Fünf für München:Mehr Platz für Kuchentratsch

Fünf für München: Wer 2000 Euro in "Kuchentratsch" investiert, bekommt vier Mini-Kuchen pro Jahr.

Wer 2000 Euro in "Kuchentratsch" investiert, bekommt vier Mini-Kuchen pro Jahr.

(Foto: Florian Peljak)

Katharina Mayer will ein chinesisches Restaurant in eine Erlebnisbackstube umbauen, Michael Höweler will das Musikgeschäft revolutionieren, Astride Velho ist an der Filmhochschule Ansprechpartnerin bei Diskriminierungen - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Sabine Buchwald und Martina Scherf, München

Die Erlebnisbäckerinnen

Fünf für München: Katharina Mayer will ein chinesisches Restaurant in eine Erlebnisbackstube umbauen.

Katharina Mayer will ein chinesisches Restaurant in eine Erlebnisbackstube umbauen.

(Foto: vrame studios 2022)

"Kuchentratsch" wird sichtbarer. Mit einer Crowd-Investing-Kampagne will Gründerin Katharina Mayer, 32, den Umbau der neuen Räume zu einer "Erlebnisbackstube" finanzieren. Ende Januar ist sie mit ihrem Team an die Theresienhöhe 30 gezogen. Wo früher ein chinesisches Restaurant war, duftet es jetzt nach frisch gebackenem Kuchen. Noch aber ist nicht alles so, wie es sich Mayer wünscht. Ab Sommer soll hier nach einem umfangreichen Umbau auf 650 Quadratmetern auch ein Café mit großer Terrasse entstehen. Die Wand zur Backstube soll durch Glas ersetzt werden, damit die Besucher den Bäckerinnen auf die Finger schauen können. Hinter "Kuchentratsch" steckt die Idee, Seniorinnen - es sind tatsächlich überwiegend Frauen, die hier backen - eine Betätigung und Austauschmöglichkeit zu geben. Der soziale Aspekt stand für Mayer immer im Vordergrund, seitdem sie "Kuchentratsch" vor mehr als acht Jahren gründete. Inzwischen sind 50 Omas dabei. Sie backen nach ihren besten Rezepten, und was unter ihren geübten Händen entsteht, wird an Ort und Stelle verkauft oder deutschlandweit verschickt. Auch mehrere Bücher gibt es mittlerweile, in denen die Omas ihre Tipps preisgeben. Mit Hilfe der Kampagne sollen 400 000 Euro für den Umbau zusammen kommen. Den Investoren wird für eine Zeit von sieben Jahren eine jährliche Rendite von sechs Prozent versprochen - in Kuchenform. Bei 2000 Euro wären das vier Mini-Kuchen pro Jahr, rechnet Mayer vor. "Ich finde es mega cool, wenn die Leute zu uns kommen, sehen, wie ihr Geld investiert wurde, Kuchen genießen und in die Backstube schauen können."

Der Fanvestor

Fünf für München: Michael Höweler.

Michael Höweler.

(Foto: Thorsten Jochim)

Nun haben die NFTs (Non Fungible Token) auch die Popmusik erreicht. NFTS sind - einfach ausgedrückt - digitale Echtheitszertifikate. Und damit will Michael Höweler, bis Herbst 2021 Chef von Amazon Music Deutschland in München, das Musikgeschäft revolutionieren, zumindest ein bisschen fairer gestalten. Gemeinsam mit Alexander Franck hat er das Start-up biddz gegründet, das Fans ermöglichen will, in Musik, in Songs ihrer Lieblingskünstler zu investieren. Wird der Song häufig auf Plattformen wie Spotify gespielt, wird der Fan - Höweler nennt ihn "Fanvestor" - an den Auszahlungen beteiligt.

"Die Idee ist während Corona entstanden", sagt Höweler. Für viele Bands ist in dieser Zeit die wichtigste Umsatzquelle weggebrochen: die Konzerte. Zu dieser Zeit haben Fans ebenfalls nach Wegen gesucht, Musiker zu unterstützen. "Jetzt können ganz viele Fans zusammen die Rolle einer Plattenfirma übernehmen", sagt Höweler. Der Fan kauft sogenannte "biddz" für einen Song - und besitzt damit Anteile daran. Die Band bekommt dieses Geld als Vorschuss. Gleichzeitig kann der Fan "seinen" Song auch promoten, was im besten Fall dazu führt, dass der Song und der Künstler erfolgreicher werden und sich der Erlös für alle erhöht. Auf der biddz-Internetseite heißt es wie folgt: "Kaufe biddz der Songs Deiner Lieblingsartists, supporte, was geht und feiert Euren gemeinsamen Erfolg!" Eine der ersten Bands, die bei biddz mitmachen, ist Cosby aus München. "Wir wollten das jetzt mit "Better Version of Myself" mal ausprobieren. Fühlt sich an wie ein neues Zeitalter für Musikliebhaber", sagt Marie Kobylka, Sängerin der Band.

Die Musikblogger

Fünf für München: Moritz Butschek legt selbst bei der Jubiläumsparty seines Blogs "Two in a Row" auf.

Moritz Butschek legt selbst bei der Jubiläumsparty seines Blogs "Two in a Row" auf.

(Foto: Jamie Sun)

Zehn Jahre ist es jetzt schon her, dass Moritz Butschek und Angelika Schwarz ihren Blog "Two in a Row" gestartet haben - ein Internetmagazin über die junge Kulturszene Münchens. Ein Schwerpunkt war dabei schon immer die elektronische Musik. "Auf unserem Blog empfehlen wir ausschließlich Veranstaltungen, zu denen wir auch selbst hingehen würden. Und elektronische Musik trifft schon immer in erster Linie unseren Geschmack", sagte Butschek, selbst Electro-DJ, einmal in einem SZ-Interview. Am Samstag, 7. Mai, wird das Jubiläum im Bahnwärter Thiel von 20 bis 5 Uhr gefeiert.

Die Frau für Toleranz

Die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) hat jetzt auf Wunsch der Studierenden eine Antidiskriminierungsbeauftragte. Astride Velho ist künftig Ansprechpartnerin für alle Hochschulangehörigen, die Diskriminierung erleben. Die Psychologin hat mehrere Jahre in München mit Migranten gearbeitet und für ihre Promotion die Auswirkungen rassistischer Diskriminierung auf Kinder und Jugendliche erforscht. Sie beschrieb auch, wie positive Bildungsarbeit Vorurteile abbauen und Integration fördern kann. HFF-Präsidentin Bettina Reitz sagte, sie freue sich über die Verstärkung durch "eine so kompetente und erfahrene Ansprechpartnerin für alle Fragen der Antidiskriminierung". Im Sinne des demokratischen Bildungsauftrags werde Velho das Kollegium auch bei der Entwicklung von noch mehr Chancengerechtigkeit für Studentinnen und Studenten unterstützen. "Wir befinden uns nicht nur an einer Kunsthochschule, sondern insgesamt in Zeiten eines schnellen Wandels, in dem wir alle täglich dazulernen können und müssen", sagt Reitz.

Der reisende DJ

Fünf für München: DJ Innellea, bürgerlich Michael Miethig, ist gerade auf Welttournee: knapp 30 Shows in zweieinhalb Monaten.

DJ Innellea, bürgerlich Michael Miethig, ist gerade auf Welttournee: knapp 30 Shows in zweieinhalb Monaten.

(Foto: privat)

Über die Münchner Electro-Szene wird ja immer mal wieder geschimpft. Zu wenig los, zu klein, zu angepasst. Und doch gibt es immer wieder Münchner Künstlerinnen und Künstler, die international auf sich aufmerksam machen: DJ Hell, Monika Kruse, die Zenker-Brüder. Und aktuell Innellea. Der Münchner DJ, der Michael Miethig heißt, ist gerade auf Welttournee: knapp 30 Shows in zweieinhalb Monaten. Nach Auftritten unter anderem in New York, Montreal, Tel Aviv und São Paulo legt er Anfang Mai in fünf indischen Städten auf. Am 14. Mai endet die Tour mit einem Abend in Berlin.

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