Großer Kita-Streik in München:Wohin mit den Kindern am Donnerstag?

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Ein Mann mit einem Kind auf dem Arm und einem an der Hand wirft einen Schatten auf eine mit bunten Handabdrücken bemalte Wand. (Symbolbild) (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Gewerkschaft Verdi ruft zu Warnstreiks im öffentlichen Dienst auf, in München sind Kinderbetreuungseinrichtungen davon besonders betroffen. Viele Eltern müssen deshalb kreative Lösungen finden.

Von Patrik Stäbler

Diese Woche glühen viele Elternchats in Münchens Kindergärten und Krippen vor Nachrichten. Der Grund: Auf diesem Wege tauschen sich die Mütter und Väter über alternative Betreuungsmöglichkeiten für den Fall aus, dass ihre Einrichtung am Donnerstag geschlossen bleibt. Denn für den 13. Februar hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bayernweit zu Warnstreiks im öffentlichen Dienst aufgerufen. Und in München sind davon neben Müllabfuhr und Krankenhäusern auch die städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen betroffen.

In welchem Ausmaß sie bestreikt werden, sei vorab nicht bekannt, heißt es aus dem Rathaus. Daher könne man nicht sagen, welche Einrichtungen normal geöffnet sind, ihren Betrieb einschränken oder ganz schließen.

„Für die Elternschaft ist das natürlich bitter und schmerzhaft“, sagt Chris Hollmann vom Gemeinsamen Kindergartenbeirat der Stadt. Und dennoch herrscht ihm zufolge bei den Müttern und Vätern „größtenteils Verständnis“ für den Warnstreik. Schließlich bekommen sie tagtäglich vor Augen geführt, welche „essenzielle gesellschaftliche Arbeit“ in den Betreuungseinrichtungen geleistet wird, so die Gewerkschaft Verdi. Und: wie herausfordernd diese Aufgabe angesichts von knappem Personal und großen Gruppen in etlichen Krippen, Kindergärten und Horten ist.

Zudem sei der Warnstreik aus zweierlei Gründen für viele Eltern leichter zu bewältigen, sagt Chris Hollmann, der selbst einen Sohn in einem städtischen Kindergarten hat. Zum einen handle es sich lediglich um eine eintägige Aktion. Zum anderen sei diese mit ausreichend Vorlauf angekündigt worden. „Die Elternschaft konnte sich dadurch auf den Donnerstag vorbereiten“, sagt Hollmann.

Bedeutet: Die Kinder kommen bei Großeltern oder Verwandten unter, wahlweise Mutter oder Vater bleiben im Home-Office oder Eltern tun sich untereinander zusammen. „In vielen Kindergartengruppen gibt es Chatgruppen“, weiß Hollmann. „Dort tauscht man sich aus, und oft sagt ein Elternteil: Ich bin zu Hause und kann mehrere Kinder betreuen.“

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Im „Worst Case“, so der Vorsitzende des Gemeinsamen Kindergartenbeirats, würden Eltern ihr Kind mit in die Arbeit nehmen. Einige große Unternehmen träfen hierfür sogar Vorbereitungen und stellten Räumlichkeiten für die Kinder zur Verfügung, sagt Hollmann.

Derweil rät das Rathaus allen Eltern, sich vorab bei ihrer Einrichtung über mögliche Auswirkungen des Warnstreiks zu informieren. Insgesamt gibt es in München knapp 500 städtische Kitas; die etwa 1000 Einrichtungen anderer Träger sind nicht von dem Arbeitskampf betroffen. Doch auch in den kommunalen Krippen, Kindergärten und Horten werde es keine flächendeckenden Schließungen geben, kündigt Claudia Weber an, Geschäftsführerin von Verdi in München. Sie nennt den Warnstreik daher „sehr human“ und betont: „Wir gehen nicht in die Vollen.“

Und doch wolle die Gewerkschaft von München aus ein klares Zeichen setzen vor der zweiten Verhandlungsrunde am 17. und 18. Februar. „Wir brauchen einen attraktiven öffentlichen Dienst, denn er hält unsere Gesellschaft am Laufen“, sagt Weber. Entsprechend seien „angemessene Löhne, mehr Entlastung und echte Wertschätzung“ unabdingbar.

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Verdi fordert für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen acht Prozent mehr Gehalt, höhere Zuschläge, eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen und Praktikumsentgelte um monatlich 200 Euro sowie drei zusätzliche freie Tage.

Ein konkretes Gegenangebot der Arbeitgeber liegt bislang nicht vor. Jedoch ist die Haushaltslage in zahlreichen Kommunen bereits angespannt; steigende Personalkosten würden die finanziellen Probleme vielerorts verschärfen. Mit Blick darauf sagt Verdi-Geschäftsführerin Weber: „Sogar die reiche Stadt München muss jetzt sparen. Das zeigt, dass es eine andere Finanzierung der Kommunen geben muss, auch mit Sondertöpfen für Investitionen.“

Einsparungen bei den Gehältern im öffentlichen Dienst seien jedenfalls keine Option. „Nur mit guten Arbeitsbedingungen und fairen Löhnen können wir dem Personalmangel entgegenwirken“, ist Weber überzeugt. „Die Beschäftigten arbeiten durch steigende Anforderungen und viele unbesetzte Stellen am Limit.“

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