In der Turnhalle des Pasinger Karlsgymnasiums ist mittwochsabends therapeutische Bewegung angesagt. Rund 50 Sportler und Sportlerinnen, alle mit einer Herzerkrankung, verbessern dort unter Anleitung von drei sich abwechselnden Übungsleiterinnen ihre Fitness. Noch - denn die Halle wird abgerissen. Und eine Ausweichmöglichkeit für den Koronarsport hat der SV Waldeck Obermenzing bislang nicht gefunden. "In den Faschingsferien haben wir die Mitteilung gekriegt, dass uns die Halle nach den Ferien nicht mehr zur Verfügung steht", erklärt Trainerin Annette Hoffmann. "Sehr kurzfristig" sei das gewesen - und für den Verein ein "Ärgernis". Zwar wurde die Frist inzwischen bis Ostern verlängert. Aber ein langfristiger, auch für den Verein gangbarer Lösungsweg steht nach wie vor aus.
Ins Training sind Ärzte eingebunden
Grund ist vor allem das enge Zeitfenster. "Wir trainieren immer mittwochs von 18 bis 19.30 Uhr", erklärt Hoffmann. Der Termin lasse sich kaum verschieben. Die Stadt habe dem Verein bereits Hallenkapazitäten im Freihamer Sportpark angeboten - allerdings nur am Donnerstag. "Das ist für uns aber keine Option", sagt die Trainerin. Nicht nur, weil ihre beiden Übungsleiterkolleginnen diesen Termin nicht wahrnehmen können. Sondern auch, weil die Ärzte dann nicht verfügbar wären. Herzsportgruppen müssen medizinisch betreut werden, Ärzte sind in ihre Dienstpläne eingebunden. Vom Zeitpunkt einmal abgesehen würde der Verein ein Angebot in Freiham jedoch begrüßen, da das Sportzentrum gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist.
Dabei steht für den SV Waldeck außer Frage, dass die Turnhalle des Karlsgymnasiums dringend erneuert werden muss. "Das Gebäude ist so marode, das muss neu gebaut werden", sagt Annette Hoffmann. Die Dreifachhalle, die die bestehende Doppelsporthalle ersetzen soll, entsteht im Zuge eines umfassenderen Schulneubauprojekts: Geplant ist, den denkmalgeschützten Altbau des Pasinger Gymnasiums, das der humanistischen Tradition verpflichtet ist, auf der Südseite durch einen viergeschossigen Flachdachwürfel zu ergänzen.
Die Schule bekommt so Platz für zwei weitere Züge mit zwei Lernhaus-Clustern, Fachlehrsälen und einer Pausenhalle. Die Dreifachturnhalle ist bei dem Vorhaben so konzipiert, dass sie auch als Versammlungsstätte für knapp 400 Personen dienen kann. Die vorbereitenden Arbeiten haben bereits Ende Februar begonnen, richtig losgehen soll es laut dem Referat für Bildung und Sport dann Anfang kommenden Jahres. Im Schuljahr 2025/2026 soll in dem Erweiterungsbau erstmals Unterricht stattfinden können.
Die Grundschulhalle beherbergt Ukraine-Flüchtlinge
Bis dahin also braucht der SV Waldeck Obermenzing eine tragfähige Interimslösung. Pasings Lokalpolitiker und die Herzsport-Trainerinnen fänden eine Unterbringung in der Turnhalle der neuen Hermine-von-Parish-Schule ideal. Doch die beherbergt inzwischen - und das sei "auch richtig so", betont Hoffmann - bis auf weiteres Geflüchtete aus der Ukraine. "Eventuell", sagt die Übungsleiterin, "können wir aber die Schulturnhalle am Ravensburger Ring nutzen". Denn diese Halle sei am Mittwochabend lediglich im Winter belegt.
Im Referat für Bildung und Sport jedenfalls versichert man, "alles zu unternehmen", um den von der Schließung der Gymnasiums-Turnhalle betroffenen Vereinen Ersatz zu beschaffen. Dass Koronarsport für Menschen mit Herzleiden wichtig ist, ist unbestritten. Denn wer sich regelmäßig ausdauernd bewegt, bremst eine Erkrankung der Herzkranzgefäße und senkt dadurch das Risiko für Infarkt und Herzschwäche. Das Angebot an Koronarsport im Münchner Westen ist aber auch schon mit den Gruppen des SV Waldeck überschaubar. Und ohne sie erst recht.