewegung, seit 2000 kontinuierlich gestiegen, 2020, im ersten Pandemie-Jahr ging es runter.

Mit seinen reduzierten Kapazitäten könne das Kreisverwaltungsreferat in diesem Jahr 13000 Termine bewältigen, sagt Mayer. Reicht das? In den ersten beiden Monaten traten 2606 Menschen aus, hochgerechnet wären das gut 15000. Aber für eine solche Prognose ist es noch zu früh.

Für alle, die sich nicht in die virtuelle Schlange im Kreisverwaltungsreferat stellen wollen, hat Mayer noch einen Service-Hinweis: Wer will, kann auch bei einem Notar austreten. Termin vereinbaren, unterschreiben - und dann das beglaubigte Papier ans KVR schicken. Zum Notar gehen? Klingt nach einem teuren Abschied. Nein, versichert Mayer, das koste auch nicht mehr Gebühr als in der Behörde.

© SZ vom 30.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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