Neue Konzerthalle am FlughafenSpielen die Stars bald in Freising – und nicht mehr in München?

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Die Halle am Flughafen soll 2029 fertig sein und bis zu 20 000 Zuschauer fassen.
Die Halle am Flughafen soll 2029 fertig sein und bis zu 20 000 Zuschauer fassen. (Foto: SWMunich)

Der weltweit agierende und führende Veranstalter Live Nation wird strategischer Partner der geplanten Event-Arena am Flughafen. Die Stadt sieht ihre Olympiahalle in Schwierigkeiten.

Von Heiner Effern und Michael Zirnstein

Der Name klingt stark nach internationalen Ambitionen, eine Mischung aus Werbung mit der großen Nachbarstadt und dem Fußballstadion des FC Bayern: Munich Arena soll die private, neue Konzert- und Mehrzweckhalle am Flughafen in Freising heißen. Schon vor dem geplanten Start im Jahr 2029 verkündet Geschäftsführer Lorenz Schmid nun eine Kooperation, die in München zu großer Sorge um die Zukunft der Olympiahalle führen dürfte. Die weltweit agierende und führende Konzertagentur Live Nation wird strategische Partnerin der Munich Arena.

„Endlich gibt es eine Arena, auf die Europa, Deutschland, Bayern und alle Fans seit Jahren gewartet haben“, äußert sich Live-Nation-Chef Marek Lieberberg in einer gemeinsamen Mitteilung. Diese solle eine neue notwendige Konzert-Erfahrung bieten, „die den komplexen Bedürfnissen von Besuchern und Stars in jeder Hinsicht gerecht wird“.

Schöne Grüße an die Stadt, die der Arena am Flughafen ihren Namen geben soll, und an deren große Konzerthalle im Olympiapark, in der die Stars von Live Nation bisher auftreten, wenn sie nach München kommen. Welche Stars er unter Vertrag hat und was er für sie organisieren kann, hat Lieberberg vergangenes Jahr mit den Adele-Konzerten auf dem Messegelände bewiesen.

Für die städtische Olympiapark-Gesellschaft, die Halle und Stadion betreibt, ist die neue Konzertarena am Flughafen und speziell die Kooperation mit Live Nation ein harter Schlag. Ein Sprecher verglich den Einschnitt mit dem Auszug des FC Bayern und des TSV 1860 aus dem Olympiastadion. „Natürlich ist das eine ernste Konkurrenz“, sagte er, „aber wir arbeiten seit Längerem an einem Konzept, wie die Olympiahalle künftig bespielt werden kann und wie wir insgesamt weiter gute Besucherzahlen erzielen können“.

Denn überrascht wurde man von den Neuigkeiten nicht. „Gerüchte in der Szene waren schon lange im Umlauf“, sagte der Sprecher. Verhindern konnte der Parkbetreiber den Deal aber nicht. „Es gab Gespräche, aber es wurde nicht mit uns verhandelt.“ Nun übt sich die Gesellschaft in Optimismus. „Der Olympiapark ist auch nach Auszug des Fußballs erfolgreich bespielt worden und wir werden auch diese Herausforderung meistern.“

Wie das konkret aussehen soll, verrät er nicht. Die Agentur Live Nation hatte in den vergangenen Jahren jedes fünfte, teilweise jedes vierte Konzert in die Olympiahalle gebracht. Nun dürften es nur einige wenige Shows werden, befürchtet man im Olympiapark. Für die Open-Airs im Stadion soll die Agentur aber „ein guter Partner“  bleiben.

Das Hallen-Projekt wird seit Jahren konsequent vorangetrieben, verhindern konnte oder wollte München die Konkurrenz offenbar nicht. Gegen den Willen der Stadt bekam der Investor das gewünschte Grundstück von der Flughafen GmbH. Im März passierte zuletzt der Vorentwurf des Bebauungsplans und die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans den Planungsausschuss des verantwortlichen Stadtrats in Freising.

Die Halle soll etwa 20 000 Zuschauer fassen und nicht nur für Konzerte, sondern auch für Sport, Kongresse oder Messen genutzt werden. Weiter planen die Investoren ein Parkhaus und ein Hotel. Die Betreiber haben laut Mitteilung keinen geringeren Anspruch an sich selbst, als „die Arena zu einem der führenden Veranstaltungsorte Europas zu entwickeln“.

Für die Olympiahalle könnte das bitter enden. „Eine über 50 Jahre alte Halle, die unter Auflagen des Denkmalschutzes saniert wurde, kann nicht den heutigen internationalen Anforderungen gerecht werden“, sagte der Sprecher der Park-Gesellschaft. „Wir machen das Beste aus der Halle und nehmen sie, wie sie ist.“ Man wolle nun neue Formate und Themen erschließen und mit anderen Veranstaltern ins Geschäft kommen. „Trotzdem müssen wir mit finanziellen Einbußen rechnen.“

Die Konkurrenz der Agentur Live Nation ist ebenfalls alarmiert. Man beschäftige sich schon lange mit dem Projekt, sagt Patrick Oginski, Vorsitzender des Verbandes der Münchner Kulturveranstalter (VdMK). „Die Stadt hat sich jahrelang nicht wirklich gegen diese Multifunktionshalle in Freising gestemmt“, sagte er. Der Chef der Konzertagentur Südpolmusic ist sich sicher: „Die München Arena wird zu Umwälzungen in der Münchner Konzertszene führen.“

Für Oginski wäre so eine Spielstätte durchaus eine Alternative zu den Münchner Angeboten: „Ob ich einen Künstler zweimal hintereinander im Zenith spielen lasse oder einmal dort draußen, das wäre schon eine Überlegung. Ich gehe davon aus, oder ich hoffe, dass die Munich Arena nicht nur von Live Nation bespielt wird.“

Das sieht auch Burghard Zahlmann so, Chef einer großen Berliner Konzertagentur, die auch Stars in die Münchner Olympiahalle  bringt, am 7. Juni zum Beispiel John Legend. „Live Nation hat sicher den Content und die Erfahrung, so eine große Halle zu füllen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die das ganz alleine stemmen. Um rentabel zu sein, müsste man schon etwa 280 Tage im Jahr Programm machen.“

Das Concertbüro Zahlmann könnte sich vorstellen, in Freising zu veranstalten, wenn die Konditionen und die Verkehrsanbindung stimmen und die Zuschauer die Halle annehmen. Sein Münchner Kollege Oginski ist da noch skeptisch. Wenn ein internationaler Star in München spielen wolle, „dann will er nicht nach Freising“. Nur müsse es dann eben in München auch entsprechende Hallen geben.

Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD) sieht die Olympiahalle in einer schwierigen Situation. Für die Stadt insgesamt trifft das seiner Meinung nach nicht zu. Besucher von auswärts würden nicht unbedingt „alle in Freising übernachten“, hofft er. Eine erfolgreiche Halle am Flughafen müsse für München „kein Nachteil“ sein.

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