Süddeutsche Zeitung

IAA in München:In die nächste Etappe

Messe-Chef Klaus Dittrich hält so manche Kritik an der Mobilitätsausstellung für "kleinlich" und hofft auf eine Neuauflage im kommenden Jahr. Andere Städte würden sich die Hände danach reiben.

Von Catherine Hoffmann

Er sei erstaunt gewesen über die kritischen Diskussionen, die es nach Ausrichtung der Auto- und Verkehrsmesse IAA Mobility in München im vergangenen September gegeben hat, sagte Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, beim Jahrespressegespräch. Erstmals fand die große Show in München statt, erstmals sollte nicht mehr das Automobil im Zentrum stehen und erstmals wurden Fahrzeuge nicht nur in Messehallen gezeigt, sondern auch auf den schönsten Plätzen mitten in der Stadt. "Die IAA Mobility hat Messegeschichte geschrieben", sagte Dittrich. Mit mehr als 400 000 Besuchern sei man auf Anhieb zur größten Mobilitätsmesse der Welt geworden, ein Leuchtturm für die gesamte Branche, der man vorführen konnte, wie auch unter Corona-Bedingungen lebendiges Messegeschäft im Herzen einer Stadt funktioniert.

München hatte den Konzernen den roten Teppich ausgerollt. Die halbe Innenstadt wurde zum Showroom für E-Autos, Fahrräder gab es nur am Rande zu sehen. Das hat nicht allen gefallen. Der Aufbau der Bühnen und das Ausstellen der Autos machte die Innenstadt teils zur autofreien Zone, Zufahrten waren gesperrt und Radwege blockiert, was für Unmut sorgte. Die Grünen im Rathaus und andere IAA-Gegner kritisierten, dass die Innenstadt den Herstellern als Werbefläche zur Verfügung gestellt worden sei. Und die vielen Protestierenden, die vom massiven Polizeiaufgebot auf Abstand gehalten wurden, sahen in der IAA das Symbol für die Nähe zwischen Konzernen und Politik und für alles, was schiefläuft bei der Verkehrswende. Die IAA war so politisch wie nie.

"Eine Werbung für die Stadt, die unbezahlbar wäre"

Die Messegesellschaft will der Kritik trotzen. Sie hofft auf eine Neuauflage der Verkehrsmesse im kommenden Jahr. "Wir erwarten, dass die Stadt dabei bleibt, dass wir - wie vereinbart - die Plätze in der Innenstadt nutzen dürfen", sagte Dittrich. Falls der Münchner Stadtrat vor der nächsten IAA 2023 die Autohersteller wieder aus der Innenstadt verbannen sollte, rechnet der Messechef damit, dass der Autoindustrieverband VDA mit der Veranstaltung fortzieht. "Ich kenne mindestens sechs deutsche Städte, die sich die Hände reiben würden", so Dittrich, der auf Einsicht bei den Kritikern der Mobilitätsshow setzt. "Ich hoffe, dass auch die Chancen gesehen werden, die eine solche Messe bietet", appellierte Dittrich an die Politiker im Rathaus.

Die mediale Reichweite der Veranstaltung im Herbst sei erstaunlich gewesen. Mit 1,2 Milliarden Kontakten habe die IAA Mobility 2021 weltweit auf Platz drei hinter den Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft gelegen. "Eine Werbung für die Stadt, die unbezahlbar wäre, die man sich gar nicht leisten könnte", sagte Dittrich. Bilder vom Odeonsplatz, wo Mercedes-Benz eine sphärenhafte Skulptur der US-amerikanischen Künstlerin Janet Echelman über einer monumentalen Bühne für E-Autos schweben ließ, gingen um die Welt und waren noch in den entferntesten Ländern in den Nachrichten zu sehen. "Angesichts der unbezahlten Werbung für die Stadt ist die Diskussion, ob der Rasen auf dem Königsplatz kaputtgemacht wurde, schon sehr kleinlich", sagte Dittrich. Zugleich hob er die positiven Effekte der Messe auf die Wirtschaft hervor, von denen Hotels und Restaurants, Geschäfte und Messebauer, Taxifahrer und viele andere profitiert hätten.

Die Münchner Messegesellschaft war vor der Corona-Pandemie eine der erfolgreichsten Europas. Sie richtet in mehreren Sparten international bedeutende Leitveranstaltungen für die jeweiligen Branchen aus. Dazu gehören die Baumaschinenmesse Bauma, die Immobilienmesse Expo Real und die Sportartikelmesse Ispo. Nach zwei coronabedingten Verlustjahren rechnet Dittrich damit, dass die Messe in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreibt. Ungewöhnlicher Höhepunkt sollen im Sommer aber drei Großkonzerte mit jeweils mehr als 100 000 Besuchern werden: Helene Fischer, Robbie Williams und Andreas Gabalier sollen auftreten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5506860
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dac
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.