Energiekrise:"Das Netz ist robust und resilient"

Energiekrise: Die städtischen Gebäude wie das Technische Rathaus werden nur noch auf 19 Grad geheizt.

Die städtischen Gebäude wie das Technische Rathaus werden nur noch auf 19 Grad geheizt.

(Foto: Florian Peljak)

Die Projektgruppe "Energiemangel" kümmert sich darum, dass die 2400 von der Stadt verwalteten Gebäude möglichst wenig Strom und Gas verbrauchen. Die Gefahr eines Blackouts stuft der Leiter des Krisenstabs als gering ein.

Von Heiner Effern

Die Stadtverwaltung kommt dem bundesweit ausgerufenen Ziel, den Gasverbrauch um mindestens 20 Prozent zu reduzieren, bereits jetzt sehr nahe. Das gab Wolfgang Schäuble, oberster Krisenmanager der Stadt, in einem Bericht über die Bemühungen zum Energiesparen bekannt. Eine eigens gegründete Projektgruppe "Energiemangel" kümmert sich seit Anfang September darum, die 2400 verwalteten Gebäude möglichst energiearm zu betreiben. Sie berichtet an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Referenten als Führungsebene der Verwaltung.

Dabei konzentrierten sich die Verantwortlichen in einem ersten Schritt darauf, Vorgaben des Bundes umzusetzen. Die Raumtemperaturen wurden auf 19 Grad gesenkt, und Neben- sowie Gemeinschaftsflächen werden nicht mehr beheizt. Das nur fürs Händewaschen genutzte warme Wasser ist ausgeschaltet. Dazu werden die Gebäude ebenso wie Baudenkmäler nicht mehr beleuchtet.

Dazu sollen demnächst weitere Sparmaßnahmen kommen. So werden defekte Gaskessel künftig nicht mehr automatisch gegen neue ausgetauscht, sondern durch alternative Energiequellen ersetzt. Möglich ist hier zum Beispiel der Einsatz von Wärmepumpen oder Fernwärme. Die Heizungen der großen Kantinen der Stadt im Rathaus, im technischen Rathaus am Ostbahnhof und im Kreisverwaltungsreferat werden an den Wochenenden abgeschaltet. In den Außenbereichen städtischer Anlagen sollen nur noch so viele Lampen leuchten, wie für die Vermeidung von Unfällen nötig sind.

Weiter folgt München der Empfehlung des Deutschen Städtetags, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter private elektrische Heizgeräte vom Netz nehmen müssen. Auch Stromfresser wie Kühlschränke oder Tischbrunnen werden nicht mehr erlaubt sein. Wasserkocher, Kaffeemaschinen und elektrische Geräte in den Küchen städtischer Gebäude dürfen weiter genutzt werden.

Doch die Stadt bereitet sich nicht nur mit einer internen Planungsgruppe auf eine noch schärfere Energiekrise im Winter vor, auch für Engpässe der Stadtgesellschaft werden bereits Szenarien entworfen. Führend dabei ist die Brandschutzdirektion, die den Katastrophenschutz verantwortet, wichtigster fachlicher Partner sind die Stadtwerke München (SWM) als großes Versorgungsunternehmen.

Als Grundlage wurde die Struktur der Abnehmer analysiert und in drei Gruppen eingeteilt. 40 Großabnehmer haben so einen hohen Verbrauch, dass sie unter direkter Aufsicht der Bundesnetzagentur stehen. Weitere 800 Kunden heben sich durch ihre Energieabnahme so von der Norm ab, dass die Stadtwerke sie gesondert steuern würden. Weitere 240 000 Haushalte gehören zu den geschützten Nutzern, für die es etwa 115 Absperrbereiche gebe.

Auch wenn die Arbeitsgruppen, die im Krisenstab Energie zusammenlaufen, schon weitgehende Vorbereitungen treffen, verbreitete der städtische Krisenmanager Schäuble mehr Ruhe als Alarmstimmung. Die Gasspeicher seien bereits zu mehr als den geforderten 95 Prozent gefüllt, erklärte er. Und die Gefahr eines Strom-Blackouts in München lasse sein Haar derzeit nicht schneller ergrauen. "Das Netz ist robust und resilient."

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