Kommunalwahlkampf:Die Krieger mit der roten Kreide

Vor etwa 30 bis 50 Kindergärten wurde "Gebührenfreier Kiga! Ihre Münchner SPD" gesprayt.

Vor etwa 30 bis 50 Kindergärten wurde "Gebührenfreier Kiga! Ihre Münchner SPD" gesprayt.

(Foto: Catherina Hess)

"Gebührenfreier Kiga! Ihre Münchner SPD" wurde auf die Bürgersteige vor Dutzenden Kindergärten gesprüht. Eine ungewöhnliche Aktion - und wie immer reagiert München nicht gerade sehr humorvoll.

Glosse von Melanie Staudinger

Was musste sich die SPD in den vergangenen Monaten nicht alles anhören angesichts all der Wahlschlappen und der Tatsache, dass es selbst im einst so roten München nicht mehr richtig klappen will mit der SPD-Vorherrschaft. Bis zur Kommunalwahl im März muss das wieder anders werden. Und die Münchner Genossen haben bereits einen Plan ausgeheckt, wie das funktionieren könnte - Präsenz zeigen, Erfolge deutlich machen, aufs Lebensgefühl der Menschen setzen, cooler werden.

Deshalb besichtigt Oberbürgermeister Dieter Reiter nun neue Schulen wie die in Freiham selbst. Deshalb spaziert Fraktionschef Alexander Reissl durch die Innenstadt und berichtet über die Pläne zur Aufwertung des öffentlichen Raumes. Und deshalb fährt die halbe Fraktion nach Garching, um Elektroroller zu testen.

Nun aber hat die Münchner SPD es zu weit getrieben. In der Nacht zum Mittwoch, so besagt es die Legende, schlichen Mitglieder durch die dunklen Straßen der Stadt. Manche von ihnen trugen gar Helme mit Lampen darauf. Ihr Ziel: die Kindergärten. Ihre Mission: den Menschen erzählen, wer ihnen die Gebührenfreiheit gebracht hat. Ihr Werkzeug: Sprühkreide. Rote Sprühkreide, um genau zu sein. Damit schrieben die Guerilla-Genossen "Gebührenfreier Kiga!" auf die Bürgersteige vor den Kindergärten. Und weil das im Graffiti-Business so üblich ist, folgt darauf die Unterschrift, der sogenannte Tag: "Ihre Münchner SPD".

Eine ungewöhnliche Aktion, doch wie immer reagiert München auf ungewöhnliche Aktionen, naja, nicht gerade sehr humorvoll. Ein "nicht hinnehmbarer Vorfall" sei das, kritisierten die Eltern, was sollen denn die Kinder denken? Zum Glück hat die SPD Sprühkreide verwendet, die der Regen schon weggewaschen hat. Man stelle sich nur mal vor, jeder Politiker würde seine persönlichen Denkmäler dauerhaft verzieren.

Dann würde ein großes Ludwig-Spaenle-Gesicht auf dem neuen Konzerthaus prangen. Wenn jemals ein Transrapid zum Flughafen gefahren wäre, trüge er eine blonde Edmund-Stoiber-Perücke. Und bei jedem Heimspiel des FC Bayern würde ein lachender Christian Ude im Löwendress die Fans in der Allianz Arena empfangen. Ob das der SPD allerdings weiterhelfen würde, muss offen bleiben.

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