Es sind zwei große symphonische Werke, die dieses Konzert des BR-Symphonieorchesters im Herkulessaal prägen. Keine solistische Beteiligung. Dennoch könnte der Kontrast zwischen beiden Programmhälften kaum größer sein als hier zwischen Janáčeks „Taras Bulba“ und Bruckners Siebter Symphonie. Bruckner ist auch in diesem Werk hinreißend gediegen. Der weihevolle Beginn. Das heftig bewegte Scherzo mit seinem fast schon aufreizend lyrischen Trio. Die überwältigende Kraft des üppigen Blechs. Die enorm weitgespannten Melodiebögen dieser Symphonie. Und doch ist auch hier vieles irgendwie viereckig komponiert. Das Publikum jubelt am Ende – und Vierecke sind ja was Schönes. Aber allzu säuberlich sind sie an diesem Abend nicht immer gezeichnet.
Simon Rattle, auswendig, gibt mitunter mehr die große Richtung vor, als sich der Metrik des Augenblicks zu widmen. Ein heroisch ins Licht weisender Finger koordiniert aber kein Pizzicato, und da sich Rattle zudem auffallend gern den hohen Streichern zuwendet, müssen die tiefen ihre Einsätze öfter eigenverantwortlich terminieren.
Wie anders vor der Pause „Taras Bulba“. Es ist nicht untypisch für ihn, dass Janáček für diese dreisätzige Tondichtung über einen Vater, der seinen einen Sohn tötet, den anderen sterben sieht und schließlich selbst den Tod findet, nicht nur dunkle, sondern phasenweise geradezu innige Musik geschrieben hat. So leuchten unterschiedlichste Klangbilder auf.
Die sakrale Ruhe der Orgelpassagen des ersten Satzes, kantige, schlagwerkreiche Expressivität, fast plötzlich aufscheinende spätromantisch-melodische Süße, durch deren glitzernde Instrumentierung das Werk zwischendurch merklich strausst. Ein motorisch herber zweiter Satz und ganz am Ende ein monumental aufgetürmter, gleichwohl prägnant kurzer Schluss. Was ist das für ein herrlicher, beweglicher und durch Rattle und das BRSO präzise dargebotener Hörgenuss.

