Das legendäre Odeon muss ein wunderbarer Konzertsaal gewesen sein. Das kann man noch ahnen, wenn man fünf Meter unter dem Niveau sitzt, wo früher die Konzertbesucher ihre Plätze hatten. Man schaut auf die berühmten Nischen mit Lorbeerkränzen aus Gips, die keine Büsten von Komponisten mehr enthalten, und viele Säulen. Weil das Ganze heute der seit 2007 mit einem Glasdach versehene Innenhof des Innenministeriums ist, stehen beim Konzert in der Reihe " Stars & Rising Stars" die versprengten Stühle auf kleinen Pflastersteinen.
Cellist Alban Gerhardt wies verschmitzt darauf hin, dass er vor zwei Jahren im Wilhelmsgymnasium im trockensten Saal auftrat, in dem er je musizierte, und jetzt im halligsten: "Der Querschnitt daraus wäre perfekt!" Aber das tat Lust und Können an diesem Abend wenig Abbruch. Nach "Adagio und Allegro op. 70" für Cello/Klavier von Robert Schumann mit der erst 15-jährigen Sonja Uhlmann, die danach hervorragend differenziert und elegant Chopins zweite Ballade und Liszt spielte, waren die ersten beiden Sätze aus der Cello/Geige-Sonate von Maurice Ravel der Höhepunkt des Konzerts.
Dieser Besetzung vermochte die Akustik nichts anzuhaben. Nach der Harmonie im Kopfsatz bot der zweite mit seinen oft heftig gezupften Saiten zwar kein "Massaker", wie ein Kritiker der Uraufführung 1922 monierte, aber ein scharfes Gegen- und Miteinander.
Die beiden trafen zum Abschluss im leidenschaftlichen d-moll-Trio op. 49 von Felix Mendelssohn auf Maximilian Haberstock. Es war das aufrauschende, das Odeon flutende Hauptwerk des Abends. Aber das war dem exzellenten Miteinander von Streichern und Pianist nie im Weg.
Klaus Maria Brandauers "Faust - ein gefesselter Prometheus" findet witterungsbedingt am 9. Juli um 19 und 20.30 Uhr in der Freiheizhalle (R.W.-Fassbinder-Pl. 1) statt. Am 16. Juli trifft Elisabeth Leonskaja auf junge Musiker im Wilhelmsgymnasium, tags darauf dann Simone Kermes den jungen, vielversprechenden Tenor Sung min Song im Künstlerhaus.