Kriegsflüchtlinge in Kliniken:Verletzte Erwachsene, geschwächte Babys

Kriegsflüchtlinge in Kliniken: Die ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Krankenhäuser helfen vor allem beim Übersetzen für die Kriegsflüchtlinge - hier die Notaufnahme im Klinikum Bogenhausen.

Die ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Krankenhäuser helfen vor allem beim Übersetzen für die Kriegsflüchtlinge - hier die Notaufnahme im Klinikum Bogenhausen.

(Foto: Robert Haas)

Die München Klinik behandelt Geflüchtete aus der Ukraine meist in den Notaufnahmen - wenn es sein muss, auch ohne Behandlungsschein. Doch es fehlt vor allem an Dolmetschern.

Von Nicole Graner

Axel Fischer, Geschäftsführer der München Klinik, hat nicht lange überlegt. Er hat 35 ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der fünf städtischen Krankenhäuser Schwabing, Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach und der Klinik an der Thalkirchner Straße zu einem Frühstück eingeladen. Sofort, als die ersten Geflüchteten in München ankamen, hat er mit ihnen besprochen, wie man den Menschen aus dem Kriegsgebiet helfen könne, die in die Klinik kommen und medizinische Hilfe brauchen. Alle ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen seitdem - übersetzen. Und: Sie haben je drei Tage Sonderurlaub bekommen, um Freunde und Verwandte bei der Ankunft und Behördengängen zu unterstützen.

Die meisten Patientinnen und Patienten, so erklärt Fischer, die in die Kliniken kämen, würden über die Notaufnahme versorgt. Noch sei der Andrang "zu bewältigen". Aktuell werden 80 Menschen aus der Ukraine in den München Kliniken behandelt. Die Krankheitsschwere reiche von leichten Verletzungen bis zur onkologischen Versorgung. Schwangere Frauen kämen zum Beispiel, um die Vorsorge für sich und das ungeborene Kind fortzusetzen. Viele geschwächte und dehydrierte Babys würden laut Fischer auch behandelt. Und viele seien, sagt der Geschäftsführer, einfach "erschöpft".

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Der "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" bietet Menschen, die in Not sind, Unterstützung - in diesen Tagen gerade denjenigen, die vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen. Wer helfen möchte, kann gezielt an den SZ-Adventskalender spenden:

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Die Schlange vor dem Amt für Migration sind lang. Hier wollen die Menschen vor allem Geld und einen Behandlungsschein für die ambulante ärztliche Behandlung oder eine Zahnarztbehandlung bekommen. Das war in den ersten beiden Wochen so. Mittlerweile können privat untergebrachte Geflüchtete diese Leistungen aber auch in den Sozialbürgerhäusern der jeweiligen Stadtviertel beantragen. Warten muss man auch hier. Bis alle die nötigen Registrierungen hinter sich gebracht haben, den weißen oder gelben Behandlungsschein in den Händen halten, kann es dauern.

Behandelt wird auch ohne Schein

"Auf die Scheine warten wir nicht", sagt Fischer. In den Kliniken werde den Menschen unbürokratisch geholfen. Einfach mit Vorlage durch den Pass oder sonstigen Papieren. Fischer erwartet dies auch von anderen Häusern und vertraut darauf, dass die von der Klinik erbrachten Vorleistungen später erstattet würden. Das habe, sagt er, ja in der Corona-Zeit auch geklappt. Dringend benötigt würden aber Dolmetscher, die vor allem lange medizinische Ärztebriefe, zum Beispiel für eine onkologische Behandlung, übersetzen könnten. Das wäre, laut Fischer, eine große Hilfe. Denn das könnten die ukrainischen Mitarbeiter zeitlich nicht leisten.

Fischer denkt auch an das, was noch kommen könnte, wenn zum Beispiel Schwerstverletzte und Menschen mit Brandverletzungen aus der Ukraine nach Deutschland kommen, vielleicht nach München ausgeflogen werden. "Dann", sagt er, "müssen wir uns neu aufstellen." Bis jetzt hat die München Klinik Medikamente und medizinische Hilfsgüter im Wert einer sechsstelligen Summe in die Ukraine geschickt. Am Anfang habe es sich, so Fischer, unter anderem um Verbandsmaterial gehandelt. Jetzt würden die Anforderungen größer. Jetzt gehe es um wichtiges Operationsbesteck zum Beispiel für schwere Knochenverletzungen.

Die Lager sind gut bestückt

Die Erfahrung in den Corona-Jahren hat für die Planung und alle logistischen Vorgänge geholfen: Die Lager der München Klinik sind gut bestückt. Ein Auge müsse man, sagt Axel Fischer, trotzdem darauf haben und darauf achten, dass alles passe.

Zurück zum Frühstück: Axel Fischer wird ein weiteres planen. Dieses Mal für alle russischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der München Klinik. Denn das innerbetriebliche Klima liegt ihm sehr am Herzen. Der Frieden beginne auch hier, sagt Fischer.

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