Wenn der Ruhm großer Vorbilder verblasst, alles entzaubert wird, was dann? Dem Klohäuschen ist es auch so ergangen. Münchens kleines Kunstphänomen im Herren-Pissoir außer Dienst an der Ecke Oberländer-/Thalkirchner Straße neben dem Westtor zum Großmarkthallen-Areal war einst schwer begeistert von der Istanbul Biennale: Will ich auch haben, sagte es sich. Und hat dann gleich losgelegt mit seiner eigenen Biennale. Vor 15 Jahren war das. Und die Documenta, auch die wollte das ambitionierte Kulturstehklo kopieren. „Auf nach Athen!“, gab es bei seiner 2018er-Biennale-Ausgabe die Parole aus – und kam immerhin bis Ottobrunn.
Mittlerweile klebt an der Kasseler Weltkunstschau das Skandal-Label, und in Istanbul fällt die Biennale heuer aus wegen Querelen um die Kuratorin. So hält sich das Klohäuschen nun an Venedig, wo in den Pavillons und in den Hallen des Arsenals gerade ein Fest der Vielfalt gefeiert wird. Noch, denn der nächste Biennale-Präsident ist ein Meloni-Mann.
Ein Fest der Vielfalt soll nun auch die siebte Klohäuschen-Biennale von 13. Juli bis 3. August werden. Denn das Team um Anja Uhlig und Rasso Rottenfusser öffnet die Tür zu den robusten Keramikwänden der Urinale ganz weit für Münchens freie, nicht kommerzielle Kunsträume. Mehr als 30 haben zugesagt, jeder rückt mit einer eigenen Ausstellung an, die jeweils von sieben Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wird. Mit dabei sind etwa das Apartment der Kunst, die Galerie des Künstlerduos „Empfangshalle“, Corbinian Böhm und Michael Gruber, die Galerie von Gedok, FOE, der Streitfeld Projektraum, iRRland2, der Digital Art Space, das Muralarum Projekt und und und. Die künstlerischen Postionen stammen unter anderem von Judith Egger, Birthe Blauth, Regina Baierl, Gülbin Ünlü oder Katharina Weishäupl. Und noch mal und und und.
Eröffnung unter dem Motto „Alle Künstler, alle Räume“ ist am Samstag, 13. Juli, 20 Uhr. Bei der Matinee am Sonntag, 14. Juli, ist die Schau von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Rasha Ragab und Christoph Nicolaus bringen ihre Steinharfen mit. Am Donnerstag, 25. Juli, 18 Uhr, wird eine Katalog-Release-Party gefeiert, am Mittwoch, 31. Juli, können Frühaufsteher um 8 Uhr mitkommen zu einer Führung durch den Großmarkt. Am Samstag, 3. August, 20 Uhr, gibt’s dann das große Finale.
Die Klohäuschen-Biennale, 13. Juli bis 3. August, Mi., 10–12 Uhr, Do., Fr., Sa., 18–20 Uhr, So., 11–13 Uhr, Thalkirchner Straße/Ecke Oberländerstraße in Sendling, Infos auch zu Parallel-Events in den Kunsträumen unter www.KH-Biennale.world