Einen Tag nach dem Ende der 27. Weltklimakonferenz in Sharm el-Scheich in Ägypten haben Vertreter der "Letzten Generation" hierzulande ihre Proteste fortgesetzt. In München blockierten dabei zunächst sieben Männer und zwei Frauen am Montagmorgen den Verkehr auf der Luitpoldbrücke, indem sie sich auf die Straße setzten; fünf klebten sich mit einer Hand fest. Wie bei vorherigen Aktionen thematisierten sie die Bedrohung durch den Klimawandel und forderten unter anderem ein Tempolimit von 100 km/h, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Die Polizei leitete die Autofahrer um und nahm die neun Aktivisten vorläufig fest. Nachdem einige nach den erkennungsdienstlichen Maßnahmen freigelassen wurden, wiederholten sie die Aktion am Nachmittag gegen 15 Uhr an selber Stelle. Die Polizei bestätigte sechs Aktivisten, von denen sich fünf erneut festgeklebt hatten.
Außer in München gingen Mitglieder der "Letzten Generation" in fünf weiteren Städten auf die Straße. In Berlin trugen Demonstranten gestreifte Gefängniskleidung und Bilder in der Hand, auf denen Mitstreiter zu sehen waren, die seit Anfang November in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim sitzen. Dort bleiben 13 Personen noch bis zum 2. Dezember vorbeugend in Gewahrsam, weil sie an Verkehrsblockaden teilgenommen haben; einer der Aktivisten ist inzwischen in einen Hungerstreik getreten.
Nach dem Bayerischen Polizeiaufgabengesetz ist eine Präventivhaft von bis zu 30 Tagen möglich, um schwere Straftaten zu verhindern. Die Aussicht auf Gefängnis werde die "Letzte Generation" nicht von Aktionen abhalten, sagte Maja Winkelmann, die am Montag unterhalb des Friedensengels auf dem nassen Asphalt saß: "Das ist allen klar, dass uns das droht." Sie empfindet es als "Absurdität", dass die Bundesregierung "nicht mal die einfachsten Maßnahmen zum Klimaschutz trifft und stattdessen die Leute wegsperrt, die dazu aufrufen". Bereits am Morgen kündigte sie an, dass die Proteste fortgesetzt würden: "Wir werden nicht aufhören, bis die Regierung ein Zeichen setzt."
Doch die will sich vor allem nicht unter Druck setzen lassen von den Aktivisten, wie Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in der TV-Talkshow "Anne Will" am Sonntagabend erklärten. Herrmann verwies darauf, dass die Inhaftierten ja gar nicht freikommen, sondern sich lieber "als Märtyrer stilisieren" wollten. In der Tat sind gegen die richterlich angeordnete Ingewahrsamnahme bislang keine Rechtsmittel von den Betroffenen eingelegt worden. Ganz bewusst, wie eine Sprecherin erklärte: "Mit jedem Tag, an dem sie dort sitzen, entlarven sie unsere Bundesregierung in ihrer aktiven Ignoranz der Klimakatastrophe und damit der Grundrechte der jungen Menschen in diesem Land."
Während die ausgebremsten Autofahrer am Montag über die Aktivisten schimpften ("Geht halt mal arbeiten!"), bekamen diese durchaus auch Zuspruch - von vorbeifahrenden Radlern. "Meinen Respekt habt ihr", rief eine Frau, "seid stark!" ein Mann.