Hertzkammer:Kollektivträume

Vielfältige elektronische Musik beim Sommerfest der jungen Kollektive "New Basement" und "Orbital Reflector".

Von Anna Weiß, München

Der Modus der künstlerischen Vernetzung der Wahl ist in der Münchner DJ-Sphäre seit einigen Jahren das Kollektiv: Wut ist ein queerfeministisches Kollektiv, Krew hat sich dem Hip-Hop verschrieben, Fancy Footwork der Indie-Disco.

"Was ist der Tenor in eurem Kollektiv?", fragte ein ambitionierter Partygast im Import Export neulich in eine Runde DJs, die sich zufällig nicht als Kollektiv begreifen - die Irritation auf beiden Seiten war groß. Anders ist das bei New Basement und Orbital Reflector, die an jenem Ort, dem Import Export ein Ein-Tages-Festival veranstalten. Da es subkulturelle Strömungen in München nicht leicht haben, ist die Kompetenzballung in Form eines Kollektivs sinnvoll, findet Tianping Christoph Xiao von New Basement. "Als ich nach München kam, war ich überrascht, dass Indie-Musik hier so kommerziell ist. Wir haben eine DIY-Philosophie, machen alles selber. Jugendkultur, die von jungen Leuten gemacht wird", sagt der 22-Jährige, der DJ ist und in einer Band spielt. Da er und gleichgesinnte Musiker mit den altbekannten Problemen in München konfrontiert sind - kaum Proberäume, wenige Spielmöglichkeiten -, sind sie selbst tätig geworden.

Auch Orbital Reflector veranstaltet Events, unter anderem das "Forum", eine Reihe, in der elektronische experimentelle Sounds jenseits der Dance-Musik erkundet werden. Kennengelernt haben sich die Musiker im Baader Café. Den Kollektivbegriff sieht Xiao offen. "Bei uns kann theoretisch jeder mitmachen", sagt er am Telefon "wir haben jede Woche so etwas wie einen Tag der offenen Tür". Im "Neu Workshop" am Goetheplatz halten Xiao und seine Kollegen für Interessierte Workshops zu Veranstaltungen und alles rund um Musik ab.

Das Sommerfest am Samstag ist zweigeteilt und zeigt, wie vielfältig Kollektivträume klingen: Erst spielen Acts draußen, New Basement hat diesen Teil der Veranstaltung organisiert, auch Xiaos Band Shā Mò tritt auf. Orbital Reflector zeigt sich für die DJs verantwortlich, die ab 22 Uhr im Innenbereich spielen. Darunter die Münchner 600-cell und Balearic Eric, aber auch Charlotte Bendiks aus Norwegen. Die Sets der international gebuchten DJ beginnen oft mit mystischen Klängen, es flirrt, Vogelgeräusche werden elektronisch imitiert, Stimmen murmeln, melodische Songs und minimalistische Elektrotracks gesampelt, Düsternis wird tanzbar. Xiaos Prognose: "Es wird auf jeden Fall vielfältig."

New Basement + Orbital Reflector, Import Export, Schwere-Reiter-Straße 2h, Sa., 30.7., Beginn 17 Uhr, Abendkasse 15 Euro, mehr Informationen www.import-export.cc

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