Solidarkundgebungen mit der Ukraine gibt es dieser Tage viele, von der Zusammenkunft auf dem Münchner Königsplatz am Mittwochabend aber geht ein besonderes Zeichen aus. Der Aschermittwoch ist im Freistaat ansonsten reserviert für das rauflustige Gegeneinander der politischen Rivalen. In einer beispiellosen Geste hakten die sich dieses Mal unter, um gemeinsam Position zu beziehen gegen den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg.
Ein Schulterschluss von Vertreterinnen und Vertretern von CSU, SPD, Grünen, FDP, Freien Wählern, Linkspartei, ÖDP und Volt: Das ist die größtmögliche Koalition der Demokraten. Hinzukamen Vertreterinnen und Vertreter von Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, dem Bund Naturschutz, was zeigte: Das Motto der Zusammenkunft "Frieden in Europa, Solidarität mit der Ukraine!" geht fürwahr jeden an.
Eindrücke von der Kundgebung:München setzt ein Zeichen gegen den Krieg
Prominente Redner, kreative Plakate und viel blau-gelbe Farbe: In München versammeln sich 45 000 Menschen auf dem Königsplatz, um für Frieden zu demonstrieren. Die Eindrücke in Bildern.
Der Ton der Reden war dem Anlass angemessen: klar in der Botschaft, nachdenklich im Vortrag. Und eine bessere Kulisse hätte sich auch kaum finden lassen: Glyptothek und staatliche Antikensammlung, zwei herausragende Kraftorte menschlicher Kulturfähigkeit, bildeten den Rahmen für die Zusammenkunft. Daran, dass die Nazis den Platz einst zur Selbstdarstellung genutzt hatten, erinnerte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern: "Aber jetzt stehen wir hier!" Öffentlich Raum greifen - darum ging es.
Miteinander statt gegeneinander: Wie sehr diese Botschaft einen Nerv traf, zeigte der Zustrom. Mit 5000 Teilnehmern hatten die Initiatoren von der Bayern-SPD kalkuliert, es kamen 45 000 - gut neun Mal so viele. Dass von ihnen ein Signal ausging, das auch im Kreml ankommt und dort wahrgenommen wird, ist vermutlich eine Wunschvorstellung - aber auch gar nicht der einzige Maßstab. Ein solches Miteinander hat stets auch eine Binnenwirkung. Diejenigen, die teilgenommen haben, erleben die Gewissheit, dass sie nicht allein sind mit ihrer Wut, ihren Sorgen, ihren Anliegen. Und alle, die mit ähnlichen Gefühlen aus der Ferne zuschauen, sehen: Es gibt viele, hinter denen sie sich versammeln könnten.