Kampagne für die Kommunalwahl 2020:Sechs grüne Botschaften

Kampagne für die Kommunalwahl 2020: Grüner Slogan vor winterblauem Himmel: Katrin Habenschaden will im März 2020 die erste Münchner Oberbürgermeisterin werden.

Grüner Slogan vor winterblauem Himmel: Katrin Habenschaden will im März 2020 die erste Münchner Oberbürgermeisterin werden.

(Foto: Robert Haas)

Die Plakate, mit denen OB-Kandidatin Katrin Habenschaden in den Wahlkampf zieht, drehen sich um Gegenwart und Zukunft. Optisch lehnen sie sich aber an die 1960er-Jahre an

Von Heiner Effern

Knallen soll sie, positiv sein, bunt und mutig sowieso, und ein Gegenentwurf zur CSU. Bevor die Grünen ihre Kampagne für die Kommunalwahl am 15. März präsentierten, formulierten sie einige Ansprüche, die zu ihrem Selbstbewusstsein passen. Als Ort hatten sie die Alte Utting ausgewählt, passend modern und hip. Im Passagierraum des Schiffs standen dann sieben Staffeleien mit Plakaten, über die jeweils ein Tuch gelegt war. Stück für Stück wurden sie enthüllt, und spätestens beim zweiten Exemplar war klar, dass sie inhaltlich Gegenwart und Zukunft im Kopf haben, sich optisch aber an die 1960er-Jahre anlehnen. Die Plakate sind im Popart-Stil gehalten, erinnern an Roy Lichtenstein-Motive, und kommen mit den Hauptfarben grün und rosa sowie einfachen Botschaften aus.

"Das wird eine mutige Kampagne, die passt sehr gut zu uns", sagte Katrin Habenschaden, die Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen. "Sie bietet ein klares Bild für den Wähler." Der wird als festes Element den Slogan "Wähl was jetzt zählt" sehen. Das "Jetzt" ist graphisch hervorgehoben, dem Spruch folgt ein Kreis mit einem Wahlkreuzchen. "Wir sind fest davon überzeugt, dass München in eine positive Zukunft geht. Man kann aber vieles besser machen, wenn man jetzt etwas tut. Deshalb geht es sehr viel um das Jetzt-tun", erklärte Habenschaden. Sechs Plakate definieren die Schwerpunkte, bei denen das nach der Kommunalwahl passieren soll. Ganz im demonstrativen Positiv-Jargon der Grünen steht oben das Ziel, unten der Missstand, der behoben werden soll. "Für Haltung statt Spaltung" heißt es deshalb auf einem Plakat, "Für U-Bahn-Bau statt Dauerstau" auf einem anderen.

Die übrigen vier Kernbotschaften werben für bezahlbare Mieten, die Lust am Radeln, mehr Grün in der Stadt und den Klimaschutz. Auf allen Plakaten sind als Hintergrund bekannte Silhouetten der Stadt als schwarze Linie zu erkennen, aus der zum Beispiel eine grüne U-Bahn im Comic-Stil herausflitzt. Das siebte Plakat weicht davon stark ab, es ist geradezu ein klassisches Plakat; es zeigt ein Portrait von Katrin Habenschaden. Dass sie sich künftig selbst in der Stadt ansehen kann, daran werde sie sich gewöhnen müssen. Insgesamt gefällt ihr die Kampagne sehr, sagte sie. "Die Lebenslust kommt gut rüber. Damit werden wir auf die Straßen gehen."

Die Grünen-Stadtchefs Gülseren Demirel und Dominik Kause zeigten sich zufrieden mit der Agentur. "Ein ungewöhnliches Design, richtig überraschend", sagte Krause. Mit der Kampagnen-Präsentation seien die inhaltlichen Vorbereitungen abgeschlossen. Er konnte es sich wie Habenschaden und Demirel nicht verkneifen, Extra-Botschaften in Richtung CSU abzusetzen. Was die mit dem Slogan "Wieder München werden" bezwecke, sei ein Rätsel. Auch Habenschaden sieht die beiden Parteien in unterschiedliche Richtungen aufbrechen, ihre eigene in die Zukunft und die CSU in die Vergangenheit. Eher "zufällig" sei dieser Kontrast entstanden, man habe von der CSU nichts gewusst.

Aber auch die SPD kommt nicht viel besser weg bei den Grünen. Bei der CSU wisse man immerhin, dass sie mit ihrem Slogan irgendeine diffuse Vergangenheit zurückhaben wolle, hieß es. Doch wohin die SPD wolle, wisse man gar nicht. Dass Oberbürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Dieter Reiter jüngst den alten SPD-Slogan "Gesagt. Getan. Gerecht" aus der Bundespolitik zitierte, wusste man nicht einzuordnen. Eine andere Aussage schon. Reiter hatte jüngst in der SZ angekündigt, nur sehr punktuell gemeinsam mit seinen Konkurrentinnen Diskussionsrunden besuchen zu wollen. Dass sich Reiter der Auseinandersetzung eher entziehen wolle, "das finden wir schlecht", sagte OB-Kandidatin Habenschaden. Aber ihre Laune nach den jüngst teils berauschenden Wahlerfolgen in München bei Landtags- und Europawahlen wollen sich die Grünen nicht verderben lassen. "Wir werden die Herausforderungen annehmen und konkrete Lösungen anbieten", sagte Habenschaden. Und dafür mit einer "leidenschaftlichen" Kampagne werben.

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