Antisemitismus-Vorwürfe:Auftritt von Rapper Asifeh in der Muffathalle abgesagt

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Das Muffatwerk (linker Turm) in München: In der Halle hätte der Rapper Asifeh auftreten sollen (Symbolfoto). (Foto: Johannes Simon)

Ein Queer-Aktivist weist die Muffatwerk-Leitung auf Instagram-Posts des Rappers hin – die spricht von „einem absoluten No-Go“ und streicht den Auftritt des Künstlers. Was dem Rapper vorgeworfen wird.

Wegen Antisemitismus-Vorwürfen ist der Auftritt des Rappers Asifeh in der Muffathalle abgesagt worden. Die Geschäftsführung des Münchner Kulturzentrums, die die Halle für den 10. November vermietet hat, reagierte damit gemeinsam mit dem Veranstalter des Konzerts, Dar Jamila Productions, auf die Forderung von Werner Gaßner. Der Queer-Aktivist hatte in einer E-Mail an die Muffatwerk GmbH, die Münchner Medien und die Staatskanzlei darauf hingewiesen, dass der Rap-Künstler Asifeh, der in Palästina geboren wurde und in Wien lebt, den getöteten Anführer der Hamas, Yahya Sinwar, „verherrlicht“ habe. Angefügt waren Screenshots von zwei Instagram-Posts, die angeblich nach der Eliminierung des mutmaßlichen Verantwortlichen für das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 abgesetzt wurden.

Der Rapper hatte offenbar unkommentiert Posts weitergeleitet, in denen Sinwar unter anderem mit den Worten zitiert wird: „Erwartet die Welt etwa, dass wir uns abschlachten lassen? Wir haben uns entschieden, unser Volk mit allen Mitteln, die wir haben, zu verteidigen.“ Dieser Post sei eine „klare Verherrlichung von Gewalt“ und verhöhne „die Opfer der Massaker und der Geiselnahmen“, schrieb Gaßner.

Die Muffatwerk-Leitung ging den Vorwürfen nach. „Wir nehmen das Recht auf künstlerische Freiheit sehr ernst, prüfen Inhalte gleichzeitig sehr genau und nehmen uns ausreichend Zeit für Entscheidungen, die letztendlich ein Auftritts- oder Berufsverbot für Künstler bedeuten können“, schrieb sie zurück. In diesem Fall sei die Instagram-Story nur 24 Stunden sichtbar gewesen, „daher waren uns diese Inhalte nicht bekannt“. Vergleichbares von Asifeh sei im Internet nicht zu finden gewesen. Die angezeigte „Verherrlichung von Gewalt“ sei allerdings ein „absolutes No-Go“, sagte Muffathallen-Leiter Dietmar Lupfer auf Nachfrage der SZ, „bei uns war, ist und wird nie Platz sein für Rassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Gewaltverherrlichung“. Wichtig ist ihm aber zu betonen: „Solche Absagen bleiben die absolute Ausnahme. Wir sind immer traurig, wenn so etwas passiert, wir sind auf der Seite der Künstler.“

Auch der Veranstalter von Dar Jamila Productions, der namentlich aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht genannt werden möchte, bedauert die unvermeidliche Konzertabsage. „Ich habe Asifeh wegen seiner wertvollen kulturellen Arbeit eingeladen, er hat viel für die Hip-Hop-Szene in Palästina und Wien gemacht“, sagte er. Eine Stellungnahme von Asifeh hat er noch nicht erhalten, auch für die SZ war der Musiker nicht zu erreichen.

Asifeh war als Vorprogramm für Bu Kolthoum gebucht, etwa 1000 Fans wurden zu seiner einzigen Show in Deutschland erwartet. In Absprache mit dem syrischen Künstler, gegen den keine Vorwürfe erhoben werden, hat der Veranstalter entschieden, auch das Hauptkonzert abzusagen. Dies geschehe „wegen Sicherheitsbedenken“, erklärt er.

Hinweis der Redaktion: Eine frühere Fassung dieses Textes enthielt sowohl den bürgerlichen Namen des Rappers Asifeh, dessen Auftritt nach Antisemitismus-Vorwürfen abgesagt wurde, wie auch ein Foto des für denselben Auftritt ursprünglich angekündigten Künstlers Bu Kolthoum, gegen den keine Vorwürfe erhoben werden. Beide Künstler haben um Löschung gebeten, weil es nach Angaben der Konzertveranstalter zwischenzeitlich Todesdrohungen gegeben habe.

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