Chronologie:Wo Klimaaktivisten in München bislang protestierten

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Chronologie: Die festgeklebte Hand eines Klimaaktivisten wird von der Straße gelöst.

Die festgeklebte Hand eines Klimaaktivisten wird von der Straße gelöst.

(Foto: Florian Peljak)

Sie klebten sich an einen Rubens in der Alten Pinakothek, blockierten Straßen - und gelangten nun auf das Gelände des Flughafens: Was bisher in München geschah und wie die Polizei darauf reagierte.

Freitag, 4. Februar 2022: Fünf Aktivisten, angereist aus ganz Bayern kleben sich am Isartor auf die Straße. Mit der Aktion will die Gruppe "Letzte Generation" gegen die Verschwendung von Lebensmitteln protestieren. Es dauert Stunden, bis der Verkehr wieder fließt - manch ein Autofahrer reagiert verärgert.

Sonntag, 28. August: Zwei Aktivisten der "Letzten Generation" kleben sich in der Alten Pinakothek an das Gemälde "Der bethlehemitische Kindermord" von Paul Rubens aus dem 17. Jahrhundert, einer filmt das.

Dienstag, 25. Oktober: Unter Federführung von "Scientist Rebellion", einer Gruppe von Wissenschaftlern aus mehreren Ländern, beginnt eine Aktionswoche. Am Lenbachplatz demonstrieren rund zwei Dutzend Menschen vor den Büros des globalen Finanzinvestors Blackrock, 14 kleben sich im und am Gebäude fest. Sie werden vorläufig festgenommen und nach Feststellung ihrer Identität wieder freigelassen.

Mittwoch, 26. Oktober: Gegen Mittag blockieren Aktivisten die Brienner Straße am Odeonsplatz; die meisten haben sich mit einer Hand auf den Asphalt geklebt. Die Polizei nimmt 18 Personen mit und hält sie über Nacht fest.

Freitag, 28. Oktober: Kurz vor zwölf Uhr stoppen ein Dutzend Aktivisten den Verkehr vor dem Justizpalast, indem sie sich an der Ecke Karlsplatz und Prielmayerstraße auf die Straße stellen oder setzen. Der Jesuitenpriester Jörg Alt macht solidarisch mit; er und ein weiterer Mann kleben sich fest.

Samstag, 29. Oktober: Gegen elf Uhr lösen Aktivisten in der BMW-Welt Alarm aus: 14 kleben mit einer Hand an einem Sportwagen, einer filmt die Aktion. Die Polizei nimmt alle fest und beantragt einen Gewahrsam, der nach richterlicher Prüfung auch angeordnet wird: Zwei Wissenschaftler bleiben bis 1. bzw. 2. November in Haft, die übrigen bis zum 4. November, also eine Woche.

Donnerstag, 3. November: Die "Letzte Generation" setzt die Klimaproteste in München fort. Um 10.30 Uhr setzen und kleben sich 17 Aktivisten am Stachus auf die Straße und blockieren den Verkehr in beide Richtungen. Gegen 18.45 Uhr kommt es an gleicher Stelle zu einer weiteren Blockade, diesmal sind 15 Personen beteiligt. Weil sie schon am Vormittag mitgemacht haben und weitere Verkehrsstörungen ankündigen, beantragt die Polizei beim Amtsgericht erneut Gewahrsam. Der wird bei zwölf Personen für 30 Tage bis zum 2. Dezember angeordnet, die längstmögliche Dauer nach dem novellierten Bayerischen Polizeiaufgabengesetz. Zwei Aktivisten müssen am 4. November freigelassen werden, einer am 9. November.

Montag, 7. November: Um 9.30 Uhr wird erneut am Stachus blockiert, diesmal von fünf Personen; drei haben sich festgeklebt. Auch hier ordnet ein Richter den beantragten Gewahrsam an, in drei Fällen bis zum 14. November.

Mittwoch, 16. November: Es wird bekannt, dass sich einer der bis zum 2. Dezember in Gewahrsam genommenen Männer in der JVA Stadelheim im Hungerstreik befindet.

Montag, 21. November: Die Luitpoldbrücke wird gleich zweimal blockiert, zunächst um acht Uhr von neun Personen. Zwei behält die Polizei in Gewahrsam, eine bis zum 24. November, die andere bis zum 29. November. Sechs der Freigelassenen wiederholen die Aktion um 15 Uhr. Auch sie bleiben in Gewahrsam, drei bis zum 2. Dezember.

Montag, 5. Dezember: Erstmals haben die Klimaaktivisten ihren Protest angekündigt: Am Morgen um 8 Uhr wollen sie sich auf der Straße am Stachus festkleben. So kommt es. Doch sie führen an diesem Tag noch andere, nicht angekündigte Aktionen durch: Auf der A9 und A96 klettern sie auf Schilderbrücken, auf der A96 will sich eine Frau sogar auf die Fahrbahn kleben. Auf der A9 wird der Verkehr gestoppt. Am Abend blockieren sie erneut die Straße am Karlstor.

Dienstag, 6. Dezember: An insgesamt vier Stellen blockieren Klimaaktivisten den Berufsverkehr - auch wieder an den Autobahnen. Am Ende der Lindauer Autobahn stauen sich die Fahrzeuge fünf Kilometer zurück bis nach Gräfelfing. Vier Klimaaktivisten müssen in Polizeigewahrsam, zwei von ihnen bis Dreikönig.

Donnerstag, 8. Dezember: Die Klimaproteste erreichen den Münchner Flughafen: Aktivisten kleben sich am Morgen auf dem Gelände des Airports fest. Die nördliche der beiden Start- und Landebahnen wird zeitweise gesperrt.

Freitag, 9. Dezember: Die Stadt München verschärft ihr Vorgehen gegen die Klimaaktivisten: In einer Allgemeinverfügung verbietet sie bis zum 8. Januar 2023 Klimaproteste "in Form von Straßenblockaden, bei denen sich Teilnehmende fest mit der Fahrbahn oder in anderer Weise fest verbinden".

Mittwoch 14. Dezember: Ein Mann und eine Frau überschütten sich am südlichen Ende des Englischen Gartens, an der Kreuzung der Von-der-Tann-Straße mit der Königinstraße mit einer zähflüssigen Masse und werden festgenommen. Laut Polizei gelingt es ihne wegen des nasskalten Wetters nicht sich festzukleben. Der "Letzten Generation" zufolge wollten sie sich aber gar nicht festkleben, sondern mit ihrer Aktion gegen Allgemeinverfügung protestieren.

Dienstag, 20. Dezember: Ein Aktivist und zwei Aktivistinnen kleben sich auf der Münchner Sonnenstraße fest. Vier weitere Menschen werden von der Polizei an ähnlichen Versuchen gehindert, bei weiteren drei Personen werden laut Polizei Klebstofffläschchen gefunden. Die Aktion war zuvor angekündigt worden, das Polizeiaufgebot entsprechend groß.

Mittwoch, 21. Dezember: Sieben Menschen kleben sich in Berg am Laim an der Kreuzung Ampfingstraße/Berg-am-Laim-Straße auf die Fahrbahn - zwei kleben sich aneinander fest. Die Polizei braucht etwa eineinhalb Stunden, um alle wieder von der Straße zu lösen.

Montag 6. Februar 2023: Es ist die erste Aktion der "letzten Generation" im neuen Jahr. Gegen zwölf Uhr kleben sich drei Männer beim Viktualienmarkt auf dem Asphalt fest und blockieren die Frauenstraße. Nach etwa einer Stunde beendet die Polizei die Aktion.

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