Promi-Tipps für München:Die Woche von Sebastian Horn

Promi-Tipps für München: Sebastian Horn, vornehmlich für die finster-absonderlichen Texte bei "Dreiviertelblut" verantwortlich, ist auch Frontmann der Tölzer Indie-Rock-Band "Bananafishbones".

Sebastian Horn, vornehmlich für die finster-absonderlichen Texte bei "Dreiviertelblut" verantwortlich, ist auch Frontmann der Tölzer Indie-Rock-Band "Bananafishbones".

(Foto: Sebastian Schweiger)

Der Musiker, Sänger und Autor lässt sich gerne inspirieren. Dazu hat er in der Woche vom 26. September bis zum 2. Oktober bei diversen Konzerten viele Gelegenheiten. Ein Gastbeitrag.

Mit 52 Jahren ist Sebastian Horn ein erfahrener Profi in der deutschen Musikszene. Seit 1987 singt und spielt er bei den Bananafishbones, seit 2012 auch bei Dreiviertelblut, die im Dezember ein neues Album herausbringen. Und als hätte er als Musiker, Produzent und Vater von fünf Kindern nicht schon genug zu tun, hat er nun auch noch ein Kinderbuch geschrieben. Darin geht es um einen kleinen großen Bagger und die Kraft der Fantasie. Wichtigste Botschaft darin: Echte Freunde können alles schaffen!

Montag: Soul aus Norwegen

"Wer am Montag gut aussieht, hat ein Scheiß-Wochenende gehabt!" Ich liebe diesen Spruch, denn mir geht's genauso. Und wenn ich morgens in die Gesichter meiner Mitmenschen schau, sehe ich, dass ich da nicht alleine bin. Eine Künstlerin, die ich kürzlich entdeckt habe, geht mit dem Thema "gut aussehen" ganz besonders offen und cool um: Die Norwegerin Sofie Tollefsbøl, deren Rufname "Fieh" auch den Namen ihrer Band inspiriert hat, bringt heute Abend frischen Soul aus dem hohen Norden in die Milla. Ich mag die Atmosphäre und das entspannte Publikum dort, macht es doch den größten Teil der Energie einer musikalischen Live-Performance aus. Ich werde nie das Konzert von Andy Shauf dort vergessen. Es war für mich eines der schönsten in meinem Leben.

Dienstag: Fette Sounds

Promi-Tipps für München: Die drei Musiker von "Stoned Jesus" kommen aus der Ukraine und spielen harten Stoner-Rock. Ihr Konzert wurde kürzlich vom Backstage ins Feierwerk verlegt.

Die drei Musiker von "Stoned Jesus" kommen aus der Ukraine und spielen harten Stoner-Rock. Ihr Konzert wurde kürzlich vom Backstage ins Feierwerk verlegt.

(Foto: Backstage)

"Nicht die Toten, sondern die Lebenden kommen in die Hölle." Dieser biblische Spruch passt perfekt zu meinem heutigen Plan. Ich werde meinem Faible für harte Musik bei Stoned Jesus im Feierwerk frönen. Der Spruch mit der Hölle hat weniger was mit der Härte ihrer Musik zu tun, die ist eher schwer und groovig. Aber die drei Männer kommen tatsächlich aus der Ukraine. Und dort ist eine Form der Hölle am Werk. Krieg. Der für hunderttausende Menschen größtes Leid bedeutet. Es wird spannend, den streckenweise 15 Minuten langen Kompositionen zuzuhören, denn das Leben und die Kunst gehen in der Ukraine weiter und transportieren uns ein Gefühl dessen, was dort gerade passiert. Da krieg' ich jetzt schon Gänsehaut. Ich würde aber auch hingehen, wenn sie nicht aus der Ukraine kämen, denn ich feiere ihren fetten Sound.

Mittwoch: Vielfalt im Volkstheater

Promi-Tipps für München: Stammgäste im Volkstheater sind nicht nur die "Bananafishbones", die dort mit einem Konzert regelmäßig ins neue Jahr starten, sondern auch Rocko Schamoni. Er liest dort Teile seiner Kolumne "Dummheit als Weg" und singt Songs seines aktuellen Albums.

Stammgäste im Volkstheater sind nicht nur die "Bananafishbones", die dort mit einem Konzert regelmäßig ins neue Jahr starten, sondern auch Rocko Schamoni. Er liest dort Teile seiner Kolumne "Dummheit als Weg" und singt Songs seines aktuellen Albums.

(Foto: Georg Wendt/dpa)

Seit 2012 singe und spiele ich bei Dreiviertelblut. Da erscheint im Dezember das neue Album "Plié" und zusammen mit Kompagnon Gerd Baumann haben wir heute ein Shooting. Fotograf Bert Heinzelmeier wird uns ins rechte Licht setzen. Ich mag Fotos von mir nicht, denn sie zeigen nicht, wer ich bin, sondern wie mein Körper aussieht. Aber der Bert kriegt das hin. Heute tritt übrigens ein wahres Urgestein im Volkstheater auf: Musiker, Sänger und Schauspieler Rocko Schamoni. Ich bewundere seine Vielfältigkeit. Sein Trio "Studio Braun" hat mich Tränen lachen lassen in einer Zeit, in der ich eher düster drauf war. In seinem Buch "Dorfpunks" fand ich mich als "Grufti" in einem oberbayerischen Dorf wieder. Und seine Musik ist schamlos, grenzenfrei und herrlich absurd. Außerdem mag ich das Volkstheater. Alljährlich starten wir das neue Jahr dort mit einem Auftritt der Bananafishbones.

Donnerstag: Die Kunst der Frauen

Promi-Tipps für München: Das Tryptichon "Aphrodites Birth" von Christine Heinrich ist zurzeit in ihrem Atelier in den Domagk Ateliers in Nord-Schwabing zu sehen. Die sind auch bei der Langen Nacht der Münchner Museen am 15. Oktober dabei und dann bis 1 Uhr morgens geöffnet.

Das Tryptichon "Aphrodites Birth" von Christine Heinrich ist zurzeit in ihrem Atelier in den Domagk Ateliers in Nord-Schwabing zu sehen. Die sind auch bei der Langen Nacht der Münchner Museen am 15. Oktober dabei und dann bis 1 Uhr morgens geöffnet.

(Foto: Christine Heinrich)

Ein heißes Thema in unserer Gesellschaft: Frauen und ihre Präsenz in der Kunst. Es gibt so viele fantastische Künstlerinnen. Man muss sich nur auf die Suche machen und wird schnell fündig. Zwei tolle Münchener Malerinnen, welche meinen Geschmack treffen, sind Christine Heinrich und Tanja Hirschfeld, deren Wege die meinen immer wieder kreuzen. Heute Abend ist aber auch eine spannende Musikerin in München zu Gast: Anja Plaschg aka "Soap and Skin" spielt in der Tonhalle. Kaum eine Künstlerin wird derzeit kontroverser diskutiert als sie. Für mich hat sie mit ihrem Lied "Vater" eines meiner Top Ten "all time favorites" geschrieben. Aber ihre Musik hat so viele Gesichter und Facetten, dass ich sie nicht auf dieses eine Lied reduzieren mag und mich heute überraschen lasse.

Freitag: Künstlerinnen der Boheme

Promi-Tipps für München: Um 1900 ziehen von überall her junge Frauen nach München und wagen dort ein freies Leben als Künstlerinnen oder Schriftstellerinnen. Zu ihnen gehören etwa Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler oder Emmy Hennings (Foto). Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.

Um 1900 ziehen von überall her junge Frauen nach München und wagen dort ein freies Leben als Künstlerinnen oder Schriftstellerinnen. Zu ihnen gehören etwa Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler oder Emmy Hennings (Foto). Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.

(Foto: Schweizerisches Literaturarchiv)

Eigentlich hab' ich als Musiker, Produzent und Vater schon genug um die Ohren. Trotzdem wollte ich immer mal ein Kinderbuch schreiben. Heute erscheint mein erstes Buch "Kleiner großer Bagger" mit vielen schönen Illustrationen von Matthias Derenbach und mit drei Liedern aus meiner Feder. Das Ganze gibt es auch als Hörbuch mit zehn Songs. Gelesen hat die Geschichte die wundervolle Julia Nachtmann. Ich bin deshalb heute auf kleiner Promo-Tour durch verschiedene Redaktionen in München. Was ich danach aber unbedingt noch schaffen will, ist ein Blick in die Ausstellung "Frei leben! Die Frauen der Boheme 1890-1920" in der Monacensia. Meine Oma Hilde Horn war auch eine Künstlerin, wenn auch etwas spät berufen. Aber sie sah genauso mutig und toll aus wie die Frauen auf diesen Bildern.

Samstag: Nonchalante Gentlemen

Flohmarkttag. Da lass' ich mich gern mal hier, mal dort treiben. Heute wäre Hofflohmarkt in Harlaching. Beim Handeln bin ich richtig schlecht, aber irgendwie überwinde ich mich manchmal und sage dann: "Also für soundsoviel würde ich's nehmen ...", und freu' mich, wenn ich gleich auf das nächste Angebot des Verkäufers eingehen kann. Tatsächlich darf ich aber nix mehr ansammeln. Denn leider müssen wir schon bald aus unserem kleinen Häuschen ausziehen. Eigentlich sollte eher ich auf einem Flohmarkt verkaufen. Aber im Verkaufen bin ich noch schlechter als beim Handeln. Am Abend geht's nochmal in meinen Lieblingsclub, die Milla. Dort spielen heute Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, nonchalanter geht's kaum. Tolle Texte, die - obwohl nicht immer ganz ernst gemeint - einen unglaublichen Sog und eine Tiefe entwickeln.

Sonntag: Brot und Spiele

Promi-Tipps für München: Köstlich: selbst gebackenes Brot, frisch aus dem Ofen und noch warm, mit etwas Butter und Salz.

Köstlich: selbst gebackenes Brot, frisch aus dem Ofen und noch warm, mit etwas Butter und Salz.

(Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Heute ist mein Brotbacktag. Ich hab' mit dem Brotbacken vor fünf Jahren angefangen und bin immer noch fasziniert davon, wie ewig viel man da lernen kann. Inzwischen pflege ich einen Roggen- und einen Weizen-Sauerteig, habe aber auch meine Scheu vor der Hefe verloren. Der Geruch frisch gebackenen Brots ist magisch und wenn es dann noch warm ist, mit Butter und Salz genossen, eine Delikatesse. Das Gerücht, dass frisches Brot zu Bauchschmerzen führen kann, stammt angeblich daher, dass man Kinder davon abhalten wollte, das frische Brot einfach so wegzufuttern. Der "Plötzblog" übers Brotbacken vom Autodidakten Lutz Geißler ist ziemlich cool und sehr umfangreich. Und wenn ich mich dann noch aufraffen kann, nochmal in die Stadt zu fahren, dann besuche ich Stefan Leonhardsberger im Schwabinger Lustspielhaus. Ich mag seine sehr witzigen österreichischen Texte, die er über Welthits stülpt. Vielleicht kann ich mir da was abgucken. Zusammen mit den Kollegen Mathias Kellner und Otto Schellinger bin ich auch im Trio d'Bavaresi unterwegs, ganz Ähnliches, was wir da machen, nur auf bairisch. Mal schauen, wie ich dann morgen, am Montag, ausschau'.

Sebastian Horn ist 1970 in Bad Tölz geboren. Mit 13 beendete er seine fünf Jahre Klavierunterricht mit einem beherzten Wurf der Notentasche in die Isar. Darauf folgte eine autodidaktische Gitarren- und Bassausbildung in verschiedenen Bands. Aktuell spielt und singt er bei "Dreiviertelblut" und den "Bananafishbones". Er schrieb Lieder und Texte für die Kinderbücher "Rico, Oskar und die Tieferschatten", "Die neugierige kleine Hexe" und "Lieselotte und der verschwundene Apfelkuchen". Nach einem Biologiestudium wurde er begeisterter Papa von fünf Kindern. Er liebt Geschichten, Angeln und Pilzesuchen.

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