Viktualienmarkt:Wie ein Wasserschaden alten Glanz zu Tage brachte

Viktualienmarkt: Sie stellen die neuen Veranstaltungsräume am Viktualienmarkt vor: Caspar-Friedrich Brauckmann (rechts), Sandra Wacker und Daniel Hildmann.

Sie stellen die neuen Veranstaltungsräume am Viktualienmarkt vor: Caspar-Friedrich Brauckmann (rechts), Sandra Wacker und Daniel Hildmann.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Familienunternehmen Kustermann am Viktualienmarkt hat historische Räume wiederentdeckt. Dort sollen nun Kochkurse und Hochzeiten stattfinden.

Von Laura Kaufmann

In einer Zeit, in der sich so ziemlich alles im Internet bestellen lässt, überlegt auch ein etabliertes Traditionsunternehmen wie Kustermann, wie es zukünftig am Ball bleiben kann. "Wir wollen von Käufer und Kunde mehr zu Gast und Gastgeber", sagt Caspar-Friedrich Brauckmann, geschäftsführender Gesellschafter bei Kustermann. Was nicht heißt, dass es in dem Fachhandel für hochwertige Haushaltswaren bald keine schönen Dinge für das Zuhause mehr zu kaufen gibt, sondern dass verstärkt auch der Eventbereich gefördert werden soll. Und das funktioniert so: Das Geschirr, das es bei Kustermann zu kaufen gibt, kommt auch bei einem Kochkurs oder einer Hochzeit zum Einsatz - und damit zur Geltung.

Dass die Eventräume im Haus am Viktualienmarkt nun umgebaut wurden, liegt allerdings nicht am Grübeln über neue Geschäftszweige, sondern schlicht an einem Wasserschaden im Büro im dritten Stock. Deswegen musste mal unter der abgehangenen Decke nachgesehen werden, woher das Wasser kommt. Zum Vorschein kam nicht nur ein Leck, sondern auch wunderschöner Stuck.

Kustermann beauftragte daraufhin die Architekten Hildmann Wilke mit der Neugestaltung dieser Räume. "Wir haben vor allem den Charme des historischen Gebäudes herausgeholt", sagt Daniel Hildmann. Die abgehängten Decken wurden freigelegt und diverse Farbschichten vom Stuck entfernt, das Parkett wurde abgeschliffen und an manchen Stellen ergänzt. Zudem wurden zwei Räume durch eine geschwungene Bar miteinander verbunden und dann mit eleganten, modernen Möbeln ergänzt.

Raumhohe Fenster mit original erhaltenen französischen Fensterläden öffnen sich auf den früher ungenutzten Balkon über dem Viktualienmarkt. "Ich als Architekt bin froh, dass ein Haus von dieser Qualität öffentlich zugänglich ist", sagt Hildmann. "Davon gibt es in München nicht viele." Öffentlich zugänglich ist zumindest bei den Eventräumen relativ.

Saal und Speiseräume, Innenhof, Eventküche, Lounge und Bar sind buchbar für allerlei private Events von Hochzeiten bis zu Firmenveranstaltungen. Die Eventküche, in der auch die Kochkurse stattfinden, ist bei der Gelegenheit auch gleich neu ausgestattet worden. Zwei Räume sind vor drei Jahren fertiggestellt worden, dort haben schon kleinere Hochzeiten stattgefunden. "In den neuen Räumlichkeiten bringen wir 70 bis 80 Leute unter, stehend auch gut 150", sagt Sandra Wacker, die bei Kustermann den Bereich "Kochen und Events" verantwortet.

Bei Kustermann, inzwischen schon in der siebten Familiengeneration geführt, gehört das Neuerfinden zum gar nicht so geheimen Erfolgsgeheimnis. Gestartet ist das Unternehmen vor mehr als 220 Jahren mit dem Verkauf von Sensen und Strohmessern, Schaufeln und Nägeln. Der Raum, in den sich jetzt elegant die Bar hinein schwingt, war vor vielen Jahrzehnten einmal das Wohnzimmer der Familie. Und wer das nötige Kleingeld in den Taschen hat, kann bald nicht nur ein Teeservice, sondern auch seine Hochzeit bei Kustermann bestellen.

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