Süddeutsche Zeitung

Kunst in München:Blick auf den Horizont

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Ausstellungen zu Charlotte Salomon und William Turner gehören zu den Highlights im Münchner Lenbachhaus im kommenden Jahr.

Von Jürgen Moises

Ist das Leben am Ende vielleicht nur ein Film oder Theaterstück? Charlotte Salomon beschäftigte sich damit in einem dreiteiligen Bilderzyklus, der aus 800 Gouachen besteht und den sie "Leben? oder Theater? Ein Singspiel" genannt hat. Gemalt hat die von den Nazis ermordete, jüdische Künstlerin die expressionistischen Bilder, die an eine Frühform der Graphic Novel erinnern, zwischen 1940 und 1942 im südfranzösischen Exil. Vom 31. März 2023 an ist dieser Zyklus, zu dem auch notierte Begleitmelodien gehören, im Münchner Lenbachhaus zu sehen. Bei der Jahrespressekonferenz des Hauses stellte dessen Direktor Matthias Mühling diesen als eines der kommenden Highlights vor.

Kurz davor hatte Kulturreferent Anton Biebl die frohe Botschaft verkündet, dass die Zahl der Besucher mit rund 200 000 in diesem Jahr wieder an das Vor-Corona-Jahr 2019 herangekommen sei. Auch in punkto Energieeinsparung sei man im Lenbachhaus auf einem guten Weg. Und weil sich die neue "Free & easy"-Abendöffnung, bei der an jedem ersten Donnerstag im Monat von 18 bis 22 Uhr freier Eintritt gilt, als Publikumsmagnet erwiesen habe, verriet Biebl weiterhin, dass man diese beibehalten wird. Und er dankte den Stiftungen und dem Förderverein, die das Ganze refinanzieren.

William Turner wird als politisch engagierter Mensch gezeigt

Anschauen kann man sich zu diesen Abendöffnungen im nächsten Jahr dann etwa eine Ausstellung von Natascha Sadr Haghighian, die am 23. Mai startet. Die iranisch-deutsche Künstlerin hat 2019 auf der Biennale in Venedig den Deutschen Pavillon bespielt. Dort trat sie mit einer Steinattrappe auf dem Kopf als Natascha Süder Happelmann in Erscheinung. Ihre Themen: Migration und wie man in deren Zusammenhang demokratische Prinzipien hintergeht, die fehlende Verteilungsgerechtigkeit oder das Finanzsystem. Wie etwa in "The Broken Pitcher", einer im öffentlichen Raum geplanten Aktion, die Gesellschaftskritik mit Humor verbindet.

Auf einen visuellen Leckerbissen darf man sich im Fall von "Turner. Three Horizons" freuen. Einer Ausstellung, die als Kooperation mit der Tate Modern am 28. Oktober startet. Gezeigt wird William Turner darin nicht nur als bedeutender Vorreiter moderner Kunst, sondern auch als ein politisch engagierter Mensch. Zu sehen sind bedeutende Hauptwerke, aber auch kaum bekannte Skizzen, die er als Professor für Perspektive schuf. Vom 20. November rücken die "Pariser Jahre" von Günter Fruhtrunk ins Bild. Den 1923 in München geborenen, abstrakten Maler und Grafiker kennt man dafür, dass er das UNO-Hauptquartier und die Aldi-Nord-Tüte gestaltet hat. Dass er Ende der Fünfziger auch schon in Frankreich eine Karriere hatte, dürfte auch Kenner seines Werks vielleicht noch überraschen.

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