Süddeutsche Zeitung

Kultur- und Freizeittipps:Die Woche von Sebastian Horn

Ein Konzert im Olympiapark, ein Kaffee im Bellevue di Monaco oder "Servus Baby 2" beim Filmfest München: Sebastian Horn von den Bananafishbones und Dreiviertelblut gibt Tipps.

Von Sebastian Horn

Freitag, 14. August

Freitag ist mein Brotbacktag. Das geht los, in dem ich meinen Weizensauerteig aus seinem Kühlschrankschlaf befreie und ihn mit warmem Wasser und Mehl verwöhne. Und dann geht's los. Hauptteig ansetzen. Ruhen lassen. Falten. Wieder ruhen. Wieder Falten. Was ich in meiner zweijährigen Erfahrung gelernt habe: Nicht das Rezept, sondern der Teig gibt die Zeit an. Das Ergebnis ist immer etwas anders, aber immer lecker. Roggenbrote sind nicht ganz so zeitaufwendig, aber die Familie liebt gerade das Weißbrot, warm aus dem Ofen, knusprig, nur mit Butter und Salz. Unschlagbar. Und gar nicht so schwer zu machen. Dann geht's ab zum Konzert.

Samstag, 15. August

Da meine zwölfjährigen Zwillinge leider, aus Gründen, die wir alle kennen, nicht mehr alleine ins Freibad dürfen, gehe ich heute mit ihnen ins Freibad Eichmühle in Tölz. Das ist für mich so voller toller Erinnerungen. Allein der Geruch des Kiosks! Der versetzt mich schlagartig zurück in meine Kindheit. Mit einem Fünfzigerl in der nassen Hand und der schweren Entscheidung, wie ich diese investieren soll. Mini-Milk, saure Zungen, Puffreis oder doch eine Schleckmuschel? Ich glaub', ich werde mir heute heimlich eine Schleckmuschel in Grün kaufen und sie als Talisman mit mir tragen. Ach ja, und eigentlich hätte ich dort mit den Bananafishbones ein Open-Air gespielt, aber das ist auf nächstes Jahr verschoben worden.

Sonntag, 16. August

Heute wird es aufregend! Weil ich mit meinem Sohn Gustav an den Sylvenstein-Speichersee zum Fischen gehe und eine 80-cm-Seeforelle fangen werde, die neben den zwei 1,40-Meter-Hechten wohl kaum ins Boot passen werden. Gott sei Dank kann Gustav gut schwimmen. Und zur Belohnung schauen wir uns am Abend die großartige Martina Schwarzmann an. Sie spielt im Olympiapark bei "Frischluft im Park" ihr neues Programm "Genau richtig". Ich werde nie vergessen, wie sie bei den Bananafishbones in Freising im Vorprogramm gespielt hat (vor 15 Jahren!) und ich mich sofort in ihre wundervoll hinterfotzige Bühnenshow verliebt habe. Die ist echt echt. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Montag, 17. August

Auch wenn es mich zur Zeit so gar nicht in die große Stadt, also München, zieht, ist das heute ein absoluter Pflichttermin. Im Innenhof des Deutschen Museums spielt die einzigartige österreichische Kombo Attwenger. Ich hab' die beiden schon oft gesehen, aber es war kein Konzert wie das andere. Phantastisch! Die Reihe mit dem "Eulenspiegel Flying Circus" ist eh supercool. Für uns Künstler wie auch für die Zuschauer. Und weil ich eh schon mal da bin, kauf' ich gleich noch bei Dear Goods was für meine Frau zum Geburtstag und genieße danach einen Kaffee im Bellevue di Monaco. Und wenn ich in der Dämmerung Glück habe, seh' ich auch noch die Isarbiber von der Brücke des Deutschen Museums. München kann so schön sein.

Dienstag, 18. August

Heute ist Ackertag. Wir haben seit fünf Jahren beim Lenggriasa Acker einen Bifang und sammeln fleißig Gemüse- und Obsterfahrung. Anfang des Jahres ist so ein Acker sehr überschaubar, doch im Moment explodiert dort das Leben. Leider auch in Form von Unkraut (Franzosenkraut, Hühnerhirse, Ackerkratzdistel ...) und den klassischen Viechern, wie Kartoffelkäfer und Nacktschnecken. Da sammele ich dann fleißig Minuspunkte auf meinem Karmakonto. Aber es gibt auch sehr schöne essbare Resultate und deswegen kann ich nur jedem empfehlen, sich in seiner Gegend schlau zu machen, wo es ein solches Angebot gib, in dem man ein wenig Erfahrung in ökologischer Selbstversorgung sammeln kann.

Mittwoch, 19. August

Heute ist was Tolles, aber ich fahr' nicht noch mal in die Stadt, deswegen wäre es cool, wenn andere einfach statt meiner hingehen. Die Premiere von "Servus Baby 2" beim Filmfest München im Pop-Up Kino am Olympiasee. Natalie Spinell zeichnet präzise, humorvoll und mit Bestbesetzung ein Bild unserer beziehungsgestörten Gesellschaft. Also hingehen, anschauen! Und wenn es sich ausgeht, schau ich mir im Tölzer Capitol Kino "Beyond the Visible - Hilma Af Klint" an, denn es ist erstens wichtig, sich darüber bewusst zu werden, was es für unglaubliche Künstlerinnen gibt, und zweitens, warum sie es noch schwerer als ihre männlichen Kollegen haben. Punkt.

Info

Mehr als 20 Jahre ist es nun schon her, dass sich die "Bananafishbones" aus Bad Tölz mit inzwischen zu Klassikern avancierten Songs wie "Come to Sin" und "Easy Day" in die erste Liga der nationalen Indie-Rock-Szene spielten. Seither gelten der Sänger Sebastian Horn und seine Mitmusiker als eine der besten Livebands Deutschlands. Auch mit seinem jüngsten Projekt ist der 49-Jährige erfolgreich: 2013 tat sich Horn mit dem Gitarristen, Produzenten und Filmmusiker Gerd Baumann zusammen und macht seitdem unter dem Namen "Dreiviertelblut" mitsamt einer starken Begleitband zu bayerischen Texten "folklorefreie Volksmusik", wie er selbst sagt - Liedermacher-Material, angereichert mit Balkan-Polka, Klezmer und Mariachi-Trompete. Derzeit läuft in den Kinos ein außergewöhnlicher Arthouse-Film in Schwarz-Weiß von Marcus H. Rosenmüller über Horn und Baumann, eingebettet in die vielschichtige Musik von "Dreiviertelblut" mit dem Titel: "Dreiviertelblut - Weltraumtouristen". Ariane Witzig

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SZ vom 12.08.2020/wean
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