Der „Schneewittchensarg“ ist tot, es sprießt die Hoffnung auf eine Musikoase! So lässt sich am plakativsten zusammenfassen, was Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kunstminister Markus Blume (CSU) bei der Pressekonferenz nach der jüngsten bayerischen Ministerratssitzung verkündeten: „Das Konzerthaus kommt“, sagte Söder, „ein Juwel für München und ein Bekenntnis zur Hochkultur im Freistaat.“ Doch es komme „nicht alles, was man sich de luxe gewünscht hat“, so der Ministerpräsident.
Schon seit Monaten fragen sich Bayerns Kulturszene und der Kulturausschuss des Landtags, was es heißt, wenn die Staatsregierung von der „Redimensionierung“ ihrer Pläne für den ambitionierten Konzerthausbau des Freistaats im Münchner Werksviertel spricht. Jetzt herrscht Klarheit, jedenfalls in Teilen.
Als „Schneewittchensarg“ haben die Gegner des Projekts den Sieger-Entwurf des Architekturwettbewerbs oft bezeichnet, den die Staatsregierung 2017 für den Konzerthausbau im Münchner Osten ausgelobt hatte. Mit einer Art gläsernen Kathedrale hatte sich das Architekturbüro Cukrowicz-Nachbaur aus Bregenz gegen ein internationales Bewerberfeld mit Stararchitekten wie David Chipperfield und dem Osloer Büro Snøhetta durchgesetzt. Doch derlei sei in aktuellen, von Krisen gekennzeichneten Jahren nicht mehr zu finanzieren und in Teilen auch nicht mehr zeitgemäß, sagt Söder sinngemäß, nun wolle man „Klima und Kultur mehr zusammenbringen“. Auf 1,3 Milliarden Euro war man bei der letzten Kostenprognose für das Projekt gekommen. Im März 2022 hatte Söder deshalb im SZ-Interview von einer „Denkpause“ gesprochen.
Die Staatsregierung will nun „für 50 Prozent“ der Kosten ein Konzerthaus errichten lassen, das „100 Prozent Erlebnis bietet“, sagte Blume. Es solle in seiner Architektur pragmatischer angelegt sein und 24 Stunden am Tag Aufenthaltsqualität bieten. Finanziert werden soll das Haus durch eine Projektgesellschaft. Das entspricht einem Prinzip, das man in Bayern für staatliche Projekte künftig häufiger wählen will, um schnelleres und von weniger Verwaltungsaufwand geprägtes Bauen zu ermöglichen. Man folge damit dem Beispiel Österreichs, das damit bereits gute Erfahrungen gemacht habe, sagt Blume.
Das Projekt im Werksviertel wird jetzt ohne weiteren Wettbewerb aber mit klaren Vorgaben neu ausgeschrieben. Ein Spitzenkonzertsaal für 1900 Personen soll das Herzstück bleiben, die Akustik müsse höchsten Ansprüchen genügen. Die bisherigen Planungen seien nicht verloren, so der Minister, sie hätten vielmehr den Katalog der tatsächlichen Anforderungen klargemacht. Fertigwerden soll das Konzerthaus spätestens Mitte der Dreißigerjahre.