Süddeutsche Zeitung

Beratungsstelle:"Ein Gewinn für die gesamte Münchner Krebsmedizin"

Das neue Patientenhaus in der Pettenkoferstraße versammelt Hilfsangebote für Krebskranke unter einem Dach.

Von Stephan Handel

Nun gut, das Haus ist kein Haus, sondern - vorerst - nur eine geräumige Flucht in der altehrwürdigen Poliklinik der LMU in der Pettenkoferstraße. Was dort aber am Dienstag eröffnet wurde, ist "einzigartig mindestens in Bayern". Das sagt Volker Heinemann und der muss es wissen, denn er hat's zusammen mit Hana Algül erfunden: Das Patientenhaus für Menschen mit Krebserkrankungen, das die Bedürfnisse dieser Menschen und ihre Erfüllung an einem Ort bündeln soll.

Heinemann vom LMU-Klinikum und Algül vom Rechts der Isar, das zur TU gehört, sind die Leiter des CCC, "Comprehensive Cancer Center", in dem die beiden Münchner Universitätskliniken zum Wohl der Patienten in Forschung und Therapie kooperieren. Schon seit einiger Zeit war ihnen aufgefallen, dass die Angebote, die über die rein ärztliche Betreuung hinausgingen, über die ganze Stadt verstreut waren: psychoonkologische Beratungsstellen in Großhadern und am Rechts der Isar, Selbsthilfegruppen und anderes bei der Bayerischen Krebsgesellschaft am Stiglmaierplatz, andere Angebote von Vereinen und Stiftungen.

Es wäre doch viel praktischer, dachten die beiden Ärzte, wenn alle diese Angebote unter einem Dach zusammengefasst wären - oder wenn zumindest von einer Anlaufstelle aus alle Angebote vermittelt werden könnten. Und so entstand die Idee, in sowieso freien Räumen der LMU-Poliklinik eine Dach-Organisation zu schaffen, eine Orientierungshilfe für Patienten vor, während und nach ihrer Krebs-Therapie.

Neben dem CCC ist das Tumorzentrum München an dem Patientenhaus beteiligt, außerdem die Bayerische Krebsgesellschaft und der Verein "Lebensmut". Dieser bietet zum Beispiel eine Sprechstunde für Kinder krebskranker Eltern an, das Projekt "Freiraum" für erkrankte Jugendliche sowie "KiA - Krebs im Alter" mit Gruppen- und Beratungsangeboten.

Das Angebot geht weit über mit der Krankheit zusammenhängende Fragen hinaus

Die Bayerische Krebsgesellschaft kümmert sich nun auch im Patientenhaus um alle psychosozialen Fragen; künftig sollen auch ihre Selbsthilfegruppen dort Platz finden. Das Angebot geht aber weit über direkt mit der Krankheit zusammenhängende Fragen hinaus. Volker Heinemann: "Es soll zum Beispiel auch Computerkurse geben, wo Menschen lernen können, eine Video-Konferenz mit den weit entfernt lebenden Kindern aufzusetzen - das kann gerade für Krebspatienten eine große Erleichterung sein.

Das Tumorzentrum selbst ist wiederum näher an der Medizin: Es bietet eine Ernährungsberatung an, dazu Informationen über Komplementärmedizin ("ohne Quatsch und Globuli", so Heinemann) sowie, bei vielen Patienten gerade kurz nach der Diagnose wichtig, die Vermittlungen von Ärzten zur Einholung einer Zweitmeinung.

So viel versammelte Kompetenz unter einem Dach ließ der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) nicht unkommentiert: "Beratung, Hilfe und Therapie unter einem Dach - ein Gewinn für die gesamte Münchner Krebsmedizin und für jeden, der den Kampf gegen den Krebs aufnehmen muss", sagte er bei der Eröffnungsfeier.

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