Waldgasthof Buchenhain:Konzentration auf das Wesentliche

Waldgasthof Buchenhain: Dank des vielen Holzes ist die Geräuschkulisse im Waldgasthof Buchenhain dezent. Die Lüster an der Decke passen allerdings so gar nicht.

Dank des vielen Holzes ist die Geräuschkulisse im Waldgasthof Buchenhain dezent. Die Lüster an der Decke passen allerdings so gar nicht.

(Foto: Claus Schunk)

Im Waldgasthof Buchenhain ist man als Gast in aller Regel gut bedient. Der Biergarten ist schön - gibt aber das eine oder andere Rätsel auf.

Von Iwan Lende

Normalerweise fährt man hier durch. Besser gesagt: daran vorbei. Buchenhain, ein Ortsteil von Baierbrunn, ist jetzt kein so richtiger Hotspot mit Aussichtsplattform. Die Freunde "Derricks" allerdings (für die Jüngeren: Das war, in Person des Schauspielers Horst Tappert, jener ZDF-Kommissar, der es mit zweieinhalb Gesichtsausdrücken auf 281 Folgen brachte und nie sagte: "Harry, fahr den Wagen vor!") kennen Buchenhain, denn in einer Folge wohnte Stephan Derrick in Buchenhain. Und wäre wohl auch zu Gast gewesen im dortigen Waldgasthof, der ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal hat: Zur Haltestelle der S 7 sind es gerade Mal 100 Meter.

Das (von Lende sehr geschätzte Hofbräu-) Bier wird hier sorgsam gepflegt. Wie alles hier sehr propper daherkommt, von der Hotel- und Restaurantfassade bis zu den zwei Ebenen des Gastrobetriebs. In diesem ist auf unaufdringliche Art sehr viel altes Holz verbaut, weswegen die Geräuschkulisse angenehm dezent ist und jedem Tisch eine gewisse Intimität garantiert. Hingen da nicht die stilistisch gnadenlos unpassenden Lüster an der Decke, das Ambiente ließe keinerlei Kritik zu.

Das gilt, ähnlich ambivalent, auch für die Küche, die sich so sehr aufs Wesentliche konzentriert, dass auf der "Standard Karte Frühling" gerade mal sechs fleischliche Hauptgerichte zu finden waren. Die Tageskarte ergänzte das Angebot dann durch die jahreszeitlich üblichen Spargel-Kombinationen, zum Beispiel mit Wiener Schnitzel, ein bisschen Fisch, Rehragout und gefüllte Paprika. Solch ein Programm aber ist allemal schlauer als eine Karte mit einem halben Hundert an Positionen, wie man sie in manchen Wirtshäusern tatsächlich noch findet.

Zunächst grüßte die Küche mit Mozzarella und Minitomate, leider sparte man an Balsamico und Öl, auf dem Tisch stand nichts dergleichen, was man dann auch beim Vorspeisenfrühlingssalat (5,50 Euro) schmerzlich registrierte. Eine der beiden angebotenen Suppen, die mit Ochsenschwanz, war schon am frühen Abend aus. Die andere, eine Festtagssuppe, mundete, doch verloren sich Pfannkuchenstreifen, Gries- und Bratnockerl in der Halbliterschüssel (5,50).

Bei den Hauptgängen bietet man einen sehr lobenswerten Luxus: Es gibt, mit einem Abschlag von zwei Euro, fast immer auch kleine Portionen (dass die auf der Rechnung dann mit dem Kürzel "Sen." auftauchen, was wohl Senioren bedeutet, ist allerdings diskriminierend, weil auch jüngere Gäste gerne auf die bayerische Dimension der Hauptspeisen verzichten).

Als da kamen, professionell freundlich serviert, auf den Tisch: eine Scholle Finkenwerder Art (19,50), perfekt gebraten, auch der Speck passte. Wenn man das Haar in der Scholle suchen möchte, dann vielleicht beim Gurkensalat, der ohne Joghurt angemacht war; aber das ist nun wirklich Geschmackssache. Von bester Qualität war auch das Schollenfilet (19,50), zwar kühner Weise mit Kartoffelsalat serviert; der aber war vorzüglich geraten. Auch der Schweinsbraten (klein 10,50), Aushängeschild eines jeden bairischen Wirtshauses, gab nicht zur geringsten Kritik Anlass. Dass heutzutage Kartoffelknödel aus industrieller Fertigung stammen, nun gut! Und weil die Dunkelbiersoße leicht sämig war, erinnert Lende sich an die Zeit, als es zum guten Schweinsbratenton gehörte, Saucen ohne jedes Verdickungsmaterial zu montieren. Es waren nicht die schlechtesten!

Dieser Braten stamme, so die Karte, vom sogenannten Stroh-Schwein, also von einem Tier, das auf Stroh gehalten wird. Das ist sehr löblich, weil artgerecht. Allerdings tauchte das Wort Stroh dann noch in anderem Zusammenhang auf: bei der halben Ente (20,50). Diese schien auf dem Weg zur Küche an Dehydrierung verschieden zu sein, so trocken war das Fleisch; ein glatter Sechser - nicht im Lotto, sondern im Zeugnis!

Getrunken wurde Bier (siehe oben), Wasser von der Plose (0,25 für 2,90!), wenig Wein, weil 0,2 Zweigelt für 6,30 Euro einem den Spaß verderben. Und zum Abschluss gab's Windbeutel (7,50), die nicht so recht zur Wiederholung einluden.

Der Waldgasthof lockt auch mit einem geräumigen Biergarten - und einem allerdings eher rätselhaften Preisgefüge. Nur ein Beispiel, nachempfunden dem diesjährigen Mathe-Abitur: Das Schweinenackensteak kostet genauso viel wie eine Portion Pommes Frittes, mit einem Weißbier (Russen) kommt man auf 13,30 Euro, wie teuer also sind die Pommes?

Um aber den Geist des Hauses zu verstehen, muss man auf einen Eintrag in der Karte verweisen. Hier steht geschrieben, alle Preise verstünden sich in Euro. Wer eine Warnung solcher Art ausgeben muss, hat wohl auch viele Gäste mit Fremdwährungen in der Tasche (S-Bahnnähe zu Messezeiten). Sie werden - cum grano salis - München dank Buchenhain in guter Erinnerung behalten.

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