Corona-Lage in Kitas:"Es geht nicht darum, dass so wenig Kinder wie möglich kommen"

Corona-Lage in Kitas: Vorlesestunde in der Kita Drachenei - die Erzieherinnen in der Notbetreuung müssen mit Masken arbeiten.

Vorlesestunde in der Kita Drachenei - die Erzieherinnen in der Notbetreuung müssen mit Masken arbeiten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Für berufstätige Eltern wird es auf Dauer noch schwieriger, Kinder zuhause zu umsorgen. Deshalb herrscht in vielen Kitas Regelbetrieb. Die Mitarbeiterinnen hoffen nun auf mehr Sicherheit durch Impfungen und Tests - letztere auch für Kinder.

Von Kathrin Aldenhoff

An manchen Tagen sind 58 Kinder in der Notbetreuung im städtischen Kindergarten in der Thorner Straße in Moosach. 58 von 65, das ist beinahe Regelbetrieb. "Viele unserer Eltern können kein Home-Office machen", sagt Einrichtungsleiter Stefan Dick. Sie arbeiten bei Knorr-Bremse oder BMW, im Krankenhaus oder in der Pflege. "Bei uns war die Notbetreuung schon immer gut besucht", sagt Dick. Und dass es für die Eltern immer schwieriger werde, die Betreuung zu Hause aufrechtzuerhalten. Besonders wenn Geschwisterkinder im Homeschooling sind und dabei auch Unterstützung brauchen.

Seit Montag gilt an den Münchner Kitas wieder Notbetreuung. Und ähnlich wie schon zu Beginn des Jahres sind die Kitas trotzdem gut besucht. In manchen Einrichtungen herrscht beinahe Regelbetrieb. Etwa die Hälfte der Kinder werde betreut, teilt etwa der Paritätische auf Anfrage mit. Die Krippen seien sogar noch voller als die Kindergärten, 70 Prozent der Kinder werden dort betreut, sagt eine Sprecherin. Das seien mehr als im Januar. Eine Auslastung zwischen 50 und 80 Prozent - so viel schätzt die Stadt München für ihre Kitas.

Auch an den Schulen gibt es eine Notbetreuung, für die Kinder, die zu Hause im Distanzunterricht nicht betreut werden können. An der Grundschule Berg am Laim sind mehr als 150 Kinder darin, von insgesamt 560 Schülern. "Die Zahlen steigen", sagt Schulleiter Michael Hoderlein-Rein. Etliche Eltern hätten bereits Bedarf angemeldet, sollte es auch in den kommenden Wochen beim Distanzunterricht bleiben.

Ganz anders ist die Situation in der Grundschule an der Klenzestraße. Dort sind 15 von 300 Kindern in der Notbetreuung, jeden Tag von 8 Uhr bis 12.15 Uhr. Die Eltern nähmen die Situation nach wie vor ernst, sagt Schulleiter Martin Schmid. Viele, die im Home-Office arbeiten können, betreuten ihre Kinder zu Hause. Schmid, der auch Vorsitzender des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands ist, betont, wie schwierig es für die Schulen sei, die Dreifachbelastung aus Distanzunterricht, Wechselunterricht und Notbetreuung zu meistern.

Seit Montag gilt wie für die Schulen auch für die Horte und Tagesheime eine Testpflicht. Außer das Kind hat in den vergangenen 24 Stunden im Präsenzunterricht oder in der Notbetreuung bereits einen Test gemacht, dann muss es sich nicht noch einmal kontrollieren lassen. In der vergangenen Woche, der ersten Woche nach den Osterferien, hatte es die Testpflicht für Schulkinder an den Horten und Tagesheimen noch nicht gegeben.

Auch die Idee, Kita-Kinder regelmäßig freiwillig zu testen, wurde immer wieder diskutiert. In der Kita Drachenei, einer Eltern-Kind-Initiative in Laim, wollen sie diese Woche damit beginnen. Die Idee kam von einer Mutter, erzählt Kita-Leiterin Stephanie Stimmer. In Zukunft sollen die Kinder zwei Mal pro Woche einen Spuck- oder Speicheltest machen. Auch in dieser Kita herrscht beinahe Regelbetrieb, von 46 Kindern werden 36 in die Notbetreuung gebracht. Ähnlich war es im Februar. "Es sind immer dieselben Familien, die ihre Kinder zu Hause betreuen, obwohl beide berufstätig sind", sagt Stimmer.

Auch sie und ihre Mitarbeiterinnen testen sich zwei Mal die Woche. Außerdem hätten die ersten Kita-Mitarbeiter inzwischen ihre erste Impfung bekommen. Das Isar-Klinikum teilt mit, dass dort bislang 8900 Mitarbeiter von Grundschulen und Kindertagesstätten ihre erste Impfung bekommen hätten. Die Impfungen und die Tests gäben ihnen Sicherheit, sagt Stimmer. Und bis jetzt, sagt sie, sei ja auch alles gut gegangen. Sie hatten noch keinen Coronafall in der Einrichtung.

Auf der Homepage der Stadt München zeigen Balken an, wie viele Münchner welcher Altersgruppen sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Balken der Kinder und Jugendlichen sind eher kurz, die der 21 bis 40-Jährigen sind am längsten. In der Altersgruppe der Null- bis Fünfjährigen sind es 1849 Infizierte, in der Gruppe der Sechs- bis Zehnjährigen etwas mehr als 2000. Zwischen elf und 20 Jahren waren insgesamt 6450 Personen infiziert.

Bundesweit stiegen die Inzidenzen bei Kindern, sagt Siri Schultze, Geschäftsführerin des Stadtverbands München der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW). Sie schätzt die Auslastung der Münchner Kitas auf 70 bis 85 Prozent. Und wünscht sich eine echte Notbetreuung. "Es geht nicht darum, dass so wenig Kinder wie möglich kommen sollen. Man muss genau schauen, wo der Bedarf ist." Sie ist der Meinung, in dieser Frage sollte auch das pädagogische Personal mitentscheiden, nicht nur die Eltern.

In den Kitas der Inneren Mission werden normalerweise 1188 Kinder betreut. Knapp die Hälfte von ihnen kommt auch diese Woche, die Zahlen schwanken von Einrichtung zu Einrichtung. In manche Einrichtungen werden 27 Prozent der Kinder gebracht, in anderen sind es mit 92 Prozent fast alle Kinder. Warum das so ist, das weiß auch Margit te Brake, Leiterin des Geschäftsbereichs Kindertagesbetreuung bei der Inneren Mission, nicht. Die Erzieher gingen unterschiedlich damit um. "Manche haben mehr Angst, andere kommen mit weniger Sorge in die Einrichtungen."

In den privaten Kitas Mini-Haus kommen drei Viertel der Kinder in die Notbetreuung. Das sei auch kein Problem, sagt Geschäftsführer Rainer Eckerl. Sie hätten gute Hygienemaßnahmen und die wirkten auch. Seit Oktober hatten sie bei 700 Kindern nur zwei Coronafälle.

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