Festim Veliqi ist das, was man landläufig einen Baum von Mann nennen würde. Hoch gewachsen, durchtrainierter Körper, tätowierte Oberarme – und vor fast auf den Tag genau zehn Jahren das Gegenteil. Mit zertrümmerten Knochen und zahlreichen inneren Verletzungen nach einem schweren Motorradunfall musste Veliqi über viele Wochen im künstlichen Koma auf der Intensivstation in Bogenhausen versorgt werden. Dass er als inzwischen stolzer Familienvater am Dienstagnachmittag in einem Festzelt auf dem Gelände der München Klinik Bogenhausen stand, verdankt er einem hoch engagierten, hoch qualifizierten medizinischen Team, die täglich um sein Leben gekämpft haben.
„Obwohl ich so groß bin, fällt es mir schwer, darüber zu reden, ohne eine Träne zu vergießen“, erzählt Veliqi mit belegter Stimme. Jedes Jahr am 18. Mai komme er hierher zurück, denn das Pflegepersonal sei inzwischen wie eine zweite Familie für ihn. Dieser habe er zu verdanken, dass er eine eigene Familie gründen konnte. Ein großes Lebensglück, das Fotos von seiner Frau und seinem Kind auf einem Monitor neben der Bühne ausdrücken.

Dass Veliqi seinen besonderen Jahrestag nun etwas früher, aber mit vielen Gästen begehen konnte, ist der Einweihungsfeier des Erweiterungsbaus der München Klinik Bogenhausen zuzuschreiben. Nach nur fünf Jahren Bauzeit und damit „für Münchner Verhältnisse eher schnell“, wie Oberbürgermeister Dieter Reiter, Aufsichtsratsvorsitzender der München Klinik, sagte, werden die medizinischen Teams Ende des Monats mit dem Umzug und der Inbetriebnahme beginnen. Auch die internistische Intensivstation sowie die Knochenmarktransplantationsstation aus Schwabing werden in den Neubau umziehen.
Der fünfte Finger, wie Geschäftsführer Götz Brodermann den Erweiterungsbau nennt, werde allerdings kein Appendix, also ein Wurmfortsatz sein. „Es ist das intensivmedizinische Herz unserer Klinik.“ Der Bau mit über 100 Intensivbetten und acht Stationen sei viel mehr als Stahl und Beton. „Hier werden Leben gerettet.“
Das ist der Stadt München und Bayern 170 Millionen Euro Investitionssumme wert, der „Löwenanteil“ davon komme vom Freistaat Bayern, lobte die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach quasi auch die eigene Arbeit. Sie hob hervor, dass dieser Einsatz nicht nur den Patientinnen und Patienten zugutekomme, sondern auch dem medizinischen Personal. Dazu etwa, dass Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende etwa in Operationssälen mit Tageslicht arbeiten können, von denen es im Neubau 17 gibt. Der Blick nach draußen ins Grüne sei ein wahrer „Quantensprung“ für das OP-Personal, das gewöhnlich in Kellern bei künstlichem Licht arbeite, sagte Patrick Friederich, Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin.
Tageslicht ist auch für die Genesung der Intensivpatienten wichtig. So erlitten 60 Prozent der Menschen, die eine schwere Operation hinter sich haben, einen gefährlichen Verwirrungszustand, in der Fachsprache Delir genannt. In Bogenhausen sind nun alle Intensiv- und Überwachungsbetten mit einem heilungsfördernden Lichtsystem ausgestattet, das den individuellen Tag- und Nachtrhythmus simuliert und so die Ausschüttung von Stresshormonen senkt. Eine präventive Therapie, die durch großzügige Spenden auch vom Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung, SZ Gute Werke, möglich wurde.