Ukraine-Demo auf Königsplatz:45 000 Menschen demonstrieren gegen den Krieg

Lesezeit: 3 Min.

Gut gefüllt: Auf dem Königsplatz in München demonstrieren nach Polizeiangaben 45 000 Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. (Foto: Joachim Mölter)

Auf dem Königsplatz appelliert Oberbürgermeister Reiter an den russischen Präsidenten: "Stoppen Sie diesen verrückten Krieg sofort!" Ministerpräsident Söder findet: "Wir sind heute alle Ukrainer!" Eindrücke von der Großdemo in München.

Von Sophie Menner, Joachim Mölter, Martin Moser und Nadja Tausche

"Stoppen Sie diesen verrückten Krieg - sofort!" Mit starken Worten hat sich Dieter Reiter (SPD) am Mittwochabend an Russlands Präsidenten Wladimir Putin gewandt - und der Münchner Oberbürgermeister war nicht allein. Etwa 45 000 Menschen sind der Polizei zufolge auf den Königsplatz gekommen, um gegen die russischen Angriffe auf die Ukraine zu demonstrieren.

"Wir sind heute alle Ukrainer", rief Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Demonstranten bei der Kundgebung von der Bühne aus zu. Landtagspräsidentin Ilse Aigner erinnerte in ihrer Rede an die deutsche Vergangenheit. "Nie wieder wollen wir auf der falschen Seite der Geschichte stehen", sagte sie. Freiheit und Demokratie müssten verteidigt werden.

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Insgesamt waren für die Veranstaltung 17 Rednerinnen und Redner angekündigt, darunter die Generalkonsuln der Ukraine und der USA sowie Vertreter aller weiterer Parteien - außer der AfD.

45 000 Demo-Teilnehmer in der Spitze

Schon zu Beginn der Demonstration, um kurz nach 18 Uhr, waren mehrere tausend Menschen auf dem Königsplatz. Angemeldet waren 5000 Teilnehmer. Die Polizei meldete bald schon 30 000, kurz darauf 45 000 Demonstrierende. Die Einsatzkräfte selbst waren mit gut 500 Beamtinnen und Beamten vor Ort.

Viele Menschen kamen mit Bannern und Plakaten, trugen Accessoires in den ukrainischen Landesfarben blau und gelb, um ihre Unterstützung zu zeigen. Die Botschaften auf den Schildern sind die selben, wie seit dem 24. Februar, als Russland die Angriffe auf die Ukraine begann: "Stop Putin" war da oft zu lesen, "Schützt die Ukraine" oder "Lasst den Frieden gewinnen".

Eindrücke von der Kundgebung
:München setzt ein Zeichen gegen den Krieg

Prominente Redner, kreative Plakate und viel blau-gelbe Farbe: In München versammeln sich 45 000 Menschen auf dem Königsplatz, um für Frieden zu demonstrieren. Die Eindrücke in Bildern.

Die Stimmung unter den Menschen war ruhig und besonnen. Die Worte dagegen kämpferisch: Reiter sprach von einem "menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Krieg gegen friedliche Bürger". Er sei fassungslos über "diesen barbarischen Akt" von Russlands Präsidenten. "Niemals hätte ich gedacht, dass mich meine Enkel fragen, ob die Panzer auch zu uns nach München kommen." Für Menschen aus der Ukraine stehe München wie schon bei der Flüchtlingskrise 2015 bereit.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fand deutliche Worte: "Wir werden unter keinen Umständen einen Krieg, einen nicht provozierten Angriffskrieg in Europa akzeptieren, niemals." Mit Blick auf Hilfsleistungen aus Bayern ergänzte er: "Jetzt sind wir alle Ukrainer und stehen auch zu dieser Verpflichtung." Bei den Menschen vor Ort bedankte er sich fürs Flagge zeigen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) erinnerte in ihrer Rede an die deutsche Vergangenheit. "Nie wieder wollen wir auf der falschen Seite der Geschichte stehen." Freiheit und Demokratie müssten verteidigt werden.

"Wir wollen die volle Isolation Russlands"

Als der ukrainische Generalkonsul Yuriy Yarmilko auf die Bühne kam, brandete Applaus auf dem Königsplatz auf. Es herrsche ein blutiger Krieg in seinem Land, auch gegen die Zivilbevölkerung, sagte Yarmilko. "Wir wollen die volle Isolation Russlands. Der Preis für den Krieg soll so groß sein, dass sie die Waffen niederlegen müssen." Er sprach von Genozid-ähnlichen Zuständen in seinem Land. "Helfen Sie uns zu kämpfen. Glauben Sie an unsere Tapferkeit und stärken Sie uns."

Sein US-Kollege Timothy Liston zog ähnlich wie Söder Parallelen zur Kennedy-Rede 1963 in Berlin: "Kennedy hat gesagt, ich bin ein Berliner. Heute sage ich, wir sind Ukrainer." Die Menschen dort verteidigten nicht nur ihr Land und sich selbst, sondern auch unsere Werte. Ein Ballon in Form einer Friedenstaube wurde im Publikum losgelassen und flog über den Königsplatz.

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Katharina Schulze (Grüne) fand ebenfalls emotionale Worte. "Es gibt einen Mann, der für den Krieg verantwortlich ist, und das ist Putin. Wenn er nicht zurückweicht, muss es weitere Sanktionen geben." Sie sei froh, dass die EU und Deutschland der Ukraine Waffen zur Selbstverteidigung liefern.

Es folgten weitere Rednerinnen und Redner von FDP und Freien Wählern. Zudem haben Linke, ÖDP, der Deutsche Gewerkschaftsbund und einige weitere Verbände und Organisationen zu der Demonstration aufgerufen.

Die Parteien setzten damit am politischen Aschermittwoch, der sonst im Zeichen des Parteienstreits und der wechselseitigen Beschimpfungen steht, bewusst ein gemeinsames Zeichen gegen die russische Aggression. Die üblichen Aschermittwochs-Kundgebungen hatten nach der Invasion in die Ukraine alle Parteien kurzfristig abgesagt.

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