Es werden jede Menge Zelte auf der Theresienwiese stehen, sie tragen Namen wie Hippiedrom und Riesenrat, Träumrosl und Spielwiesn. Das alles klingt nach Wiesn, also Oktoberfest, ist aber das Klimacamp. Von Donnerstag bis Sonntag treffen sich Klimaschützer auf der Theresienwiese. Um vorzutragen und zuzuhören, um zu lernen und mitzumachen. Mehr als 70 Veranstaltungen sind geplant. Und weil es beim Thema Klimakrise nicht nur ernst zugehen soll, sondern auch ein bisschen ironisch-lustig, haben die Organisatorinnen und Organisatoren den größeren Zelten Namen gegeben, die einen irgendwie ans weltgrößte Bierfest denken lassen. Kiffer-Vroni zum Beispiel oder Klimaschützenzelt.
Mit mehreren Hundert Teilnehmenden rechne man, sagt Hagen Pfaff, der als Sprecher des Orga-Teams fungiert. Etwa zwei Dutzend Aktive hätten das Camp vorbereitet, es stünden keine großen, etablierten Vereine oder Organisationen dahinter. Wer wolle, könne im Camp übernachten, entweder in einem der größeren Zelte oder in einem eigenen. Jede und jeder könne aber auch einfach zu den einzelnen Veranstaltungen kommen. Der Eintritt ist frei. Finanziert werde das Camp über Spenden und Gelder von Stiftungen und der Stadt München, sagt Pfaff.
Anders als 2021 zur Automesse IAA habe diesmal die Zusammenarbeit mit dem Kreisverwaltungsreferat sehr gut geklappt, sagt Pfaff. Inzwischen seien Klimacamps als Form des Protests etabliert. Die Organisatoren selbst planen laut Pfaff außerhalb der Theresienwiese keine Demonstrationen oder ähnliches. Was aber nicht ausschließe, dass einzelne Teilnehmende sich Aktionen ausdenken. Worüber sicherlich diskutiert werde: Wie die Klimaschutzbewegung die zweite IAA in München im September begleiten soll.
Vor allem aber sei das jetzige Zeltlager als "Bildungscamp" geplant, sagt Pfaff. Entsprechend vielfältig lesen sich die Themen der Workshops und Vorträge: Da geht es um "Konfliktmediation als Tool für die Klimagerechtigkeitsbewegung", um solidarische Landwirtschaft und nachhaltige Geldanlage, um die Permakultur und den Flugverkehr.
Man wolle so viele Veranstaltungen wie möglich barrierefrei anbieten, sagt Pfaff, das schließe auch das Dolmetschen in Gebärdensprache ein. Auch Kinderbetreuung werde organisiert, um Alleinerziehenden die Teilnahme zu ermöglichen. Die meisten Veranstaltungen finden auf Deutsch statt, einige aber auch in anderen Sprachen. Am Samstagabend gibt es ein Konzert der Express Brass Band, ehe von 22 bis sieben Uhr eine Lesenacht vorgesehen ist, für "alle, die Lust haben".
Wer will, kann sich auch am "Protestschlafen unter freiem Himmel" beteiligen. Das erklären die Organisatoren so: "Die Klimakrise führt zu steigender Obdachlosigkeit - ob durch immer extremer werdende Wetterereignisse oder Fluchtbewegungen". Mit der Protestschlaf-Aktion protestiere man "gegen die Untätigkeit der Politik". Und wer es warm will, kann sich ans "linke Lagerfeuer" setzen und Gitarren zuhören. Infos zum Programm gibt es unter klimacamp-muenchen.org.