Reimraum:Unverhofft soft

Reimraum: "Cool ist mir zu kalt", rappt Finna, die bürgerlich Jana Pettke heißt.

"Cool ist mir zu kalt", rappt Finna, die bürgerlich Jana Pettke heißt.

(Foto: Katja Ruge)

Die "Zartcore"-Rapperin Finna präsentiert ihren queerfeministischen Hip-Hop in der Milla.

Von Anna Weiß

"Mache den Rap wieder soft und zart", lautet das Motto der Rapperin Finna in ihrem Song "Zartcore" aus dem gleichnamigen Debütalbum von 2022. Zwar gehört die sogenannte Ansage immer zu Hip-Hop-Stücken, ganz gleich welchen Subgenres - ob bei Vertretern des Ganstaraps, dem als authentisch gelabelten Apache 207 ("Apache bleibt gleich"), Nina Chubas Pipi-Langstrumpf-artigen Überfliegersongs ("Highspeed, keiner hält mich auf"). Doch Finnas Zeile ist auffällig: Geht es meist darum, besonders hart, cool und abgebrüht wahrgenommen zu werden, ist der Zartheitsanspruch einzigartig.

Finna, bürgerlich Jana Pettke, ist derzeit eine der spannendsten Stimmen im deutschsprachigen Hip-Hop und dabei, sich mit solidem Flow auf gut gebauten Beats aus der Nische ins Rampenlicht zu rappen. Eine der bekanntesten Vertreterinnen des queerfeministischen Rap, dem sich Finna zuordnet, war bis 2020 Nora Hantzsch alias Sookee. Sie zog sich aus dem Business zurück, um als Sukini ohne Druck Musik für Kinder zu machen. Einer ihrer Beweggründe war dabei die Kritik an der kapitalistischen Musikbranche. Auch Finna kreidet das System an, "Liebe den Shit, aber spiele nicht mit" und "Konkurrenzkampf find ich scheiße, ich bin mehr, als was ich leiste", heißt es in "Zartcore". Zudem ist die Rapperin teil des Hip-Hop-Kollektivs Fe*Male Treasure.

Die Systemkritik, das Hinterfragen von Rollenbildern und angelernten Verhaltensweisen, ist in Finnas Werk nicht neu und wird oft schon in ihren Songtiteln angezeigt. Bereits vor Jahren veröffentlichte sie den Song "Cool ist mir zu kalt", vor drei Jahren folgte "Overscheiß" als Persiflage auf "Oversize".

Finna, die sich selbst als "fett" bezeichnet und in Interviews berichtet, wie oft fremde Menschen sie aufgrund ihres Aussehens beleidigen, bringt in ihren Songs sowohl die selbstbewusste Auflehnung gegen Schönheitsideale als auch die Selbstzweifel, die sich daraus ergeben, nicht ins auf Perfektion ausgelegte System zu passen, zum Ausdruck. Zu hören im Stück "VDAZV" (Verlier' die Angst zu verlieren), mehr Pop denn Rap, in dem Finnas Gesangsqualitäten besonders deutlich werden. Diese und ihr Debütalbum wird sie am Freitagabend im Milla-Club präsentieren.

Finna, Freitag, 5. Mai, 20 Uhr, Milla Club, Holzstraße 28, mehr Infos www.milla-club.de

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