Süddeutsche Zeitung

Klinikum rechts der Isar:Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik vor dem Aus

Trotz Kritik will das Klinikum rechts der Isar den defizitären Bereich Ende Juni 2020 schließen. Wo die kranken Kinder dann künftig behandelt werden sollen, ist unklar.

Von Inga Ramsdorf

Die Kinder- und Jugendpsychosomatik des Universitätsklinikums der Technischen Universität (TU) rechts der Isar soll zum 30. Juni 2020 geschlossen werden. Das wurde den Mitarbeitern am vergangenen Donnerstag mitgeteilt. Wo die kranken Kinder ab Juli behandelt werden und wie es für das Personal weitergeht, sei völlig unklar, kritisieren Mitarbeiter, die nicht genannt werden möchten. Sie befürchten, dass eine Versorgungslücke in München entstehen wird. Die Nachfrage ist groß, es gibt lange Wartelisten. Als Grund für die Schließung nennt das Klinikum die "ungünstige Kosten-Erlös-Struktur". Die Behandlung von Kindern ist zeit- und personalintensiv, der Mehraufwand wird von den Krankenkassen nicht aufwandsgerecht bezahlt. Wie viele andere kindermedizinische Abteilungen in Deutschland, so macht auch die Kinderpsychosomatik der Münchner TU Defizite.

Eine Sprecherin bestätigte, dass das Rechts der Isar die Abteilung nach dem 30. Juni 2020 nicht fortführen werde. Es gebe aber Gespräche mit der städtischen München Klinik, Behandlungsangebote zu übernehmen. Das bestätigt auch ein Sprecher der München Klinik. Welche Angebote fortgeführt werden könnten und in welcher Form, stehe noch nicht fest. Ziel sei es, die Versorgung der Patienten sicherzustellen, betont das TU-Klinikum. Zudem werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Tageskliniken der TU von der München Klinik fortgeführt werden, da diese eher ein Minusgeschäft sind.

Nachdem die SZ im September über die drohende Schließung berichtet hatte, forderte die Münchner SPD den Freistaat auf, die Einrichtung zu erhalten. Auch die Fraktionen der Grünen sowie der SPD im Landtag verlangten von der Staatsregierung, die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Bayern sicherzustellen. Bisher hat sowohl die TU-Uniklinik als auch die München Klinik eine eigene Kinder- und Jugendpsychosomatik, die zwar im selben Gebäude auf dem Schwabinger Gelände untergebracht, aber in getrennter Trägerschaft organisiert sind. Die Uniklinik führt derzeit noch eine Ambulanz und zwei Tageskliniken. Zwei weitere Tageskliniken wurden bereits geschlossen.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2019 / inra
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