Kultur in Bayern:Wo die schönsten Krippen stehen

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Besuch im Marmorpalast: Die Szene im Bayerischen Nationalmuseum zeigt Maria und Joseph mit den Heiligen Drei Königen. (Foto: Bayerisches Nationalmuseum)

Die Kirchen in München und Umgebung putzen rechtzeitig zum Fest ihre Krippen heraus und zeigen sie dem Publikum. Auch in Museen gibt es Überraschungen zu erleben. Ein Überblick.

Von Jürgen Moises und Sabine Reithmaier

Die weltgrößte Sammlung

Mehr als 400 Jahre ist es her, dass Jesuiten in St. Michael und damit erstmals in München eine Weihnachtskrippe aufstellten. Die Vorbilder dafür stammten in erster Linie aus Italien. Bis die ersten Krippen nach Kirchen oder Schlössern auch in Bürgerstuben einzogen, dauerte es aber noch eine Weile. Speziell in München spielte dabei Max Schmederer (1854-1917) eine wichtige Rolle. Der Bankier und Geschäftsmann war ein leidenschaftlicher Krippensammler. Er erstand tausende Figuren und legte so den Grundstein für die größte Krippensammlung der Welt. Diese ist heute im Bayerischen Nationalmuseum beheimatet, das damit für Krippen-Fans die erste und wichtigste Adresse darstellt. Mehr als 300 Jahre Krippengeschichte lassen sich hier bestaunen, zu der neben Münchner und alpenländischen Varianten besonders kostbare aus Neapel zählen. Diese zeichnen sich durch ihre lebensnahen Details aus, wie etwa bei der Darstellung des Markttreibens auf Neapels Straßen oder der Anbetung der Könige im Marmorpalast. Am 19. und 22. Dezember finden Führungen durch die Sammlung statt. Wer will, kann auch telefonisch daran teilnehmen (Anmeldung unter 089/21124-317 oder veranstaltungen@bayerisches-nationalmuseum.de).

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Krippensammlung im Bayerischen Nationalmuseum, bis Ende Januar geöffnet, Prinzregentenstr. 3

Auf dem Krippenweg durch München

Die schönsten Weihnachtskrippen (hier St. Theresia in Neuhausen) finden sich in der Broschüre "Münchner Krippenweg". (Foto: Münchner Krippenfreunde e.V.)

Der Sammler Max Schmederer hat nicht nur das Bayerische Nationalmuseum reich beschenkt. Er hat unter anderem zusammen mit dem Kapuzinerpater Pater Odorich Heinz und dem Bildhauer und bedeutenden deutschen Krippenbauer Sebastian Osterrieder 1917 den Verein der Münchner Krippenfreunde gegründet. Mit mehr als 200 Mitgliedern baut und betreut dieser auch heute noch in München Krippen, bietet Workshops und neuerdings auch eine Krippenbörse an. Außerdem macht er jährlich eine große Ausstellung im Rathaus, die genauso wie die letzte wegen Corona leider diesmal ausfällt. Dafür kann man sich auf der Webseite des Vereins unter "Krippen in München" die Broschüre " Münchner Krippenweg" herunterladen. Darin sind mit dem Bürgersaal, der Frauenkirche, Sankt Theresia oder Sankt Ursula nicht nur die Orte mit den schönsten Weihnachtskrippen verzeichnet. Sondern es werden auch Jahreskrippen vorgestellt, die das ganze Jahr über Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen. Die Bilder und Infos in der Broschüre sind nicht durchgehend aktuell. Sie sind aber trotzdem eine Grundlage, um sich seinen eigenen "Krippenweg" zusammenzustellen.

Münchner Krippenweg, als PDF-Broschüre kostenlos downloadbar unter www.muenchner-krippenfreunde.de

Kostbares aus Böhmen und Mähren

Rund 50 Weihnachtskrippen aus Böhmen und Mähren sind im Sudetendeutschen Museum zu sehen. (Foto: Johannes Schimpfhauser)

Die große Krippenausstellung im Münchner Rathaus fällt in diesem Jahr leider aus. Dafür gibt es im Sudetendeutschen Museum eine spannende Alternative. Mit "Alles andere ist zu ersetzen..." ist sie überschrieben und zeigt rund 50 Weihnachtskrippen aus Böhmen und Mähren. Diese stammen aus der hauseigenen Sammlung. Sie liegen normalerweise im Depot und sind zum Glück aller Krippennarren nun öffentlich zu sehen. Zum Glück, weil hier doch ein paar sehr schöne, handwerklich hochwertige und originelle Exponate dabei sind. Zu letzteren zählt etwa ein um 1900 entstandener Krippenberg, der sich unter einem Glassturz verbirgt. Auch die mechanische Krippe aus dem böhmischen Erzgebirge (um 1935) hat als Landschaftsszenerie inklusive Windmühle etwas sehr Eigenes. Und eine recht edel wirkende, große Landschaftskrippe aus dem mährischen Zwittau war für den Besitzer so wertvoll, dass er sie bei der Vertreibung unter Lebensgefahr aus der damaligen Tschechoslowakei herausgeschmuggelt hat. Auf diese risikoreiche Tat spielt auch der Titel der Ausstellung an. Denn dass sie auf der Flucht ihre "unersetzbaren" Weihnachtskrippen mitnehmen, stand damals für viele Sudetendeutsche außer Frage.

"Alles andere ist zu ersetzen...". Weihnachtskrippen aus Böhmen und Mähren, bis 2. 2., Sudetendeutsches Museum, Hochstr. 8

Heiliges Theater in Deggendorf

"Der Kindermord in Bethlehem" (Detail) ist nur eine von 13 Szenen der Jahreskrippe im Deggendorfer Stadtmuseum. (Foto: Rudi Scharf)

Das erste Wunder Jesu ereignet sich fast unbemerkt. Die Gäste, die zusehen hätten können, interessieren sich nicht für den Mann, der in der Ecke vor den Wassergefäßen steht. Sie sind mit sich beschäftigt oder reden über das schicke Brautpaar. In der Küche daneben herrscht Hochbetrieb. Weder die Köchin noch die anderen Dienstboten haben auch nur eine Sekunde Zeit, um sich ablenken zu lassen. So geschieht die Wandlung von Wasser zu Wein fast unbemerkt. Die Hochzeit zu Kana ist nur eine von 13 Szenen der Jahreskrippe, im Deggendorfer Stadtmuseum auf 160 Quadratmetern präsentiert. Von der Prophezeiung des Jesaja wandert der Besucher an den verschiedenen Stationen vorbei, genießt die Anbetung der Könige, schaudert bei der Flucht nach Ägypten oder dem Kindermord in Bethlehem, staunt vor der Verklärung auf dem Berg Tabor, bis er schließlich vor einem Kreuz mit schlichtem Holzkorpus steht. Sparsame Kulissen, raffiniert beleuchtet, unterstützen die Dramatik der Szenarien. Jahrelang verstaubten die Figuren auf dem Speicher der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Der Stadtpfarrer entdeckte sie erst 1996 wieder, als er das Dachgeschoss wegen einer Renovierung räumte. Wie viel Szenen die Krippe ursprünglich zählte, weiß man nicht. Dafür ist nicht zu übersehen, dass es schwierig war, nie gesehene Tiere zu schnitzen. Der Elefant im Gefolge der Königin von Saba hat klumpige Schweinsfüße, ist wahrlich ein bayerisches Rüsseltier.

"Heiliges Theater", Stadtmuseum Deggendorf, Di-Sa 10-16 Uhr, So 10-17 Uhr ( geänderte Öffnungszeiten in den Weihnachtsferien)

Weilheimer Sammelleidenschaft

Liebevoll aufgebaut und arrangiert sind die biblischen Szenen im erst 2018 eröffneten Weilheimer Krippenmuseum. (Foto: Emanuel Gronau/Weilheimer Krippenmuseum)

Angefangen hat alles mit der Sammelleidenschaft Manfred Bögls. Seit mehr als 20 Jahren trägt er Krippen aus aller Welt in Weilheim zusammen. Irgendwann wollte der Architekt seine Prunkstücke nicht mehr nur im heimischen Keller zeigen. Daher baute er eine denkmalgeschützte, historische Remise aus dem Jahre 1896 zu einem modernen Museum um, unterstützt von Sohn Thomas Bögl. Nach einjähriger Bauzeit eröffnete das Haus, inzwischen ein echter Familienbetrieb, im Advent 2018. Auf zwei Etagen mit fast 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche haben die Bögls 120 Krippendarstellungen und 1500 Figuren aufgebaut. "Was uns einzigartig macht, ist unsere große Vielfalt", sagt Thomas Bögl. Die Krippen stammen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, neben alpenländischen oder sizilianischen Darstellungen gibt es auch orientalische, südamerikanische und afrikanische Krippen. Ein Highlight der Sammlung aber ist die Bretterkrippe von Johann Wenzel Baptist aus dem Jahr 1721.

Weilheimer Krippenmuseum, nur im Dezember und Januar geöffnet, Fr., Sa., So. 14 bis 17 Uhr, in den Weihnachtsferien tägl. 14 bis 17 Uhr, Petelgasse 6, Weilheim

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