Kunst in München:"Kleine Funken der Subkultur"

Kunst in München: Gerald Jegal ist 29 Jahre alt und hat Architektur an der Uni Innsbruck studiert. Aktuell ist er bei broke.today hauptberuflich tätig. Bald möchte er seine akademische Laufbahn mit einer Promotion an der TU München erweitern.

Gerald Jegal ist 29 Jahre alt und hat Architektur an der Uni Innsbruck studiert. Aktuell ist er bei broke.today hauptberuflich tätig. Bald möchte er seine akademische Laufbahn mit einer Promotion an der TU München erweitern.

(Foto: privat)

Mit Graffiti will broke.today Probleme wie den Leerstand von Wohnungen künstlerisch kommentieren.

Interview von Alisa Schrauth

Gerald Jegal ist einer der 26 Künstler im Kollektiv broke.today, die aktuell drei Zwischennutzungsprojekte in der Stadt bespielen: in der Kaufingertor-Passage, im "Trap House", einem Abrissgebäude in der Maxvorstadt, und in der Fina-Parkgarage an der Hildegardstraße. Die aktuellen Ausgangsbeschränkungen erschweren den Austausch mit dem Publikum. Der 29-Jährige erklärt die Mission hinter der Kunst.

SZ: Warum gibt es aktuell mehrere Projekte von Ihnen parallel in der Stadt?

Gerald Jegal: Das liegt hauptsächlich daran, dass sich manche Sachen zeitlich überlagern - ein paar Projekte sind auch einfach noch nicht fertig. Jeder der Orte steht für sich, die Nutzungen sind komplett unterschiedlich. Und wir brauchen eine Basis, die Kaufingertor-Passage ist das immer noch für uns. Dort können wir den Kontakt mit den Menschen halten. Für uns ist es aktuell schwierig, die Miete zahlt sich halt nicht von selbst. Das ist ein Full-Time-Job, und wir geben uns richtig Mühe.

Was ist das Spannende an dem, was ihr künstlerisch macht?

Bei Graffiti ist ein wesentlicher Aspekt die Transformation. Das heißt, es ist für kurze Zeit da, aber verschwindet von selbst, denn es wird übermalt. Man ist also darauf angewiesen, sein Bild selbst zu dokumentieren. Gerade das macht den Reiz aus, du malst ein Bild, und es kann morgen schon wieder weg sein. Kommunikation ist für uns das Allerwichtigste, daher versuchen wir, verschiedene Kanäle zu bespielen. Die persönliche Kommunikation ist zentral, funktioniert momentan aber nicht. Deshalb konzentrieren wir uns auf die digitale Kommunikation. Das Fina-Parkhaus ist beispielsweise so ein Hybrid: Der Plan ist, dass wir die Bilder dort auch ausstellen und daraus eine Durchfahr-Galerie machen. Wir wechseln einfach das Medium. Dadurch kann man Kunst anders erleben.

Was konkret haben denn die Münch- ner von Ihren verschiedenen Kunstprojekten?

Unser Grundgedanke ist ja das Thema Leerstand. Mit unseren Projekten können wir die Problematik kommentieren. Wir versuchen das Gefühl zu erzeugen, dass immer etwas quasi bei dir ums Eck passiert. Das sind immer wieder so kleine Funken, die Subkultur in den Stadtraum bringen. So wird's nicht langweilig. Man zieht dem ganzen mal eine ganz andere Maske auf. Das macht es interessant, gerade auch aktuell, da unsere Welt sich auch ständig verändert. Mit unserer Urban Art geben wir eine passende Antwort auf unsere heutige Gesellschaft. Und München braucht diese subkulturell geprägten Orte, um junge, kreative Leute anziehen zu können.

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